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SUV-Unfall in Berlin: Ermittler untersuchen das Unfallfahrzeug am Bahnhof Zoo.

© AFP/Tobias SCHWARZ

Update

Ein Schwerverletzter weiter in Lebensgefahr: SUV-Unfall am Zoo – doch Verdacht auf illegales Rennen

Der alkoholisierte 24-Jährige, der am Bahnhof Zoo in eine Menschengruppe raste, hatte vielleicht keine Fahrerlaubnis. Ein weiterer Verletzter ist identifiziert.

Nach dem schweren Unfall mit drei Schwerverletzten am Sonntagmorgen, als ein Geländewagen am Hardenbergplatz in eine Gruppe Passanten fuhr, laufen mehrere Ermittlungsverfahren gegen den 24-jährigen Unfallfahrer. Er war am Montag schon wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Eine Polizeisprecherin bestätigte am Dienstagmittag, man ermittle wegen des Verdachts auf Straßenverkehrsgefährdung, des Verdachts auf ein illegales Straßenrennen, auf Fahren ohne Fahrerlaubnis und unter Einfluss von Alkohol und wegen des Verdachts auf einen Wagendiebstahl.

Wegen gefährlicher Körperverletzung werde nicht ermittelt, hieß es seitens der Polizei. Zunächst hatten die Beamten gesagt, es gebe keine Hinweise auf ein illegales Autorennen mitten in der Stadt – diese Einschätzung hat sich geändert. Nach dem neuen Straftatbestand §315d kann ein solches Rennen auch von einer Person alleine gefahren werden.

Bereits am Montag hatte die Staatsanwaltschaft entschieden, dass nicht mehr wegen versuchten Totschlags ermittelt werden solle. Der Mann wurde auch nicht dem Haftrichter vorgeführt. Er ist laut Staatsanwaltschaft nicht vorbestraft. 

Nach Informationen des rbb soll der Mann den Schlüssel des SUV nach einem Streit mit seiner Ex-Freundin aus deren Wohnung mitgenommen haben. Die Polizei wollte diese Informationen allerdings mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht bestätigen. Es hieß allerdings, der Diebstahl des Autos sei angezeigt worden.

Bei den drei Schwerverletzten handelt es sich um Obdachlose. Zwei von ihnen konnten inzwischen zu dem Unfall befragt werden. Einer der Männer war unter dem Auto eingeklemmt worden. Er schwebt laut Angaben vom Dienstag weiterhin in Lebensgefahr. Zunächst konnte nur einer der drei schwerverletzten Männer, ein 32-Jähriger, identifiziert werden. Nach Angaben der Polizei konnte die Identität eines weitere Mannes inzwischen geklärt werden, es handelt sich um einen 44-jährigen Deutschen.

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Am Sonntagabend hieß es noch aus dem Präsidium: Der 24-jährige Fahrer soll entweder in frustriert-aggressiver Stimmung oder sogar in suizidaler Absicht durch die Stadt „geballert“ sein. Suizidabsichten werden mittlerweile ausgeschlossen.

Dem Mann wurde Blut abgenommen und es wurde ein Drogentest gemacht. Es gebe keine Hinweise auf eine „Intoxikation durch Betäubungsmittel“, hieß es bei der Polizei. Ein erster Atemalkoholtest hatte 0,7 Promille ergeben.

Der Unfall trug sich gegen 7.20 Uhr direkt vor dem Bahnhof Zoo zu. Beamte der Bundespolizei, die im Gebäude auf Streife waren, nahmen den 24-Jährigen sofort fest. Da zunächst ein Anschlag nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde ein Sprengstoffspürhund an das Auto gebracht, mit Maschinenpistolen ausgerüstete Beamte wurden zum Hardenbergplatz beordert.

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SUV-Unfall in Berlin: Freundin hatte sich gerade getrennt

Doch schon zwei Stunden später war sich die Polizei sicher, dass nichts auf einen Anschlag oder eine politische oder religiöse Motivation des Fahrers hindeute. Ermittlungen im Umfeld des Mannes ergaben, dass sich seine Freundin gerade von ihm getrennt habe. Der Mann soll in der Nacht stark getrunken haben und dann in den PS-starken Wagen gestiegen sein.

Der rbb berichtete außerdem, dass ein Antrag auf eine „Gewaltschutz-Verfügung“ gestellt wurde. Auch dies bestätigte die Polizei am Dienstag nicht.

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Der unverletzt gebliebene 24-Jährige, der alleine in dem Mercedes-SUV saß, wurde sofort in Polizeigewahrsam gebracht und am Sonntagnachmittag erstmals von der Kriminalpolizei befragt. 

Unfallschäden und Markierungen der Polizei sind nach dem Verkehrsunfall am Bahnhof Zoo zu sehen.
Unfallschäden und Markierungen der Polizei sind nach dem Verkehrsunfall am Bahnhof Zoo zu sehen.

© dpa

Überprüft wurde auch, ob der Fahrer noch versuchte, vom Unfallort zu flüchten. Nach der Schleuderfahrt kam er erst an einem massiven Briefkastengestell zum Stehen – der Wagen stand so, als wenn der Fahrer zurück auf die Hardenbergstraße wollte. Beim Crash rammte der Wagen auch eine provisorische Stromleitung, ein Mast knickte um, das Kabel fiel auf die Fahrbahn.

Stark getrunken? Der Atemalkoholtest ergab 0,7 Promille

Der schwarze Geländewagen, ein Firmenwagen, hat ein estnisches Kennzeichen. Der Mann ist in Detmold gemeldet. Ein erster Atemalkoholtest ergab 0,7 Promille. Wieso dieser Wert so niedrig liegt, wenn es in seinem Umfeld hieß, er habe sich „volllaufen“ lassen, ist unklar. Letztlich gilt vor Gericht das Ergebnis des Blutalkoholtests. 

SUV-Unfall in Berlin: Vom Aufprall zerstörte Briefkästen am Bahnhof Zoo.
Unfallschäden und Markierungen der Polizei sind nach einem SUV-Verkehrsunfall am Bahnhof Zoo zu sehen.

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Zeugen berichteten, dass der Wagen mit stark überhöhter Geschwindigkeit von der Joachimsthaler Straße nach links in die Hardenbergstraße einbiegen wollte. Dabei sei der Mann auf den Gehweg vor dem Bahnhof geraten, wo gegen 7 Uhr schon zahlreiche Menschen unterwegs waren.

Die Feuerwehr wurde um 7.22 Uhr alarmiert. Ein Sprecher sagte, dass beim Eintreffen der ersten Kräfte eine Person unter dem SUV eingeklemmt war und zunächst befreit und anschließend vor Ort reanimiert werden musste. Notfallseelsorger betreuten 16 Zeugen des Geschehens psychologisch. Beide Berliner Rettungshubschrauber waren im Einsatz.

Das Mercedes-SUV kam nach der Kollision mit einem Briefkasten am Berliner Bahnhof Zoo zum Stehen.
Der Fahrer des Geländewagens hat mehrere Menschen schwer verletzt. 

© AFP

Fünf Stunden Sperrung – und Chaos beim Busverkehr

Die Polizei sperrte die Kreuzung ebenso wie alle zuführenden Straßen über Stunden ab. Der Unfallort wurde am Vormittag mit 3D-Laserscannern für die sogenannte digitale Unfallaufnahme vermessen. Auch ein externer Gutachter wurde hinzugerufen. Etwa fünf Stunden nach dem Unfall wurde der Wagen gegen Mittag abtransportiert. Als ihn ein Kranwagen in die Luft hob, untersuchten Unfallexperten auch die Unterseite des Fahrzeugs, fotografierten und nahmen mit einem Zollstock Maß.

Am Sonntagmittag wurde die Kreuzung wieder freigegeben. Massiv gestört war der Busverkehr, die BVG hat am Hardenbergplatz einen der wichtigsten Knotenpunkte stadtweit. Zehn Linien mussten umgeleitet werden. (mit dpa)

In einer früheren Version des Artikels stand, dass die Polizisten am Unfallort mit Maschinengewehren ausgerüstet waren. Wir haben in Maschinenpistolen geändert.

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