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Die B.L.O. Ateliers in Berlin-Lichtenberg

© Dominik Lenze

Mit Kunst, Jazz und Bogenschießen: BLO-Ateliers in Berlin-Lichtenberg feiern Wiedereröffnung

Die Ateliergemeinschaft auf dem ehemaligen Bahngelände am Nöldnerplatz empfängt am Wochenende wieder Publikum. Doch die Vermieterin untersagt weiter den Zugang zu den meisten Ateliers.

Stand:

Die BLO-Ateliers in Berlin-Lichtenberg eröffnen am Wochenende wieder – zumindest fast. Donnerstagfrüh hat die Ateliergemeinschaft zumindest die abschließende Genehmigung für die Feier zur Wiedereröffnung erhalten. Doch einen Großteil der Gebäude dürfen die Künstlerinnen und Künstler weiterhin nicht betreten, wie der Verein Lockkunst auf Anfrage mitteilt. Langfristig will die Vermieterin – die Deutsche Bahn (DB) – die Ateliers sowieso nicht mehr auf dem Gelände haben. 

Wegen veralteter Elektrik auf dem Gleisdreieck-Gelände hatte die Bahn im vergangenen Sommer den Zutritt zu den Gebäuden untersagt. In Eigenregie haben die Mitglieder der Ateliergemeinschaft nun die Elektrik sanieren lassen, immerhin können zwei Gebäude für die Feier am Wochenende genutzt werden. 

80.000 Euro hat der Verein Lockkunst dafür aus eigenen Mitteln beigesteuert, 100.000 Euro konnten an Lottomitteln eingeworben werden. Für die Künstlerinnen und Künstler kam das Verbot, ihre Arbeitsstätte zu betreten, überraschend. „Für viele war das eine existenzbedrohende Situation”, sagt Christa Fülbier, Vorstandsmitglied bei Lockkunst.


Workshops, Ausstellung, Konzert

Am Freitag nimmt die Ateliergemeinschaft an der Langen Nacht der Bilder teil: Über 20 Künstler, Künstlerinnen und Kollektive zeigen Malereien, Zeichnungen, Text- und Videoarbeiten. In der Kantine auf dem Ateliergelände wird eine Jazz-Bar zum Verweilen einladen.

Die „Grand Re-Opening-Feier” findet dann am Samstag statt: Ab 14 Uhr gibt es Workshops in unterschiedlichen Disziplinen wie Graffiti, Siebdruck, Akrobatik und Bogenschießen. Ab 18 Uhr stehen mehrere Bands auf der Bühne. Der Eintritt ist gegen Spende frei. 

Bedrohtes Kunstareal aus der Vogelperspektive: 64 Ateliers und Werkstätten befinden sich aus dem Gleisdreieck beim Nöldnerplatz.

© Lockkunst e.V.

Im Juli vergangenen Jahres lief der damals gültige Mietvertrag zwischen den BLO-Ateliers und DB Immobilien aus. Um die Neufassung des Mietvertrags wurde länger gerungen. Für die nächsten rund zwei Jahre ist der Bestand der Ateliers gesichert: Im Frühjahr haben der Verein Lockkunst und die Bahn einen Anschussmietvertrag bis Mai 2027 geschlossen. 

Langfristig sei die Lage der Ateliers aber keineswegs sicher, sagt Christa Fülbier. Wenn sich Verein und Bahn nun endlich erfolgreich auf eine Rücknahme der Nutzungsuntersagung einigen, „müssen beide Parteien direkt wieder in neue Mietvertragsverhandlungen über den Mai 2027 hinaus einsteigen“, sagt sie. 

Bahn will Gelände selber nutzen

Die Bahn hat nach wie vor eigene Interessen mit dem Grundstück: „Nach der befristeten Vertragslaufzeit von zweieinhalb Jahren soll das Gelände wieder für den Eisenbahnbetrieb genutzt werden“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. 

Die DB überprüfe aktuell ihren Bedarf an Flächen im gesamten Stadtgebiet, darunter auch das Grundstück in Lichtenberg. „Mit zusätzlichem Verkehr auf der Schiene wächst auch der Bedarf an zusätzlichen Abstellflächen für Züge. Vor allem im innerstädtischen Bereich sind diese Eisenbahnflächen daher ein hohes Gut“, heißt es weiter. 

Welche konkreten Schritte einer Rücknahme der Nutzungsuntersagung noch im Wege stehen, wollte die Pressestelle der Bahn auf Tagesspiegel-Anfrage nicht sagen. Nach Angaben des Vereins Lockkunst gehe es weiterhin um ausstehende Arbeiten an der Elektronik. 

Für komplexe Elektrik-Arbeiten, für deren Erledigung es auch zertifizierter Nachweise bedarf, hat die Ateliergemeinschaft Fachleute beauftragt. Einen großen Teil der Arbeiten, zum Beispiel das Entfernen uralter Bahn-Kabel aus den Gebäuden, hätten die Künstlerinnen und Künstler aber selbst übernommen, berichtet Fülbier. Gerade weil man so viel Arbeit in das Gelände investiert habe, will man weiter um den Verbleib an diesem Standort kämpfen: „Wir wollen unbedingt bleiben“, sagt Fülbier. 

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