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Die Polizei registriert immer öfter den Einsatz von Schusswaffen bei Streitereien.

© dpa/Paul Zinken

Schüsse in Berlin: Immer häufiger greifen Täter zur Pistole

Mehr Schusswaffen kursieren – und die Polizei registriert eine Zunahme an Waffengewalt. In den vergangenen Nächten häuften sich Schusswaffeneinsätze. Auch die Messergewalt nimmt zu.

Stand:

Ein Mann zückt am Donnerstagabend bei einem Streit unweit des Ku’damms eine Pistole, der Iraner hatte vor einem Restaurant in der Schlüterstraße Streit mit einem Deutschen. Beide Männer sind 52 Jahre alt, es gab Gerangel. Am Ende schießt sich der Iraner selbst in Bein.

In der Nacht zuvor taucht in der Rettungsstelle des DRK-Klinikums Westend in Charlottenburg ein 27-Jähriger auf – mit Schussverletzungen am Bein. Die Polizei findet Einschusslöcher an seinem Auto. Wenig später macht ein 34-Jähriger am Saatwinkler Damm in Spandau auf sich aufmerksam, auch ihm war ins Bein geschossen worden. Am Freitag dann durchsucht ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei mehrere Wohnungen in Tiergarten, um mögliche Tatwaffen zu finden.

Die Berliner Polizei beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Nicht nur die Messergewalt hat in Berlin zugenommen – immer häufiger werden bei Auseinandersetzungen auch Schusswaffen eingesetzt. Nach einer internen Statistik der Polizei ist die Zahl der Taten, bei denen Schusswaffen verwendet wurden, von Jahresbeginn bis Ende Mai im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres deutlich gestiegen.

Drohung mit der Schusswaffe

In den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres registrierte die Polizei 146 Fälle, in denen mit einer Schusswaffe gedroht wurde. In 199 weiteren Fällen wurde auch geschossen. In diesem Jahr sind es schon 163 Drohungen mit einer Schusswaffe und 223 Fälle, in denen auch geschossen wurde.

Dabei verzeichnete die Polizei bereits im vergangenen Jahr einen neuen Negativrekord. In einem internen Bericht heißt es dazu: „Für das Jahr 2023 war mit einer Zunahme um 44 Fällen auf 704 Fälle die höchste Fallzahl im Langzeitvergleich bei der Schusswaffenverwendung insgesamt zu verzeichnen.“

Zudem steigt die Gefahr, dass die Täter auch abdrücken. Für das vergangenen Jahr resümiert die Polizei für Delikte gegen das Waffengesetz: „Bei den schwerwiegenderen Fällen, in denen mit einer Schusswaffe geschossen wurde, war mit einem Anstieg um 74 Taten im Vergleich zum Jahr 2022 eine deutliche Zunahme, ebenfalls auf den Höchstwert der letzten zehn Jahre, festzustellen.“

Drei Tote

2023 sind in diesem Deliktbereich insgesamt 624 Personen Opfer von Schusswaffenverwendungen geworden, davon wurden knapp 19 Prozent (117 Personen) wurden leicht und vier Prozent (25 Personen) schwer verletzt. Drei Personen wurden durch Schüsse tödlich verletzt. Bei Straften wie gefährliche und schwere Körperverletzungen mit Schusswaffen blieben nur 42,5 Prozent der Opfer unverletzt.

Auch deutschlandweit wurden mehr Straftaten mit Schusswaffen begangen, wie aus dem Lagebild „Waffenkriminalität“ des Bundeskriminalamtes hervorgeht. Die Zahl stieg um 6,7 Prozent auf rund 9.100 Fälle. Die Zahl der Drohungen mit Schusswaffen stieg um acht Prozent, die Zahl der Taten, bei denen geschossen wurde, nahm um 5,5 Prozent zu.

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