
© AfD-Fraktion Berlin
Schnarchen in den Gesprächspausen: So verfolgte die Berliner AfD-Fraktion das Musk-Gespräch
Bei ihrem Neujahrsempfang im Abgeordnetenhaus überträgt die Berliner AfD-Fraktion das Gespräch zwischen Elon Musk und Parteichefin Alice Weidel. Doch die Debatte kommt nicht bei allen gut an.
Stand:
Alice Weidel und Elon Musk reden gerade einmal sieben Minuten, da lässt die Aufmerksamkeit der rund 150 AfD-Eingeladenen im Abgeordnetenhaus Berlin nach. Das Gesprächsgemurmel wird wieder lauter. Der Neujahrsempfang der Berliner AfD-Fraktion fällt zufällig auf den gleichen Tag wie das „X“-Gespräch der Bundesparteivorsitzenden und dem Tesla- und SpaceX-Chef.
Der Anfang der Unterhaltung wird im Casino des Abgeordnetenhauses gestreamt, kurz nach Beginn des Neujahrsempfangs. Die AfD-Landesvorsitzende Kristin Brinker, der Vorsitzende der Jungen Alternative Berlin, Martin Kohler, mehrere Berliner Abgeordnete und rund 20 andere Gäste hören konzentriert zu, die restlichen Anwesenden unterhalten sich im Hintergrund weiter oder essen vom äußerst fleischlastigen Büfett.
Ein erfreutes Raunen geht durch den Saal, als Weidel Angela Merkel „die erste grüne Bundeskanzlerin“ nennt. Nach elf Minuten wird die Übertragung im großen Saal, wie vorher von der Landesvorsitzenden angekündigt, abgebrochen und in einen kleineren Raum verlegt. „Wir regeln das jetzt runter, weil sich die Gäste hier doch lieber unterhalten“, sagt Brinker.
In der ersten Reihe nickt ein Mitarbeiter ein
Die etwa 35 Personen, die dem Gespräch tatsächlichen folgen wollen, ziehen sich in einen separaten Raum im dritten Stock zurück. Die meiste Zeit bleibt es konzentriert und still. Als Musk aber nach einer halben Stunde einen Wahlaufruf für die AfD formuliert („I recommend that people vote for AfD“), wird es kurz einmal ausgelassen und laut. Ein Zuhörer ruft begeistert „yes“, andere nicken.

© Sönke Matschurek
Doch nicht alle lauschen dem Austausch derart gebannt. In vorderster Reihe, direkt vor dem Bildschirm, in dessen Richtung alle blicken, ist ein junger Mann eingenickt. Sein Kopf ist ihm auf die Brust gefallen, wo das grüne Schildchen prangt, das ihn als Mitarbeiter ausweist. Die Gesprächspausen von Musk und Weidel werden von seinem vernehmbaren Schnarchen gefüllt.
Rund zwei Minuten des seligen Schlafes werden ihm gewährt. Dann wird es Beatrix von Storch zu viel. Die Spitzenkandidatin der Berliner AfD sitzt ebenfalls weit vorne im Raum, nur drei Meter von dem Schlafenden entfernt. Sie bedeutet einem Mitarbeiter, den jungen Mann zu wecken – der sichtlich verlegen von seinem Nickerchen erwacht und sich für die kommende Viertelstunde zusammenreißt.
Brinker hofft auf „Normalisierung im Umgang mit der AfD“
Bei dem jungen Mann handelt es sich um einen freischaffenden Mediengestalter, der an diesem Abend für die AfD im Dienst ist. Er habe in dem Raum auf das Material und die Gegenstände aufpassen sollen, sagt er dem Tagesspiegel. Die ersten paar Minuten sei es noch ganz interessant gewesen. „Aber zwischendurch war es auch ein bisschen langweilig“, sagt er, auf sein Nickerchen angesprochen.
Die ersten Rückmeldungen zu dem Gespräch fallen insgesamt verhalten aus. Ein Mitarbeiter einer AfD-Abgeordneten nennt Weidels Start ins Gespräch „enttäuschend“, ein anderes Mitglied nennt es „holprig“. Aber die meisten sind ungeachtet dessen begeistert von der Wahlkampfhilfe aus den USA.
Die Bilanz der Landesvorsitzenden Brinker fällt wenig überraschend positiv aus: Brinker erhofft sich von dem Gespräch mit Musk „eine Normalisierung im Umgang mit der AfD“. Wenn jemand wie Musk als internationaler Investor so offen mit ihnen kommuniziere, würde das auch die Wahrnehmung der Partei verändern. Es sei gut, dass Weidel die AfD für all diejenigen vorstelle, die bislang noch keinen Kontakt zur Partei gehabt hätten – und direkt zu Beginn des Gesprächs das wichtige Thema Energiepolitik stark gemacht habe, sagt sie.
Zu mehr kann sie sich noch nicht äußern: Die Landesvorsitzende selbst hat nur den Anfang des Gesprächs im großen Saal verfolgt, den Rest will sie in Ruhe nachhören.
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