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Eine S-Bahn fährt an der gesperrten Ringbahnbrücke entlang.

© AFP/JOHN MACDOUGALL

Update

Marode A100-Brücke in Berlin: Ringbahn bleibt für unbestimmte Zeit unterbrochen – Wegner äußert sich

Die Ringbahn ist unter der maroden A100-Brücke gesperrt. Noch ist unklar, wann die S-Bahn-Strecke wieder freigegeben wird. Im Gespräch ist nun auch ein früherer Abriss.

Stand:

Die Auswirkungen des Brückenchaos am Dreieck Funkturm werden immer gravierender. Die Ringbahn bleibt bis auf Weiteres zwischen den Stationen Halensee und Westend unterbrochen. Die Autobahn GmbH des Bundes konnte am Freitag auf einer Pressekonferenz keinen Termin nennen, wann die S-Bahn-Strecke unter der maroden A100-Brücke am Berliner Autobahndreieck Funkturm wieder freigegeben werden kann.

Unklar ist demnach auch, ob die Brücke wie zunächst angekündigt bis zum Abbruch gestützt oder direkt abgerissen wird.  „Die schnellste Variante wird gewählt“, sagte Dirk Brandenburger, Technischer Geschäftsführer der Autobahn GmbH. Welche das sein wird, werde ebenso wie ein „belastbarer Zeitstrahl“ voraussichtlich kommende Woche bekannt gegeben. „Ich möchte heute nicht spekulieren“, sagte Brandenburger. „Alle verfügbaren Experten arbeiten an einer Lösung.“

Am Vorabend hieß es noch, die für eine Stützung der Brücke erforderlichen Arbeiten begännen sofort. Man sei zunächst davon ausgegangen, dass dies das schnellere Verfahren sei, sagte Brandenburger. Nun habe man „weitergedacht“, ein sofortiger Abriss sei demnach nun auch eine Option. Der sich bereits in Planung befindende Neubau der Westendbrücke, die durch die Sperrung der Ringbahnbrücke derzeit ebenfalls nicht befahren wird, soll in die Konzeption miteinfließen, sagte Brandenburger.

Der Abriss und Neubau beider Brücken könnte demnach parallel erfolgen. Welche weiteren Einschränkungen des S-Bahn- und Autoverkehrs damit einhergehen würden, ist offen.

Nun hat sich der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zu der Situation geäußert. „Ich nehme die Situation an der A100 sehr ernst und stehe in engem Austausch mit der Verkehrssenatorin. Die Sicherheit der Berlinerinnen und Berliner steht für mich an erster Stelle“, schrieb er auf der Plattform X.

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Gemeinsam mit allen Beteiligten wie der Autobahn, dem BMDV, den betroffenen Bezirken arbeitet die Verkehrssenatorin mit Hochdruck dran, die Situation an der Ringbahnbrücke zu lösen und den Verkehrsfluss in unserer Stadt so schnell wie möglich wiederherzustellen.“

Der Berliner Senat werde alle ihm zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen, um diesen Prozess zu beschleunigen.

S41, S42 und S46 unterbrochen

Die Ringbahnbrücke ist seit rund anderthalb Wochen für den Autoverkehr gesperrt, weil sich ein bereits bekannter Riss in dem Bauwerk vergrößert hatte. Am Donnerstagabend folgte die vorsorgliche Sperrung der S-Bahn-Strecke, die unter der Brücke hindurchführt. Laut Brandenburger habe ein Gutachter diese „Notvorsorgemaßnahme“ empfohlen, da nicht ausgeschlossen werden könne, dass sich der Riss weiter vergrößere.

Die S-Bahn hat einen Ersatzverkehr mit Bussen zwischen den Stationen Halensee und Westend eingerichtet. Betroffen sind die Ringbahn-Linien S41 und S42 sowie die S46. Der Fernverkehr sei von der Streckensperrung nicht betroffen, sagte ein Bahn-Sprecher am Freitag auf Nachfrage.

Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) kündigte bei der Pressekonferenz an, dass es am Dienstag ein Spitzengespräch mit der Autobahngesellschaft, Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos), dem Fernstraßenbundesamt, der BVG, der S-Bahn Berlin sowie Polizei und Feuerwehr geben wird. Auch die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES) und der Bauindustrieverband sollen an dem Termin teilnehmen. Daraus solle ein Lenkungskreis entstehen, der schnell Entscheidungen treffe.

Nach Angaben der S-Bahn ist der Abschnitt zwischen Halensee und Westend gesperrt. Die Züge fahren wie folgt:

  • S41: Westend > Gesundbrunnen > Ostkreuz > Südkreuz > Halensee > Charlottenburg
  • S42: Charlottenburg > Halensee > Südkreuz > Ostkreuz > Gesundbrunnen > Westend
  • S46: Königs Wusterhausen <> Bundesplatz

Die S41 und S42 werden nach Charlottenburg umgeleitet, zwischen Halensee und Charlottenburg besteht ein 20-Minuten-Takt. Am Bahnhof Charlottenburg hält auch die Stadtbahn.

Wie die S-Bahn mitteilte, wird zwischen Halensee und Westend ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet:

Die Haltestellen des Ersatzverkehrs:

  • S Halensee: Kurfürstendamm (wie Bus M19, M29, X10, 104)
  • S Westkreuz:
    • in Richtung Westend: Halenseestraße, BVG-Haltestelle „S Westkreuz“ (wie Bus 143)
    • in Richtung Halensee: Halenseestraße, BVG-Haltestelle „Trabener Steg“ (wie Bus 143)
  • S Messe Nord/ZOB:
    • Erster Halt Messedamm, BVG-Haltestelle „Messedamm/ ZOB“ (wie Bus 139)
    • Zweiter Halt Königin-Elisabeth-Straße, BVG-Haltestelle „U Kaiserdamm“ (wie Bus 139)
  • S Westend: Spandauer Damm (wie Bus M45)

Der Ersatzverkehr soll montags bis freitags von circa 4 Uhr bis 21 Uhr im Fünf-Minuten-Takt fahren, am Abend täglich bis 1.30 Uhr im Zehn-Minuten-Takt. Am Wochenende soll von circa 5 Uhr bis 21 Uhr ein Fünf-Minuten-Takt angeboten werden und im Nachtverkehr am Wochenende von circa 1.30 Uhr bis 5 Uhr ein 15-Minuten-Takt.

Allerdings wies die S-Bahn darauf hin, dass es auch beim Ersatzverkehr Probleme geben könnte: „Aufgrund verkehrsbedingter Einflüsse kann der Takt nicht immer gehalten werden und es kann zu Fahrzeitverlängerungen kommen.“ Denn die Busse fahren über die direkte Umfahrungsstrecke der gesperrten A100-Brücke über den Messedamm und die Königin-Elisabeth-Straße.

Busstau am Bahnhof Westend.

© Antonia Bohländer

Gestresste Fahrgäste am Bahnhof Westend: „Alles irgendwie scheiße“

Das bekommen die Fahrgäste des Ersatzverkehrs am Freitagvormittag zu spüren: Statt fünf Minuten mit der S-Bahn braucht eine Tagesspiegel-Reporterin mit dem Ersatzbus von Halensee nach Westend 40 Minuten. Mit im Bus sitzt Christiane. Die 69-Jährige ist sichtlich gestresst, sie müsse einen Zug nach Rostock bekommen, sagt sie. Wenn sie ihren Zug verpasst, komme der nächste erst am Nachmittag. „Mit der S-Bahn hätte man das Problem jetzt nicht“, sagt sie resigniert und meint damit den Stau, in dem der Ersatzbus seit zehn Minuten steht.

Hier geht’s lang. Ein Pfeil weist am S-Bahnhof Westend den Weg zum Ersatzverkehr.

© Antonia Bohländer

Sowohl am S-Bahnhof Halensee als auch am Bahnhof Westend fehlen Hinweisschilder, die auf den Ersatzverkehr hinweisen. Dafür stehen Bahn-Mitarbeiter in Warnwesten bereit, um Fahrgästen den Weg zu weisen. Am Bahnhof Westend ist die Stimmung unter Fahrgästen und Mitarbeitern sichtlich gestresst, berichtet die Tagesspiegel-Reporterin. „Alles irgendwie scheiße“, sagt ein jüngerer Mann im Vorbeigehen.

Zur Umfahrung bittet die S-Bahn, auf folgende Linien auszuweichen:

Umfahrungsmöglichkeiten:

  • zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz/Schöneberg die Linien S1, S2, S25, S26
  • zwischen Gesundbrunnen und Hermannstraße die Linie U8
  • zwischen Wedding und Tempelhof die Linie U6
  • zwischen Westhafen und Bundesplatz die Linie U9
  • zwischen Jungfernheide und Neukölln die Linie U7

Senatorin Bonde: Sicherheit der Berliner gewährleisten

Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) hatte am Donnerstag mitgeteilt: „Die Sperrung ist notwendig, um die Sicherheit der Berlinerinnen und Berliner zu gewährleisten. Meine Verwaltung und ich stehen in engem Kontakt mit der S-Bahn Berlin GmbH und der Autobahn des Bundes.“ Die S-Bahn fahre mit einem Ersatzkonzept, um die Belastung für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten, sagte Bonde.

„Ich bedaure die dadurch entstehenden Belastungen sehr, doch die Sicherheit der Berlinerinnen und Berliner hat natürlich oberste Priorität“, teilte die Senatorin mit. „Ich bitte um Verständnis, wenn es angesichts der Kurzfristigkeit zunächst noch zu Einschränkungen kommt.“

Die Autobahn GmbH hatte die Ringbahnbrücke vor einer Woche überraschend gesperrt, weil sich ein Riss im Tragwerk der Brücke unerwartet vergrößert hatte. Infolge der Sperrung kam es an dem bundesweit wichtigen Verkehrsknoten zu Chaos.

Autobahn GmbH hatte gerade erst Umleitungen vorgestellt

Seit Anfang der Woche fließt der Verkehr in Richtung Norden wieder. Er wird einspurig über die Gegenfahrbahn umgeleitet. Lkw mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen dürfen allerdings nicht über die Umleitung fahren.

Der Berliner Verkehr kommt mit der neuen Nachricht weiter nicht zur Ruhe. Seit Januar hat die Gewerkschaft Verdi fünfmal zum Warnstreik bei den Berliner Verkehrsbetrieben aufgerufen. Der aktuelle Ausstand endete am Freitagmorgen. Von den Warnstreiks war die S-Bahn allerdings nicht betroffen, weil sie von der Deutschen Bahn betrieben wird.

Die Ringbahn-Brücke soll komplett abgerissen und neu gebaut werden. Die Autobahn GmbH hatte noch am Mittwoch mit anderen Beteiligten ein Umleitungskonzept für die kommenden Wochen und Monate vorgestellt. Dabei hieß es, dass es zunächst wohl keine Auswirkungen auf die S-Bahn geben werde.

Der technische Geschäftsführer der für den Bau zuständigen Projektmanagementgesellschaft Deges, Andreas Irngartinger, sagte am Mittwoch, die Ausschreibung für den Abriss der Brücke solle noch vor Ostern beginnen. Der Abriss selbst könnte demnach im besten Fall drei Monate dauern. Wie lange der Neubau dauern werde, blieb offen. (dpa, Tsp)

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