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Videodreh in einem Workshop der Initiative Turning Tables in Berlin. Die ursprünglich von Dänen gegründete Organisation hilft Jugendlichen aus sozial schwierigem Umfeld, sich über Musik auszudrücken.

© Luisa Koudele/Turning Tables

Musikkonzern in Berlin-Schöneberg: Sony Music gewährt 40 Jugendlichen tiefe Einblicke ins Musikgeschäft

Der Musikkonzern Sony Music will sich nach seinem Umzug nach Berlin-Schöneberg mit der Nachbarschaft vernetzen.

Stand:

Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren hatte der Musikkonzern Sony Music Teile der lokalen Wirtschaft, Politik und Kulturszene mit der Ankündigung elektrisiert, er werde seine Deutschlandzentrale von München nach Berlin verlegen. Im August 2019 feierte das Unternehmen Richtfest für einem Neubau auf dem ehemaligen Gelände der Commerzbank an der Kreuzung Potsdamer Straße und Bülowstraße in Schöneberg.

Sony Music residiert seit Sommer 2020 an der Bülowstraße 80 in Berlin Schöneberg. Auf dem Gelände hatte früher die Commerzbank ihre Berlin-Niederlassung

© Doris Spiekermann-Klaas

Neben Freudengesängen waren aber bald auch Stimmen von Anwohnerinitiativen zu hören. Sie sorgten sich, dass die Ansiedelung eines Kreativunternehmens mit mehreren Hundert Beschäftigten die Struktur in den umliegenden Kiezen nachhaltig verändern dürfte. Unter anderem fürchteten sie Mietsteigerungen.

Patrick Mushatsi-Kareba, hier auf dem Dach der neuen Zentrale in Berlin, führt seit 2018 die Geschäfte bei Sony Music. Der Frankfurter war Musikjournalist, baute für die Telekom die Plattform Musicload auf, begleitete dann den Markteintritt von Napster nach Mitteleuropa.

© Doris Spiekermann-Klaas

Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Schließlich sind wegen der Pandemie auch bei Sony Music die meisten Mitarbeitenden im Homeoffice. Das Management unter Führung von Patrick Mushatsi-Kareba (lesen Sie hier ein Interview) war aber schnell bemüht, Sorgen vor Gentrifizierung zu zerstreuen.

Er versprach gute Nachbarschaft. Unter anderem werde man etwas für die Jugend vor Ort tun. Nun gibt es erstmals ein konkretes Projekt: Wie der Tagesspiegel erfahren hat, kooperiert Sony Music mit dem gemeinnützigen Unternehmen Turning Tables, einer ursprünglich in Dänemark gegründeten Non-Profit-Organisation, die sich mit Musik und Film dafür einsetzt, marginalisierten jungen Menschen eine Stimme zu geben.

Turning Tables in Aktion: Die Berliner Ersen (17) und Yusuf (16) beim Musizieren im Jugendreff Naunynritze.

© Naunynritze

In einem ersten Schritt sollen Künstlerinnen und Künstler, die bei Sony Music unter Vertrag sind, gemeinsam mit Freiwilligen Coaching und Mentoring für 30 bis 40 Kinder und Jugendliche aus Schöneberg und Kreuzberg anbieten. Am Ende sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von neun bis 27 Jahren ihre Songs im neuen Tonstudio bei Sony Music aufnehmen. Auch das Produzieren von Musikvideos und kurzer Filme für Social Media ist geplant.

Songwriterin Antje Schomaker, selbst bei Sony Music unter Vertrag, will den Kindern und Jugendlichen Tipps geben

© Sony Music

Das Projekt wird zu 80 Prozent durch den Fonds Soziokultur e.V. mit Mitteln des von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien beschlossenem „Neustart Kultur“-Programms gefördert. Sony Music trägt 20 Prozent und aktiviert eigene „Lehrkräfte“, darunter die Songwriterin Antje Schomaker und den Rapper Prinz Pi, der 1978 als Friedrich Kautz in Charlottenburg auf die Welt kam.

Normen Dommann, geboren in Cottbus und aufgewachsen in Berlin, ist Leiter Initiative Turning Tables in Deutschland. Diese arbeitet mit Jugendliche mit Flüchtlings- oder Migrationshintergrund mit Hilfe der Musik.

© Kalz-Fotograf

„Wir sind total aufgeregt und freuen uns riesig auf die Zusammenarbeit“, sagt Normen Dommann, Geschäftsführer der gemeinnützigen Turning Tables, der das Programm maßgeblich organisiert. „In unserer Arbeit geht es darum jungen Menschen eine Vielfalt an Perspektiven aufzuzeigen, kreative Impulse zu setzen und ihnen eine Plattform und einen Anreiz dafür zu geben, sich in neuen gesellschaftlichen Zusammenhängen zu engagieren.“

Es gehe ihm auch um Medienkompetenz. Die Jugendlichen könnten von Künstlern wie dem Berliner Pashanim (bürgerlich Can David Bayram und nicht bei Sony Music unter Vertrag) lernen, wie man neue Wege findet, Musik zu verbreiten. „Und wir wollen auch über Mythen aufklären“, sagt Dommann. „Nicht Jeder kann ein Star werden, aber man lernt in unseren Workshops Dinge, die in der Berufswelt und im späteren Leben sehr wertvoll sind."

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