
© Gestaltung: Tagesspiegel/Patrycia Lukas
Gründen ist Teamsache. Vier von fünf Start-ups werden laut dem „Deutschen Startup Monitor“ von mindestens zwei Personen aufgebaut. Teams sind meistens erfolgreicher, weil sie mehr Wissen und Ressourcen vereinen. Von Synergien dieser Art profitieren auch Start-up-Hubs. Sie fördern den Austausch und bieten Raum, in dem Fragen und Herausforderungen gemeinsam gelöst werden.
Denn Gründer*innen stehen am Anfang vor ähnlichen Herausforderungen: vom Aufbau grundlegender Prozesse über die Kundengewinnung bis hin zur Skalierung und Mitarbeiterentwicklung.
Ein Ort, der Maßstäbe setzt
Eine Best Practice für so einen Start-up-Hub ist die STATION F in Paris. Es ist mehr als nur ein Coworking-Space. Es ist ein Campus, der die gesamte Gründungsszene bündelt: von der ersten Idee über die Skalierung bis zum internationalen Erfolg. Ein Ort mit einer zentralen Anlaufstelle für Start-ups, für alle Behördengänge und Anträge. Mit über 1000 Start-ups, mehr als 30 Förderprogrammen und einer Infrastruktur, die speziell auf die Bedürfnisse von Gründer*innen zugeschnitten ist.
So entsteht ein klarer Fokus, gegenseitiges Lernen und kreative Synergien, indem sich Gründer*innen, Konzerne, Investoren und Teams aus verschiedenen Branchen und Industrien austauschen. Ein starkes Netzwerk und eine Plattform, die gezielte Unterstützung in kritischen Wachstumsphasen bietet.
Alle Videos aus der Serie „Berlin 2030“
Frankreich hat erkannt, dass ein solches Zentrum nicht nur für Start-ups wichtig ist, sondern auch für die wirtschaftliche Zukunft des Landes. STATION F ist längst ein internationales Aushängeschild und ein Magnet für Gründungswillige. Ein solches Signal wäre auch für Deutschland so gut. Und wo, wenn nicht in Berlin, könnte eine deutsche STATION F entstehen?
Berlin ist Deutschlands Startup-Hotspot – Tendenz sinkend
2024 gab Berlin mit 498 neuen Gründungen und 256 Finanzierungsrunden in Start-up-Deutschland weiterhin den Takt vor. Berliner Jungunternehmen erhielten in diesem Zeitraum 2,2 Milliarden Euro – mehr gab es in keiner deutschen Stadt. Die Hauptstadt ist Heimat internationaler agierender Scale-ups und Sitz der meisten deutschen Unicorns – von den 27 deutschen Einhörnern haben 13 ihren Sitz in Berlin.
Doch die Konkurrenz schläft nicht: Kein einziges der neuen Unicorns der Jahre 2023 und 2024 hat seinen Ursprung in Berlin. Vor allem München holt auf. Es punktet nicht nur mit hohen Gründungszahlen pro Kopf, sondern auch mit einer höheren Zufriedenheit der Gründer*innen hinsichtlich der Standortbedingungen.
Tatsächlich geben mehr Gründer*innen in München als in Berlin an, ihre Start-ups erneut am selben Ort gründen zu wollen. Mit der UnternehmerTUM ist im Süden Deutschland ein Leuchtturm für Entrepreneurship entstanden, dessen Licht weit über die Grenzen Bayerns strahlt: Erst kürzlich belegte die Ideenschmiede erneut Platz 1 des Europe’s Leading Start-up Hub-Ranking der „Financial Times“. Ein grandioser Erfolg – Initiativen wie diese führen Deutschland in die Zukunft.
Berlin kann mehr – Zeit für ein Upgrade
Zwar gibt es bereits zahlreiche Start-up-Hubs in Berlin, doch die Aktivitäten sind nicht in einem branchenübergreifenden Zentrum à la STATION F gebündelt. Orte wie die Factory Berlin, Adlershof, The Delta Campus oder der Impact Hub leisten wichtige Arbeit, sind aber weit über die Stadt verteilt und lassen mögliche Synergien ungenutzt.
Ein großer Campus mit Mentoring-Programmen, Zugang zu Investoren, Mittelständlern und Konzernen sowie einer starken Community könnte diese Lücke schließen und Berlin als Start-up-Metropole Europas stärken. Der aktuell im Bundeswirtschaftsministerium laufende Wettbewerb um die sogenannten „Start-up-Factories“, mit seinem Ziel, überregional und international in Deutschland bis zu zehn sichtbare Leuchttürme zu etablieren, ist ein vielversprechender Ansatz, von dem auch die Hauptstadt profitieren könnte. Hier geht mit UNITE eine hochschulübergreifende Initiative an den Start.
Wir dürfen nicht schlafen
Ein zentraler Start-up-Hub könnte Berlin neu definieren und seine Position als europäischer Start-up-Hotspot festigen. Berlin hat zahlreiche vielversprechende Standorte wie die Flughäfen Tegel und Tempelhof, das ICC oder Siemensstadt, die Platz und Potenzial bieten. Mit starken Partnern und einer unternehmerisch geführten Struktur könnte ein Berliner Pendant zur STATION F ein Gamechanger werden – ein Leuchtturm für Gründer*innen und ein zentraler Ort für Austausch, Kapital und Innovationen.
Damit könnte sich das enorme Potenzial der Hauptstadt stärker entfalten und Berlin sich noch mehr als bisher als dynamische Anlaufstelle für zukunftsweisende Start-ups und Investoren etablieren. Gewinnen würde am Ende die gesamte deutsche Volkswirtschaft, weil wir dadurch unser Potenzial aus internationaler Spitzenforschung, herausragenden Talenten, einer starken industriellen Basis und privatem Kapital insgesamt besser nutzen könnten.
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