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King Felipe VI of Spain and Queen Letizia of Spain attend a wreath-laying ceremony at the Neue Wache, the central memorial for the victims of war and dictatorship, in Berlin on October 17, 2022. (Photo by Michael Kappeler / POOL / AFP)

© AFP/Michael Kappeler

Update

Royaler Besuch in der Hauptstadt: Spanisches Königspaar verbringt drei Tage in Berlin

König Felipe VI. und Königin Letizia absolvieren seit Sonntagabend ein dichtes Programm in Berlin. Im Anschluss geht es mit dem Bundespräsidenten zur Eröffnung der Buchmesse.

| Update:

Im Goldenen Buch der Stadt haben sich König Felipe VI. und Königin Letizia von Spanien schon bei ihrem Berlin-Besuch 2014 verewigt. Trotzdem wollen sie während ihres Staatsbesuchs in Deutschland am 18. Oktober der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) einen Besuch abstatten. Die war schließlich noch gar nicht im Amt, als das Paar zuletzt in Berlin war.

Danach gehen die Staatsbesucher gemeinsam mit Giffey durchs Brandenburger Tor. Von Westen aus durchschreiten sie es zum Pariser Platz.

Spanien ist Partnerland der Buchmesse

Protokollarisch sind beide Stationen ein fester Bestandteil im Programm von Staatsbesuchen. Die Höflichkeit verlangt es, der gastgebenden Stadt und ihren jeweiligen Repräsentanten die Ehre zu geben. Und der Gang durchs Brandenburger Tor erinnert, auch wenn er nun schon mehr als 30 Jahre lang dazu gehört, eben immer wieder an das Glück der Deutschen, als die Wiedervereinigung kam.

Der eigentliche Anlass für den Besuch in Deutschland ist allerdings die Frankfurter Buchmesse. Deren Partnerland ist in diesem Jahr Spanien, und dort werden Frank-Walter Steinmeier und König Felipe VI. die Eröffnungsreden halten. Bis es so weit ist, haben sie in Berlin aber schon genug Gelegenheit zum Austausch.

Deutsch-Spanisches Forum Unter den Linden

Zum Auftakt wurden der König und die Königin am Montagvormittag bei strahlendem Herbstwetter von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender vor dem Schloss Bellevue mit militärischen Ehren begrüßt. Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielte dabei beide Nationalhymnen. Die Staatsoberhäupter zogen sich anschließend zu einem Gespräch zurück.

Büdenbender und Letizia trugen dunkelblaue Kleider, wobei sich die Blautöne etwas bissen. Felipe schritt im schwarzen Anzug mit Steinmeier die Front des Wachbataillons der Bundeswehr ab.

Bevor Gastgeber und Gäste gegenseitig ihre Delegationen vorstellten, sprachen sie ausführlich mit einer Gruppe Schülerinnen und Schüler der Joan-Miró-Grundschule, einer bilingualen Schule in Berlin. Geduldig ließen sie Selfies mit sich machen und gaben Autogramme auf deutsche und spanische Papierfähnchen, die die Kinder dabei hatten.

Empfang für die Landsleute in der spanischen Botschaft

Das Königspaar war bereits am Sonntagabend in Berlin angekommen. Es empfing kurz danach in der Botschaft 250 Vertreter der spanischen Gemeinde in Deutschland. Felipe betonte dabei, die bilateralen Beziehungen beider Länder seien „von Freundschaft und gemeinsamen Anstrengungen geprägt“ und aktuell in einer besonders guten Phase. „Ein Beweis dafür ist die Zahl der hier tätigen spanischen Unternehmen, und auch die Handelsbeziehungen, die kulturelle Zusammenarbeit, der Tourismus.“

Felipe würdigte die Bedeutung der Auswanderer für das Bild Spaniens in Deutschland: „Hier wird eure Arbeit geschätzt und respektiert. Es war nicht einfach. Das schafft ihr jeden Tag aufs Neue.“ In Deutschland leben etwa 200.000 Spanier.

Ausstellungsbesuch im Palais Populaire

Am Abend gibt es zu Ehren des Königspaars ein festliches Staatsbankett im Schloss Bellevue. Allzu spät darf es dabei nicht werden, denn am Dienstag beginnt der Tag schon früh in der Bertelsmann-Repräsentanz Unter den Linden 1. Dort nehmen der Bundespräsident und König Felipe VI. gemeinsam am Deutsch-Spanischen Forum teil und werden ebenfalls Ansprachen halten.

3000
öffentliche Auftritte absolvierte Königin Letizia seit ihrer Hochzeit.

Königin Letizia besucht am Dienstag außerdem gemeinsam mit der Frau des Bundespräsidenten, Elke Büdenbender, eine Ausstellung im Berliner Museum Palais Populaire Unter den Linden. Die Schau zeigt Werke von spanischen Künstlerinnen von 1960 bis heute. „Schreibt all ihre Namen“, ist der Titel der Ausstellung. Nicht ohne Grund verschafft die Königin ausgerechnet dieser Ausstellung besondere Aufmerksamkeit. Die gerade 50 Jahre alt gewordene Letizia versteht sich als Feministin.

Die frühere Fernsehmoderatorin schreibt ihre Reden selbst und genießt den Ruf einer Perfektionistin. Als die geschiedene Tochter einer Krankenschwester und eines Journalisten vor 18 Jahren den spanischen Thronfolger heiratete, war sie nicht unumstritten. Rund 3000 öffentliche Auftritte später gilt sie wichtigste Bewahrerin der Popularität des Königshauses.

2,6
Millionen Euro beträgt das Vermögen des Monarchen

Das ist besonders wichtig, da nach den Skandalen des Schwiegervaters Juan Carlos sogar etwas mehr als 50 Prozent der Spanier die Monarchie nicht mehr für zeitgemäß halten. Es galt als sehr ungewöhnlich, dass König Felipe VI. im April sogar sein Vermögen offenlegte, das mit 2,6 Millionen Euro eher bescheiden ausfällt im Vergleich zu den Schätzen, über die andere europäische Königs- und Fürstenhäuser verfügen.

Bürgernähe und Transparenz sollen das Image des Königshauses wieder verbessern. Entscheidungsbefugnisse oder politische Macht hat der König in Spanien nicht.

Er gilt aber als der höchste Repräsentant seines Landes und leistet als solcher besonders der Wirtschaft gute Dienste. Königin Letizia hingegen gilt vielen als Stilikone, die so auch die spanische Modeindustrie unterstützt. Modelle von Zara oder Mango, die sie trägt, sind oft kurze Zeit später ausverkauft.

Das Paar hat zwei Töchter und bemüht sich im Privatleben um Normalität, soweit das möglich ist. Sie gehen gern ins Kino, und Königin Letizia hat ein Faible für gesundes Essen und kauft auch gern mal persönlich auf dem Markt ein.

Bei einem Staatsbesuch gilt allerdings das ganz große Protokoll, von der großen Motorradeskorte bis zum langen Abendkleid beim Bankett.

Skurril: Ein Programmpunkt des Besuchs, der eigentlich nach Berlin gehört, wurde kurzerhand nach Frankfurt am Main verlegt: Eine Ausstellung mit Reproduktionen von Bildern aus dem Prado in Madrid, die in normalerweise in Berlin am Neptunbrunnen zu sehen ist, weil auch vor dem Prado in Madrid ein Neptunbrunnen steht. Da der König die Frankfurter Buchmesse eröffnet, wurde die Schau kurzerhand in Berlin abgebaut – und ist jetzt in Hessen zu sehen. So profitieren auch die Buchmessen-Besucher von dem royalen Besuch. (mit dpa)

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