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Bei Arbeiten im Bereich von Fischerinsel und Mühlendammschleuse wurde am Donnerstag eine Weltkriegsbombe entdeckt.

© dpa/Michael Ukas

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Tausende Berliner müssen Häuser verlassen: Weltkriegsbombe vor Fischerinsel gefunden – Riesen-Schlange vor Notunterkunft

Großeinsatz in Berlin-Mitte: In der Spree wurde eine Weltkriegsbombe gefunden. Noch in der Nacht wird ein Sperrkreis von 500 Metern evakuiert. Auch die U2 ist unterbrochen.

In der Spree in Berlin-Mitte ist am Donnerstag Kriegsmunition gefunden worden. Die Polizei geht von einer Weltkriegsbombe aus. In einem Radius von 500 Metern um den Fundort im Bereich der Fischerinsel und der Mühlendammschleuse richteten die Behörden am Abend einen Sperrkreis ein.

Er reicht vom Roten Rathaus im Norden, das innerhalb des Kreises liegt, bis zur Neuen Jakobstraße im Süden, vom Spittelmarkt im Westen bis zur Chinesischen Botschaft im Osten. Die Stadtbahn ist nicht betroffen, die U2 allerdings zwischen Alexanderplatz und Spittelmarkt unterbrochen.

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Tausende Berlinerinnen und Berliner müssen umgehend ihre Häuser verlassen. Wer keine andere Bleibe hat, kann eine Notunterkunft im Rathaus Mitte in der Karl-Marx-Allee 31 aufsuchen. Nach Polizeiangaben wurde die Bombe gegen 16.15 Uhr am Nachmittag „bei Routinearbeiten der Kampfmittelberäumung im Wasser“ entdeckt.

0.56 Uhr: Notunterkunft soll erweitert werden

Die Schlange bei der Notunterkunft am Rathaus Mitte reißt nicht ab. Mehrere Hundert Menschen halten sich bereits in dem Verwaltungsgebäude auf. Nun soll eine weitere Unterkunft eingerichtet werden: Auch die benachbarte Charlotte-Pfeffer-Schule werde bald geöffnet, sagt ein Mitarbeiter den wartenden Menschen. Sie seien zum Frühstück wieder zu Hause.

Einige warten schon seit einer halben Stunde vor der Rathaustür. Helfer verteilen Wasser. Nun werden immerhin Menschen mit Beeinträchtigungen aus der Schlange geholt und schneller versorgt. Eine Familie mit schlafendem Kind verliert bald die Geduld. „Wir wollen nur schlafen, es ist unerträglich“, sagt der Vater. Die Mutter nickt.

0.02 Uhr: Großer Andrang in Notunterkunft im Rathaus Mitte

Im Rathaus Mitte in der Karl-Marx-Allee 31 hat das Bezirksamt eine Notunterkunft eingerichtet. Der Andrang ist riesig: Hunderte Menschen suchen sie auf. Mehr als erwartet, sagt ein Mitarbeiter.

Touristen sind dabei und Anwohner, schreiende Kinder und angetrunkene Kneipenbesucher. Auch Menschen im Rollstuhl werden gebracht. Anwohner der Fischerinsel berichteten, dass sie das Nötigste mitnehmen durften und dann von der Polizei zum Rathaus geschickt wurden.

Vor dem Rathaus Mitte stehen die Menschen Schlange.

© Robert Klages

Dort wird jeder, der die Unterkunft aufsucht, am Eingang registriert. Erst mal geht es nur um das Nötigste: ein Dach über dem Kopf, eine Sitzgelegenheit, etwas zu trinken. Zwei Leute aus Colorado kommen wieder raus. Sie sagen, es sei ihnen zu voll und sie wollten nicht auf dem Boden schlafen. Jetzt wollen sie sich ein Hotel suchen. „Wo gibt’s denn hier Taxis?“, fragen sie.

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Ähnlich geht es zwei Männern, die in der Inselstraße wohnen. Ausweise, etwas Kleidung und die Hunde - mehr konnten sie nicht mitnehmen. Hier im Rathaus dauert ihnen die Registrierung zu lange. Auch sie suchen jetzt lieber ein Hotel. Sie müssen am Freitagmorgen arbeiten und würden jetzt gern schlafen.

23.39 Uhr: Entschärfung wahrscheinlich erst am Morgen

Die Polizei rechnet damit, dass die Evakuierung des Sperrkreises bis zum Morgen andauern wird. Das sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Erst danach könnten auch Taucher die Bombe genauer untersuchen, um zu entscheiden, ob und wann sie entschärft werde. Zuerst müssten alle Menschen in Sicherheit sein.

Die Evakuierung schreitet derweil kontinuierlich voran. Polizeiwagen fahren durch die Straßen, um die Anwohner per Lautsprecher-Durchsagen zum Verlassen ihrer Wohnungen und des gesperrten Bereichs aufzufordern. Beamte klingeln an allen Türen.

Die BVG ist mit Gelenkbussen im „Havarie-Einsatz“, wie auf den Leuchtanzeigen steht: In Grüppchen fahren sie in den Sperrkreis, um Menschen herauszuholen.

Die BVG hilft, die Menschen schnell aus dem Sperrkreis zu holen.

© Robert Klages

Warum muss das alles in der Nacht geschehen? „Die Auffindesituation der Bombe macht es unglaublich schwierig“, erläutert der Polizeisprecher. Die Bombe befinde sich unter Wasser in vier Metern Tiefe, ihr Zustand sei unklar. Allerdings sei sie schon bewegt worden, als der Kampfmittelräumdienst am Nachmittag gegen 16.15 Uhr bei Routinearbeiten auf sie gestoßen sei. Deshalb könne die Evakuierung des Gebiets nicht aufgeschoben werden, auch wenn die Bombe zuvor Jahrzehnte im Wasser gelegen habe.

22.54 Uhr: Statt Hotelbett ab in die Nacht

Statt ins Bett zu gehen, treibt der Bombenfund die Gäste des „Novotel“ auf der Fischerinsel auf die Straße: Sie müssen das Hotel verlassen, einer nach dem anderen zieht seinen Rollkoffer hinter sich her. Ein weiterer Gast sieht ihnen zu: Er hatte den Abend mit einem Freund im „Georgbräu“ im Nikolaiviertel verbracht und kommt jetzt nicht mehr zurück in sein Zimmer. Polizisten weisen ihn darauf hin, dass der Bereich evakuiert werde. Er nimmt es gelassen und geht mit seinem Freund in der Nähe noch etwas essen. Vom Hotel hat er bisher keine Benachrichtigung bekommen. Er kommt bei seinem Freund unter, der in Berlin wohnt.

Mit dem Rollkoffer in die Nacht: Hotelgäste müssen sich eine andere Bleibe suchen.

© Franziska von Werder

22.48 Uhr: Auch Botschaften betroffen

Neben der Polizei und Beschäftigen des Bezirksamts sind auch Feuerwehr und Deutsches Rotes Kreuz im Einsatz. Die Feuerwehr spricht von „Sondierungsarbeiten“, bei denen ein „als Kampfmittel identifiziertes Objekt unter Wasser gefunden“ worden sei. Die Evakuierung der Umgebung noch in der Nacht sei wegen „der komplexen Auffindesituation“ erforderlich.

Der Kampfmittelräumdienst der Berliner Polizei muss sich des Fundstücks annehmen.

© dpa/Michael Ukas

Medizinische Einrichtungen sind den Angaben zufolge nicht betroffen. Aber Botschaften sowie Gebäude der Senatsverwaltung liegen in dem Sperrkreis. Die U2 ist zwischen Spittelmarkt und Alexanderplatz unterbrochen. Straßen sind gesperrt, der Schiffsverkehr ruht.

22.30 Uhr: Letzte Runde in der „Zille-Stube“

Straße für Straße, Haus für Haus schreiten Polizeibeamte ab, um das Sperrgebiet zu räumen. In der „Zille-Stube“ am Spreeufer, einem Restaurant im historischen Nikolaiviertel, weisen sie einen Mitarbeiter darauf hin, dass seine Gäste in einer Viertelstunde zahlen und das Lokal verlassen müssen.

Gäste der „Zille-Stube“ machen sich auf den Heimweg.

© Franziska von Werder

22.23 Uhr: Polizei geht von Bombe aus - Taucher überprüfen sie

Die Polizei hat soeben mitgeteilt, dass die Kriminaltechnik davon ausgeht, dass es sich um eine Weltkriegsbombe handelt.

Ein Sprecher sprach von einer „schwierigen Ausgangssituation“. Die Bombe befinde sich vier Meter unter Wasser und im Schlamm.

Taucher würden sie begutachten. Dabei komme es auch darauf an, um welche Bombe und welchen Zünder es sich genau handle. Davon hänge auch ab, ob sie aus dem Wasser gehoben werden könne und wie eine Entschärfung erfolgen könne.

22.04 Uhr: Evakuierung beginnt

Wie ein Polizeisprecher mitteilt, hat die Evakuierung soeben begonnen. In jedem Fall seien Nikolaiviertel und Fischerinsel betroffen, eine Karte mit den genauen Straßen werde die Polizei noch veröffentlichen. Polizeibeamte würden Wohnung für Wohnung abklappern und klingeln, um die Bewohner zum Verlassen des Sperrkreises aufzufordern. Wer in der Nähe des Fundorts wohne, könne auch jetzt schon seine Wohnung verlassen.

Das Bezirksamt Mitte bereite derzeit auch eine Notunterkunft für alle vor, die nicht bei Angehörigen oder Freunden unterkommen können. Die Adresse werde ebenfalls demnächst veröffentlicht.

Während die U2 wegen des Einsatzes unterbrochen sei, befänden sich die U5 und auch die Stadtbahn nicht im Sperrkreis, sagte der Sprecher weiter.

21.37 Uhr: Sperrkreis wird errichtet - Tausende müssen Häuser verlassen

Es wird nun ein Sperrkreis von rund 500 Metern errichtet, sagt ein Polizeisprecher. Mehrere Tausend Menschen müssten ihre Häuser verlassen. Konkrete Zahlen nannte er zunächst nicht.

Es sei kein Transport der Bombe vorgesehen, sodass die Entschärfung vor Ort erfolge. Feuerwehr, Berliner Verkehrsbetriebe und das Bezirksamt Berlin-Mitte würden alle notwendigen Maßnahmen veranlassen, hieß es.

21.10 Uhr: Polizei bereitet Evakuierung vor

„Die Evakuierung ist in der Vorbereitung“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Noch stehe nicht fest, ob es sich bei dem Fund im Wasser tatsächlich um eine Weltkriegsbombe handele. „Um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten, müssen wir aber so handeln“, sagte der Sprecher. Die Polizei bereite sich auf eine lange Nacht vor.

20.20 Uhr: U-Bahn-Linie U2 unterbrochen

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) melden eine Störung auf der Linie U2. Sie verkehrt demnach „aufgrund eines Polizei-Einsatzes nicht zwischen U Spittelmarkt und S+U Alexanderplatz“.

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Einem Bericht des RBB zufolge soll die mutmaßliche Bombe in drei Metern Tiefe in der Nähe der Mühlendammschleuse im Wasser liegen. Wie viele Menschen von einem Sperrkreis betroffen sein könnten, konnte ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel nicht sagen. „Wir warten noch auf eine Einschätzung der Entschärfer“, sagte er. Erst dann könne festgelegt werden, wie groß der Sperrkreis gezogen werden muss.

Ob die Entschärfung noch am Abend oder erst in den Morgenstunden am Freitag erfolgt, ist dem Sprecher zufolge unklar. „Wir haben hier viele Gebäude im Umfeld, unter anderem Hochhäuser“, sagte er. Eine Evakuierung könne dementsprechend lange dauern.

Zuvor hieß es von der Pressestelle der Polizei, dass Einsatzkräfte bereits einen Sperrkreis von 500 Metern im Bereich der Fischerinsel einrichten würden. Die Fischerinsel ist ein historisches Stadtviertel im südlichen Teil der Spreeinsel im Berliner Ortsteil Mitte.

Erst am Mittwoch wurde bei Bauarbeiten eine Bombe in Spandau gefunden. Rund 12.400 Menschen müssen am Freitagmorgen wegen der Entschärfung der 100-Kilo-Weltkriegsbombe ihre Wohnung verlassen. Der Sperrbereich soll um 8 Uhr eingerichtet werden.

Im Sperrkreis um den Fundort in der Neuendorfer Straße im Ortsteil Hakenfelde befinden sich unter anderem ein Krankenhaus, eine Pflegeeinrichtung, eine Grundschule sowie zwei Kitas, wie die Polizei mitteilte. Nach Angaben des Krankenhauskonzerns Vivantes wird das Klinikum aber nicht evakuiert. (mit dpa)

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