
© Gestaltung: Tagesspiegel/Foto: Philipp Arnoldt/IHK Berlin
Manja Schreiners Vision für Berlin 2030: „Berlin wird Deutschlands führender Wirtschaftsstandort sein“
Für Berlins Wirtschaft braucht es: eine technologische Revolution, Hochschulmodernisierungen und eine Entrümpelung des Vergaberechts. Die Ideen der ehemaligen Verkehrssenatorin und Chefin der IHK Berlin.

Stand:
Berlin ist die Stadt der Chancen. Seit Jahren wachsen unsere Unternehmen schneller als im Bundesdurchschnitt. Berlin hat das Potenzial, 2030 Deutschlands führender Wirtschaftsstandort zu sein. Doch um diese Vision wahr werden zu lassen, muss es uns gelingen, auf neuen Technologiefeldern – künstliche Intelligenz, Robotik, Aerospace, Materialwissenschaften, Grüne Chemie und weitere – Spitzenunternehmen hervorzubringen. Meine Vision von Berlin 2030 ist eine Stadt, die in einer Ära technologischer Disruption die technologische Revolution entschlossen in wirtschaftlichen Erfolg transferiert hat.
Ab 2025 hat Berlin dafür im Wissenschafts- und Forschungsbereich europaweit Maßstäbe gesetzt. Studierende profitieren von hochschulübergreifender Flexibilität und Offenheit, Forschende und ihre Partner von schnellen, nahezu bürokratielosen Förderprozessen. Besondere Meilensteine sind die zügigen Hochschulmodernisierungen und das „IP for free“-Modell, das Hochschul-Erfindern maximale Gestaltungsfreiheit gibt, während ihre Institutionen durch Gewinnbeteiligungen gestärkt werden.
Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sind in Berlin so eng vernetzt wie nirgendwo sonst in Europa. Dazu hat nicht zuletzt die Aufwertung des Wissens- und Technologietransfers als dritte gleichberechtigte Säule neben Forschung und Lehre in den Berliner Hochschulverträgen beigetragen. Das ebenfalls verankerte anreizintensive Indikatorensystem, das von Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam entwickelt wurde, ermöglicht eine hochschulindividuelle Bewertung der Transferleistung und fördert jeweils spezifische Schwerpunktsetzungen. In Rekordzeit hat sich Berlin zu einem einzigartigen Experimentierfeld mit internationaler Strahlkraft entwickelt und verzeichnet ein stolzes Plus von 50.000 Studierenden und 20.000 Forschenden.
Wir arbeiten eng vernetzt in der Metropolregion daran, Innovationen in Wertschöpfungsketten zu entwickeln. Im Rahmen der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB) werden die Stärken der Unternehmen, Forschungsleuchttürme und Wissenschaftseinrichtungen in Clustern gebündelt und die Vernetzung der Akteure gefördert. Bei der Fortschreibung der innoBB ist es von entscheidender Bedeutung, die Strategie in eine flexiblere Form zu überführen. Das globale Innovationsgeschehen ist schnelllebig; die Grenzen zwischen Technologien häufig fließend. Damit sich die Metropolregion weltweit an der Spitze festsetzen kann, werden Trends und Potenziale frühzeitig identifiziert und das Innovationsökosystems entsprechend ausgerichtet.
Stadt der Startups und Unternehmensgründungen
Zugleich ist unsere Stadt im Jahr 2030 eines der international erfolgreichsten Ökosysteme für Startups und ein international führender Hub für wissenschaftsbasierte Unternehmensgründungen. Forschern, die an Hochschulen und Forschungszentren gründen wollen, steht ein dichtes Unterstützungssystem zur Seite: Auf dem Campus werden sie begleitet von ‚Investors in Residence‘ und kompetenten Gründungsservices; sie haben Zugang zu Ressourcen, von Laborflächen bis hin zu öffentlichen und privaten Fonds. Für Talente und Venture Capital ist Berlin eines der attraktivsten Ziele.
Die IHK Berlin will dieses Ökosystem weiter stärken. Ein Schwerpunkt liegt auf den DeepTech-Startups, also technologiegetriebenen Gründungen mit wissenschaftlicher Innovation. Die Startup-Factory UNITE, in der sich Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstitute und Unternehmen zu einem schlagkräftigen Konsortium zusammengeschlossen haben, dient als zentraler Akteur, der die Ressourcen der Berliner Wissenschaft und Wirtschaft bündelt.
Für internationale Fachkräfte ist Berlin hochattraktiver Anziehungspunkt. Die von der IHK initiierten Talentebrücken mit Drittstaaten tragen ihre Früchte und leisten damit einen großen Anteil, den Fachkräftebedarf in der Stadt zu schließen.
Die Entrümpelung des Vergaberechts
Stadt und Verwaltung indessen sind Vorreiter für den Einsatz moderner technologischer Lösungen. Den Durchbruch erzielte die Stadt mit der im Jahr 2025 gestarteten Offensive für eine moderne und innovationsfördernde öffentliche Vergabe. Die Entrümpelung des Vergaberechts von bürokratischen Lasten und die Rückbesinnung auf den Zweck der wirtschaftlichen Beschaffung hat wahre Wunder gewirkt.
Nahezu alle Unternehmen aus dem Bau-, Liefer- und Dienstleitungsbereich beteiligen sich regelmäßig an öffentlichen Ausschreibungen, denn die Erfolgsaussichten für qualitativ hochwertige Lösungsangebote sind gut. Gerade junge Unternehmen bevorzugen Berlin als Standort, weil die Stadt nicht nur Unternehmensgründungen fördert, sondern sich auch als Referenzpartner für den Marktzutritt einen Namen gemacht hat.
Gegenseitiges Voneinanderlernen
Metropolen und Wirtschaftsstandorte stehen weltweit vor vergleichbaren Herausforderungen, wie zum Beispiel dem Klimawandel und der nachhaltigen Stadtentwicklung, der Digitalisierung und der Weiterentwicklung zu Smart Cities. Hier lernt unsere Stadt durch regelmäßigen Austausch von internationalen Best Practices.
In der politischen Interessenvertretung werden die international gesammelten Impulse im fortlaufenden Dialog mit der Berliner Politik und Verwaltung eingebracht. So treiben wir die Entwicklung Berlins zu einer der wettbewerbsfähigsten und innovativsten Metropole weiter voran.
Ich bin davon überzeugt: Berlin wird auch bis 2030 und darüber hinaus wirtschaftlich stärker wachsen als alle anderen Bundesländer. Berlin wird Stammsitz großer und mittlerer Unternehmen sein, deren Produkte unsere Zukunft ermöglichen und formen – die Zukunft in einer Stadt, die offen ist für Innovationen und die mit einer starken Wirtschaft neuen Wohlstand und neue Chancen schafft.
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