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Die neue Haupthalle ist im Januar 2021 wieder eröffnet worden.

© Jörn Hasselmann

Nach zweijährigen Bauarbeiten: Neue Haupthalle am Berliner Bahnhof Zoo ist fertig – zumindest fast

Die Haupthalle am Bahnhof Zoo wurde saniert und jetzt wieder eröffnet. Das Reisezentrum und die Läden sind aber immer noch zu.

Ende März 2019 war die Haupthalle am Bahnhof Zoo in Charlottenburg geschlossen worden. Ein Jahr werde die Sanierung dauern, hieß es damals. Es wurden zwei. In dieser Woche wurde die Fernbahnhalle wieder frei eröffnet. Ob wegen Corona auf eine Feier verzichtet wurde, oder weil vieles nur halb fertig ist, teilte die Bahn nicht mit. Weder die Läden sind eröffnet, noch das Reisezentrum. Termine nannte die Bahn nicht.

Schwierig ist es derzeit für Rollstuhlfahrer. Die schweren Türen nach draußen lassen sich nur mit viel Kraft öffnen. Elektrische Türöffner seien zwar vorbereitet, sagte ein Bauarbeiter, aber auch noch nicht fertig. Wer drin ist in der Haupthalle, kann jetzt auf neuen Rolltreppen und Aufzügen auf die beiden Regionalbahnsteige. Zwei Jahre waren die Bahnsteige nicht per Aufzug zu erreichen. „Mobilitätseingeschränkte Reisende können solange über die S-Bahn auf die Nachbarstationen Charlottenburg und Hauptbahnhof ausweichen“, hatte die Bahn empfohlen. 

Es fällt auf, dass die Bodenfliesen dunkelgrau sind. Die Simulation der Bahn zu Baubeginn zeigte fast weiße Fliesen. Letztlich ist die Wiedereröffnung der Halle in dieser Woche nur ein Zwischenschritt. Der Bahnhof Zoo ist für die Bahn ein Mammutprojekt, das immer umfangreicher wurde.

Bei jedem Sanierungsschritt stellte man fest, dass die Substanz viel ruinöser ist als gedacht. Es habe „unglaubliche Überraschungen“ bei den Arbeiten gegeben, hatte Bahnchef Alexander Kaczmarek vor einem Jahr dem Tagesspiegel gesagt. Bei der ersten Instandsetzung der Bombenschäden direkt nach dem Krieg habe niemand Zeit gehabt, diese in Plänen einzuzeichnen. So habe man über einer Zwischendecke vier verschiedene Deckenkonstruktionen gefunden, so Kaczmarek. 

2014 hatte die Bahn die Komplettsanierung der Station angekündigt und 2020 als Endtermin genannt. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge wird daraus 2027, es werden also insgesamt 13 Jahre. Das ist immerhin besser als der Großflughafen BER, der hat 14 Jahre benötigt.

Statt 15 Millionen kostet der Ausbau nun 100 Millionen

Anfangs ging die Öffentlichkeit von 15 Millionen Kosten für den Gesamtausbau aus. So berichtete auch der Tagesspiegel. Im vergangenen Jahr überraschte die Bahn mit der Präzisierung, dass mit den 15 Millionen ja nur die Sanierung der Zooterrassen gemeint gewesen sei. Die Bahn nennt nun: 100 Millionen.

Außen ist der Bahnhof noch eine Baustelle, voraussichtlich bis 2027. 
Außen ist der Bahnhof noch eine Baustelle, voraussichtlich bis 2027. 

© Jörn Hasselmann

Viele Provisorien haben am Zoo dauerhaften Charakter angenommen. So die Fahrkartenausgabe, die seit vielen Jahren in Containern auf dem Vorplatz untergebracht ist. Sie soll nun zurück in die Halle ziehen, einen Termin gibt es aber nicht.

„Die Verkehrswege im Bahnhof wurden verbessert, die technischen Anlagen erneuert und neue Ladenflächen geschaffen“, heißt es in einer Mitteilung der Bahn. Die Bahn hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wichtigstes Ziel des Zoo-Umbaus die Vergrößerung der Ladenflächen war – denn die bringen Miete.

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Dem neuen Hauptbahnhof war anfangs der Vorwurf gemacht worden, ein „Einkaufszentrum mit Gleisanschluss“ zu sein. Seit der Eröffnung des Hauptbahnhofs 2006 halten am Zoo keine Fernzüge mehr, Senat und Bevölkerung protestierten vergeblich. 100 000 Fahrgäste nutzen laut DB täglich am Zoo die S-Bahn und die Regionalbahn – alle  dürfen zusehen, wie IC und ICE ohne Halt durchfahren. Dabei waren nach der Wende die Fernbahnsteige eigens ICE-tauglich gemacht worden.

Die Läden in der Haupthalle sind noch nicht fertig.
Die Läden in der Haupthalle sind noch nicht fertig.

© Jörn Hasselmann

Der alte West-Berliner „Hauptbahnhof“ ist gefühlt seit Jahrzehnten eine Baustelle: Von 1952 bis 1976 war er der einzige Fernbahnhof in West-Berlin, in den 80ern wurde er aufgehübscht für die 750-Jahr-Feier, in den 90er Jahren wurde er jahrelang saniert. Vieles davon war aus heutiger Sicht nur Kosmetik. Der Brand am Silvestertag 2017 brachte den Zeitplan zudem durcheinander. Wie genau es nun weitergeht ist unklar, die Bahn kündigte eine „kleine Pause“ an. 

So lange bleibt zum Beispiel die Stadtbahnhalle in einem gruseligen Zustand. Die Decke aus Blech ist seit Jahren an zahlreichen Stellen aufgeschnitten, alte Luftrohre und Leitungen hängen heraus. Mehrfach haben Arbeiter mit schwarzem Edding den Hinweis „Demontage“ angebracht.

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