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Vier Tage musste ein 29-Jähriger Risikopatient auf seinen Covid-19-Test warten.

© Christophe Gateau/dpa

Update Exklusiv

Besucher der „Trompete“: Risikopatient wurde vier Tage nicht auf das Coronavirus getestet

Der 29-Jährige kritisiert die Behörden: Fünf Tage lebte er in Ungewissheit, dann kam raus: Er ist infiziert.

Der 29 Jahre alte Banker aus Wilmersdorf hat das Coronavirus. Ein Schock, wie er sagt. Er weiß es seit Mittwoch, infiziert ist er wohl deutlich länger.

Der Mann war am 29. Februar mit seiner Verlobten und Freunden im Club Trompete tanzen. Von den mittlerweile mehr als 80 Infizierten in der Stadt tanzten allein 17 im dem Club in Tiergarten. Ein Erkrankter feierte dort am 29. Februar. Nachdem er positiv auf Covid-19 getestet wurde, rief Berlins Gesundheitsverwaltung alle Gäste des Abends auf, sich auf die Infektionskrankheit testen zu lassen. Das war am vergangenen Freitag – erst jetzt wird klar: Auch er hat sich infiziert. Seine Verlobte und die drei kleinen Kinder sind noch immer nicht getestet.

Seit Freitag hat der Mann versucht, dem Aufruf der Gesundheitsverwaltung nachzukommen. Vier Tage lang bemüht er sich, einen Test zu machen – vergeblich. Der Mann ist Risikopatient, hat gerade eine schwere Lungenentzündung überstanden. Seit Freitagmorgen hätten er und seine Freundin über Stunden versucht, die Coronavirus-Hotline des Senats zu erreichen, erzählt der Mann, der anonym bleiben will. Erfolglos.

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Beim zuständigen Gesundheitsamt habe er ebenfalls über Tage niemanden erreicht, bis Montagabend meldete sich niemand auf seine Anrufe. In einer Mail bat er deshalb, einen Test machen zu können. Außer einer automatisierten Mail gab es nie eine Antwort. „Wir haben drei Kinder, die Ungewissheit ist für uns eine Katastrophe“, sagt er dem Tagesspiegel. Da wusste er noch nichts von seiner Infektion.

Am Montagnachmittag fährt er trotz selbstverordneter Quarantäne zum Virchow-Klinikum – weil ihn sonst niemand testet. Alles schon voll, wird ihm dort gesagt – auch für Risikopatienten ist nichts zu machen. Er wird weggeschickt. Am Dienstagmorgen fährt er wieder in das Testzentrum der Charité. Wartenummer 55. Fünf Stunden sitzt er da.

Erst vor dem Zelt, dann im Auto. In das Zelt will er nicht, zu viele potentielle Virenherde. Als seine Nummer aufgerufen wird, geht er in das weiße Wartelager, um sich endlich testen zu lassen. „Man sagte mir, dass ich noch nicht dran sei“, sagt er. Das System habe willkürlich gewirkt, die Mitarbeiter überlastet. Im Zelt wartete er dann noch einmal mehr als eine Stunde bis endlich der Abstrich gemacht wurde. „Da habe ich meinen Glauben verloren“, sagt er. Dicht gedrängt saßen die Menschen in dem Zelt, es sei heiß gewesen und alles „ein großes Durcheinander“.

Bislang spürt er keine Symptome des Coronavirus, kein Husten, kein Fieber. Er hofft, dass das so bleibt.

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