
© AFP/DANIEL ROLAND
Letzte Generation blockiert Flughäfen: Und im Urlaub vergessen wir das Klima dann einfach?
Aktionen wie in Frankfurt schaffen wohl kaum mehr Bereitschaft für Klimaschutz. Aber wer jetzt nur kopfschüttelnd in den Flieger nach Sri Lanka steigt, macht einen Fehler.

Stand:
Wahrscheinlich sind die 30.000 Reisenden, die am Donnerstagvormittag erstmal nicht vom Frankfurter Flughafen abheben konnten, nicht spontan auf die Bahn umgestiegen – mit der Erkenntnis, dass Fliegen in Zeiten eines immer rasanteren Klimawandels vielleicht keine so gute Idee ist.
Im Gegenteil: Dass Klimaschutz in der Bevölkerung nicht mehr die sehr hohe Priorität hat wie noch vor ein paar Jahren, dafür machen viele die Blockadeaktionen der Letzten Generation verantwortlich.
Ob das umfänglich stimmt, sei mal dahingestellt. Fakt ist aber: Solche Aktionen nerven. Nicht nur, weil sie den geordneten Ablauf des Verkehrs stören (das machen Bauernproteste zum Beispiel auch), sondern auch, weil sie einen persönlich angreifen. „Was Du gerade machst, ist richtig schlecht fürs Klima“, das ist die Botschaft, auf dem Flughafen wie auf der Straße. Dabei will ja wirklich fast niemand bewusst eine Klimasau sein.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Die Politik verstärkt dankbar die Empörung über die Aktivist:innen, lenkt sie doch ganz praktisch vom eigenen Versagen in der Klimapolitik ab. Verkehrsminister Volker Wissing, dessen Ressort die Klimaziele regelmäßig reißt, kündigt kämpferisch die „maximale Härte des Gesetzgebers“ an, zu den Autobahnblockaden wütender Landwirte dagegen gab es Anfang des Jahres kein kritisches Wort.
Warum steigt ausgerechnet die Zahl der Flugreisen nach Corona?
Auch dieses Verhaltensmuster ist bekannt. Aber wer jetzt an dieser Stelle einfach nur kopfschüttelnd in den Flieger nach Sri Lanka steigt, könnte vielleicht doch kurz innehalten.
Die aktuellen Flughafenblockaden der Letzten Generation und anderer Aktivist:innen weltweit mag man unangebracht finden. Wer sich aber Ausmaß und Schnelligkeit der Erderwärmung vor Augen führt, fragt sich schon, warum ausgerechnet die Zahl der Flugreisen in Deutschland nach dem Corona-Tief jetzt wieder steil nach oben geht.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Natürlich ist es schön, sich im Urlaub völlig vom Alltag zu lösen. In einer anderen Umgebung auf völlig neue Gedanken zu kommen, anderes Essen zu genießen, je nach Bedarf sportliche Abenteuer zu erleben oder in Luxus schwelgen, der zu Hause so nicht möglich ist. Das ist Urlaub – und das ist auch die Freiheit, sich dafür zu entscheiden, was einem guttut.
Aber Fliegen ist, abgesehen von der Karibik-Kreuzfahrt, nun mal die klimaschädlichste Art und Weise, wie wir uns in den ersehnten Urlaub fortbewegen können.
Der Flug von Frankfurt nach Sri Lanka und zurück verursacht knapp 4,5 Tonnen CO2. Das ist etwa die Hälfte der durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland pro Jahr, und die sind bekanntermaßen an sich viel zu hoch. Also stellt sich schon die Frage, ob Urlaub und Erholung jedes Jahr nur mit einem Flugzeug zu erreichen sind – oder ob es nicht in Europa auch viele andere schöne Reiseziele gibt, die bodengebunden zu erreichen wären.
Womit wir wieder bei der Bahn und beim Verkehrsminister wären. Denn dass viele Menschen nicht den Zug nehmen – man könnte damit theoretisch ganz wunderbar Ziele sogar in Italien und Schweden erreichen – liegt auch an dem schlechten Zustand der Bahn, fehlenden Nachtzügen und daran, wie kompliziert es ist, innerhalb von Europa durchgehend Tickets zu buchen. Hier könnte Volker Wissing sich doch mal für eine Verbesserung einsetzen – gerne auch mit „maximaler Härte“.
- Ampelkoalition
- Deutsche Bahn
- Klimaaktivismus
- Klimawandel
- Letzte Generation
- Patrick Schnieder
- Volker Wissing
- Zugverkehr
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: