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Ausstellung: Blick ins Leben

Die Organisation SOS-Kinderdörfer zeigt Bilder vom Alltag israelischer Mädchen und Jungen – der Berliner Fotograf Stephan Pramme hat sie begleitet.

Wer Stephan Pramme nach Israel fragt, bekommt in der Regel ein freudestrahlendes Lächeln als Antwort. Der Berliner Fotograf ist ein großer Fan des kleinen und dennoch bedeutungsschweren Landes. „Ich kenne Argentinien, Georgien, die Philippinen und einige andere Staaten dieser Welt recht gut“, sagt der schlanke Mann mit dem kahlen Kopf. „Doch in Israel habe ich mit regelrecht verliebt.“

Mehrfach ist Pramme, der 1976 in Potsdam geboren wurde und in Berlin aufwuchs, nach Israel gereist. Mal ein paar Tage, mal ein paar Wochen. Und immer wieder hat er sich mit der Kamera in der Hand und dem Blick für das Besondere auf Motivsuche begeben. Allerdings haben ihn dabei weniger die vielen Heiligtümer, jüdische Folklore oder der allgegenwärtige Nahostkonflikt interessiert. Vielmehr faszinieren ihn bis heute vor allem die dort lebenden Menschen.

Am liebsten porträtiert Pramme den Otto-Normal-Israeli: junge Frauen in Diskotheken, alte Männer am Strand, Straßenkehrer bei der Arbeit oder knutschende Pärchen im Park. Kein Wunder also, dass Pramme sofort zusagte, als „SOS-Kinderdörfer weltweit“ ihn bat, für ein ganz besonderes Kunstprojekt nach Israel zu fahren. Der Fotograf sollte im April 2011 etwa 100 Kindern dabei helfen, mithilfe von Einwegkameras selbst ihren Alltag zu dokumentieren. Es sind jüdische und muslimische Kinder, die in den beiden SOS-Dörfern Neradim und Megadim sowie im arabischen Beduinenort Kaabiya leben. Nun sind diese bewegenden Bilder in den Berliner Räumen der Hilfsorganisation zu besichtigen, einschließlich einiger ausgewählter Aufnahmen der Protagonisten, die Pramme vor Ort gemacht hat. „Das Leben, ihr Leben springt mich an und berührt mich zutiefst“, schreibt Regisseur Dani Levy im Vorwort des Begleitbuches.

Bildergalerie: Kindheit in Israel

Was bewegt diese Kinder und Jugendlichen, die bereits viel in ihrem kurzen Leben durchgemacht haben, deren Familien sich oft in Notlagen befinden oder als Waisen aufwachsen? Welche Träume und Sehnsüchte haben sie? Wie sieht ihr Alltag aus? Darüber geben die Fotos ungeschminkt, ungefiltert und authentisch Auskunft. Da sieht man Zimmer voller Poster, Freunde mit coolen Gesten, blühende Wiesen, einen Tisch voller Malsachen, blauen Himmel, Geburtstagsfeiern oder ein sorgsam an die Wand gelehntes BMX-Fahrrad. Alles Dinge, die den Kindern im Alltag offenbar viel bedeuten. Und immer wieder wurde das eigene Zimmer samt Bett fotografiert. Wie es scheint ein sicherer Ort der Rückzugs, der Selbstvergewisserung für die sechs- bis 16-Jährigen, die in den SOS-Dörfern dabei unterstützt werden, ihr Leben zu meistern.

Da mag es schon überraschen, dass die Porträts von Stephan Pramme Kinder mit viel Selbstbewusstsein und einer großen Portion Lebensmut zeigen. Doch ist das wirklich verwunderlich? Alle Mädchen und Jungen haben einiges durchgemacht, zum Teil auch Schlimmes – und gelernt, damit trotz aller seelischen Verletzungen zurechtzukommen. Das verleiht ihnen innere Stärke, macht sie zu eigenständigen Individuen. Ihre eigenen Fotos und Prammes Bilder der Kinder zeigen das eindrücklich. Ohne Pathos und Kitsch.

Die Ausstellung „Kindheit in Israel“ ist bis zum 31. Oktober in den Ausstellungsräumen der SOS-Kinderdörfer zu sehen, montags bis freitags zwischen 10 und 17 Uhr in der Gierkezeile 38 in Charlottenburg. Weitere Informationen unter: www.sos-kinderdoerfer.de

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