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ARCHIV - 04.12.2024, Berlin: Polizeiautos mit eingeschalteten Scheinwerfern und Blaulicht. (zu dpa: «Schüsse in Neukölln: Einschusslöcher, Waffen und Verletzte») Foto: Jens Kalaene/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Jens Kalaene

Update

Blutige Fehde im Clan-Milieu?: Schüsse in Neukölln – Abou-Chaker-Brüder am Tatort

Einsatz für die Polizei im Süden Berlins: Ein Zeuge meldet einen Streit, Beamte finden zwei Verletzte. Ermittler fürchten eine Clan-Auseinandersetzung. Und es gab am Dienstag eine Razzia.

Stand:

Im Berliner Süden hat es in der Nacht zu Dienstag eine blutige Auseinandersetzung zwischen Männern bekannter Clans gegeben. So schätzen zumindest Kenner der Szene den Fall ein. Dabei sind im Neuköllner Ortsteil Britz zwei Männer verletzt worden. Es sollen auch Schüsse gefallen sein.

Der Polizei zufolge ist offenbar niemand durch die Schüsse verletzt worden. Allerdings kamen zwei Männer ins Krankenhaus – ein 44-Jähriger wegen einer Platzwunde, ein 33-Jähriger wegen einer Stichverletzung. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Verletzten mit dem Fall zu tun haben.

Schusswaffen, Einschusslöcher, Projektile entdeckt

Ein Zeuge rief gegen 20.30 Uhr wegen eines lauten Streits und „schussartigen Geräuschen“ die Polizei. Beim Erscheinen der Einsatzkräfte flohen mehrere Männer vom Tatort. Ein Notarzt wurde gerufen, schwer bewaffnete Polizisten umstellten das Areal. Vorerst wurde die Marientaler Straße zwischen Buschkrugallee und Haarlemer Straße gesperrt.

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Die Beamten entdeckten vor Ort scharfe Schusswaffen, Einschusslöcher im Mauerwerk und einer Garage sowie Projektile und Messer. In der Nähe befindet sich eine Autowerkstatt, in der polizeibekannte Männer zuletzt öfter in Streit geraten sein sollen. Derweil trafen Szenegrößen am Tatort ein, ein Kenner sprach von „milieutypischem Auflauf“.

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Auch weil Racheakte zwischen womöglich beteiligten Großfamilien sowie Angriffe auf Beamte nicht ausgeschlossen wurden, waren in Neukölln in jener Nacht auch Zivilfahnder und Polizeihunde im Einsatz.

Drei Abou-Chaker-Brüder erscheinen am Tatort

Bald bestätigen sich Hinweise, dass drei der sechs Brüder der Abou-Chaker-Familie den Einsatz in Britz beobachteten. Von Arafat, Nasser und Mohammed Abou-Chaker gibt es Fotos, die sie neben dort aktiven Polizisten zeigen. Ob sie zuvor Opfer der Attacke geworden sind, ist unklar. Die Abou-Chakers standen zuletzt im Streit mit dem Musiker Bushido vor Gericht. In einem mehrjährigen Prozess wurden sie weitgehend freigesprochen.

Immer wieder gab es in Neukölln, Schöneberg und Charlottenburg blutige Fehden zwischen bekannten Großfamilien. Zentrum des Milieus sind zudem Bremen sowie diverse Städte in Nordrhein-Westfalen und Niedersachen. Viele der Verdächtigen stammten aus dem Libanon und der Türkei.

Polizeilich gesehen ist Clan-Kriminalität das Begehen von Straftaten durch Angehörige „abgeschotteter Subkulturen“ gemeinsamer Herkunft, wobei die Täter oft verwandt sind. Auch bei „nichtigen Anlässen“ provozierten die Clans gewalttätige Eskalationen, heißt es in Berlins polizeilichem Lagebild, die patriarchalisch-hierarchischen Großfamilien zeichneten sich durch „mangelnde Integrationsbereitschaft“ aus.

Erheblich sei innerhalb „krimineller arabischstämmiger Strukturen“, so das Lagebild, die „Beeinflussung von Zeuginnen und Zeugen sowie Geschädigten durch Einschüchterung, Bedrohung oder finanzielle Vergleiche“.

Razzia beim Miri-Clan wegen Autoversicherungen

Unabhängig von den Ereignissen in Neukölln wurden am Dienstag diverse Wohnungen und Geschäfte im Umfeld des Miri-Clans durchsucht. Vier Männer werden des Versicherungsbetrugs, der Geldwäsche und des Drogenhandels verdächtigt.

Die Clique soll Wagen einer im Milieu bekannten Autovermietung mit unzulässigen und somit billigeren Haftpflichtversicherungen abgesichert haben. Dadurch sollen sie ab 2021 Versicherungsprämien in Höhe von mindestens 45.000 erspart haben, teilte die Polizei am Dienstag mit.

Zudem soll bei der Finanzierung der Fahrzeuge rund 205.000 Euro, die aus Straftaten stammen, genutzt worden sein. Bei den Durchsuchungen beschlagnahmten Polizeikräfte rund 155.000 Euro sowie 180 Gramm Kokain, Ecstasy-Tabletten, diverse schriftliche Unterlagen und ein Auto als Tatmittel.

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