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Die Olympischen Ringe leuchten.

© dpa/Maurizio Gambarini

Update

„Olympia gehört nach Berlin“: Wegner reagiert auf erfolgreiches Votum in München

Grüne und Linke kritisieren insbesondere die bereits jetzt entstehenden Kosten. Berlins Regierender Bürgermeister Wegner macht sich weiter für die Hauptstadt stark.

Stand:

Die Abgeordnetenhausfraktionen der Grünen und Linken fordern den Berliner Senat auf, auf die Olympia-Bewerbung der Hauptstadt zu verzichten. „Mit dem Münchner Bürgerentscheid im Rücken wird Berlin endgültig abgehängt“, sagte die sportpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, Klara Schedlich. Dashalbherzige Vorgehen“ des Senats wirke „wie eine gesichtswahrende Olympiabewerbung“.

Schedlich kritisierte auch die Kosten von bis zu sechs Millionen Euro, das Geld fehle bei der Sanierung von Sportstätten. „Während München die Stadt hinter sich hat, zeigen Umfragen in Berlin die Ablehnung“, sagte Schedlich. „Auf dieser Grundlage ist es falsch, weiter Millionen in eine aussichtslose Bewerbung zu stecken, statt in die notwendige Sanierung maroder Sportanlagen. Damit erweist Berlin dem Breitensport einen Bärendienst.“

Berliner sind bei Olympia gespalten

Tatsächlich zeigen Umfragen, dass die Berlinerinnen und Berliner in der Frage gespalten sind. Bei einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der „Berliner Morgenpost“ gaben 56 Prozent der Befragten an, eine Bewerbung Berlins um die Austragung der Olympischen Sommerspiele sehr negativ (43 Prozent) oder eher negativ (13 Prozent) zu sehen. Bei einer Befragung von Infratest dimap im Auftrag des RBB bezeichneten 46 Prozent der Befragten eine Bewerbung als „eher gut“ und 43 Prozent als „eher schlecht“.

Auch für die Linksfraktion fordert einen Rückzug Berlins. „Der Regierende und die Sportsenatorin haben es in der Hand: Sie können jetzt die Reißleine in diesem absurden innerdeutschen Wettkampf ziehen, die Bewerbung zurückziehen und die Steuermillionen nachhaltig in unsere Sportinfrastruktur investieren“, sagte der sportpolitische Sprecher, Kristian Ronneburg.

Die Münchnerinnen und Münchner haben sich am Sonntag in einer Bürgerbefragung mit deutlicher Mehrheit für eine Bewerbung ihrer Stadt ausgesprochen. Rund 66 Prozent der Bürger stimmten dafür, die Wahlbeteiligung lag bei rund 42 Prozent. Während sich die Linke in München wie in Berlin gegen eine Olympia-Bewerbung ausspricht, stehen die Grünen in München einer Bewerbung positiv gegenüber.

Berlins Regierungschef Wegner hält an Bewerbung fest

Laut Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zeige das Ergebnis in München, dass die Begeisterung für Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland groß seien. „Olympia gehört aber nach Berlin“, sagte Wegner dem Tagesspiegel. „Keine andere deutsche Stadt steht so sehr für Internationalität, für Begeisterung und Leidenschaft für Sport.“

Als Sportmetropole verfüge Berlin über die Erfahrung, die Infrastruktur und die Menschen, um Olympische und Paralympische Spiele erfolgreich auszurichten. „Berlin kann Olympia und Paralympics – und davon werden auch Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein profitieren“, sagte Wegner weiter. „Wir wollen moderne und nachhaltige Spiele, die Menschen zusammenbringen und zeigen, welche verbindende Kraft im Sport steckt.“

Insgesamt wollen sich vier deutsche Städte beziehungsweise Regionen für Olympische Spiele in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 bewerben. Neben Berlin und München sind auch Hamburg und die Rhein-Ruhr-Region im Rennen. Anders als Berlin planen beide im kommenden Jahr ebenfalls eine Bürgerbefragung. Der Berliner Senat verweist darauf, dass eine Bürgerbefragung in Berlin verfassungsrechtlich nicht möglich sei.

Landessportbund Berlin sammelt Unterschriften für eine Bewerbung

Das Landessportbund Berlin (LSB) sammelt derzeit Unterschriften für eine sogenannte Volksinitiative. Kommen 20.000 Unterschriften von Berlinerinnen und Berliner zusammen, muss sich das Abgeordnetenhaus mit der Olympia-Bewerbung befassen. Dies hätte allerdings nur symbolischen Wert.

LSB-Präsident Thomas Härtel wertet das Münchner Abstimmungsergebnis als „klares Signal an Sport und Politik“, dass die Menschen Olympische Spiele in Deutschland wollen. „Wir wollen die Spiele und wir wollen sie für den gesamten Sport. Das gilt in München wie in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Berlin“, sagte Härtel dem Tagesspiegel.

„Eine Bewerbung Deutschlands ist unabhängig von der Entscheidung des DOSB für einen der vier Bewerber eine nationale Bewerbung“, so Härtel. „Die Spiele, so sehen es alle Konzepte vor, sollen nicht nur ein kurzes Sommermärchen sein, sondern die Sportförderung in Deutschland auf ein neues Niveau heben.“ Ähnlich hatte sich bereits Berlins Olympiabeauftragter Kaweh Niroomand geäußert. Er forderte, „Münchens positives Signal“ als „Rückwind“ zu nutzen.

Mit welcher Stadt oder Region Deutschland am Ende ins Rennen geht, entscheidet eine Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds Ende 2026. Allerdings ist offen, ob die Mitglieder dann zwischen mehreren Austragungsorten auswählen können – oder ob sich im Vorfeld bereits politisch auf einen deutschen Bewerber festgelegt wird. Wann das IOC über die Vergabe der Olympischen Spiele ab 2036 entscheidet, ist ebenfalls offen.

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