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Nach einem Farbattacke auf die Weltzeituhr stehen Klimaaktivisten vor Gericht (Archivbild).

© Paul Zinken/dpa

Nach Farbattacke auf Weltzeituhr in Berlin : Aktivisten der „Letzten Generation“ zu Geldstrafen verurteilt

Nach einer Farbattacke auf die Weltzeituhr in Berlin sind vier Klimaaktivisten zu Geldstrafen bis zu 2100 Euro verurteilt worden. Eine von ihnen kündigt weitere Proteste an.

Stand:

Sie klebte sich gerade auf ein Rollfeld des Flughafens Köln/ Bonn: Lilli G. kündigte nur einen Tag später als Angeklagte neue Aktionen an. „Wir werden in den nächsten Wochen weitere Flughäfen blockieren“, gab die 24-Jährige am Donnerstag vor dem Amtsgericht Tiergarten bekannt.

Und sie gestand die aktuellen Vorwürfe: Ja, sie war dabei, als die Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz mit oranger Farbe besprüht wurde. „Weil wir keine Zeit mehr haben.“ Auch die drei weiteren Angeklagten gaben ihre Beteiligung an der Protestaktion der Gruppe Letzte Generation zu. Die Richterin entschied auf Geldstrafen zwischen 600 Euro und 2100 Euro.

Ein Denkmal in Orange wurde die Weltzeituhr innerhalb von wenigen Minuten. Am Morgen des 17. Oktober vorigen Jahres waren Mitglieder der Klimaschutzgruppe mit Farbdosen und mit Farbe befüllten Feuerlöschern angerückt. Von allen Seiten versprühten sie leuchtendes Orange auf die bekannte Touristenattraktion, die danach fast komplett beschmiert war.

 9.673 
Euro – auf diese Summe haben sich die Beteiligten im Prozess für die Reinigung geeinigt.

Die Polizei beendete die Aktion und stellte Personalien von neun Demonstranten fest. Die Weltzeituhr zeigt die Zeitzonen der Erde und darin liegende Städte. Über der Weltzeituhr ist in vereinfachter Form das Sonnensystem mit Planeten dargestellt, als Kugeln zu sehen. Die Uhr steht unter Denkmalschutz und gilt seit ihrer Enthüllung 1969 als Wahrzeichen.

Die Anklage ging von Kosten für Reinigung in Höhe von 16.033 Euro aus. Im Prozess wurde lange gerechnet, dann einigten sich die Beteiligten auf eine Summe von 9.673 Euro.

Neben Lilli G. mussten sich Lina S. (22), Kathrin H. (28) und Hendrik F. (23) wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung verantworten. Sie sprachen von „zivilem Ungehorsam“ wegen des Klimawandels, von Angst und ihrem Ziel, „die Katastrophe abzuwenden“, sie hätten keine andere Wahl.

Lilli G., Studentin der Sozialarbeit, saß bereits insgesamt 22 Tage in sogenanntem Präventivgewahrsam in Bayern und Hamburg. Bundesweit laufen Verfahren gegen sie. Zwei Urteile sind inzwischen rechtskräftig. Insgesamt 3300 Euro soll sie zahlen. Das Geld habe sie nicht, so die 24-Jährige, aber „Demos und Petitionen bringen nichts“, sie werde ihren „friedlichen Protest“ deshalb fortsetzen.

„Obwohl ich Angst habe, im Knast zu landen, mein ganzes Leben verschuldet zu sein.“ Die Angeklagten hätten trotz bereits laufender Strafverfahren gegen sie ein Denkmal beschmiert, so der Staatsanwalt. „Das ist erheblich – speziell bei Frau G.“, Geldstrafen seien nicht mehr angebracht. Er verlangte jeweils sechs Monate Haft auf Bewährung gegen S., H. und F. – „als letzte Chance“. Lilli G. aber sei mit einer Bewährung nicht von weiteren Straftaten abzubringen. Neun Monate Gefängnis forderte der Anklagevertreter.

Die Verteidiger plädierten auf Freispruch. Es liege angesichts der Klimakatastrophe ein „rechtfertigender Notstand“ vor. Zudem sei die Weltzeituhr nicht dauerhaft beschädigt worden. Es habe sich um wasserlösliche Farbe gehandelt – „die hätte der Regen abgewaschen worden“. Richterin Anke Ploner verhängte Geldstrafen - „man muss die Kirche im Dorf lassen“. Die Taten würden nicht in den Bereich schwerster Straftaten.

Es seien junge Menschen, die den Wunsch haben, etwas zu verändern. Allerdings würden sie zur Durchsetzung ihrer Ziele Straftaten akzeptieren. 180 Tagessätze zu je 10 Euro ergingen gegen Lilli G., die weitere Blockaden angekündigt hat. Gegen S. und H. ergingen jeweils 140 Tagessätze zu je 15 Euro, F. erhielt 120 Tagessätze zu je 5 Euro. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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