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Das „Raumschiff“, wie Berliner das ICC auch nennen, soll nach jahrelangem Leerstand zu einem Kunstzentrum umgebaut werden.

© imago images/Joko

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Vorbild „Centre Pompidou“ in Paris: Berliner ICC soll Kultur- und Kunstzentrum werden

Dem seit fast zehn Jahren weitgehend leer stehenden ICC soll neues Leben eingehaucht werden. Das Ausschreibungsverfahren für einen neuen Betreiber wird jedoch Jahre dauern.

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Seit fast zehn Jahren steht das Internationale Congress Centrum (ICC) weitgehend leer, nun soll es nach dem Willen des Berliner Senats zu einem Kultur- und Kunstzentrum umgebaut werden. Bis 2026 soll in einem sogenannten Konzeptverfahren ein neuer Betreiber gefunden werden. Als Vorbild gelte das französische Kulturzentrum „Centre Pompidou“ in Paris, sagte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey am Dienstag auf der Senatspressekonferenz.

Das ICC, 1979 als Messe- und Kongresszentrum eröffnet, steht seit 2014 weitgehend leer und ist sanierungsbedürftig. In den vergangenen Jahren wurde es zwischenzeitlich als Unterkunft für Geflüchtete und als Corona-Impfzentrum genutzt. Das Gebäude mit einer Fläche von rund 28.000 Quadratmetern steht seit 2019 unter Denkmalschutz.

„Seit 2014 kostet uns der Betrieb dieser Berliner Ikone im Dornröschenschlaf jährlich zwei Millionen Euro“, sagte Wirtschaftssenator Schwarz (parteilos, für die SPD) am Dienstag. „Es ist höchste Zeit, das ICC den Berlinerinnen und Berlinern zurückzugeben. Wir wollen das ICC mit einem Konzept wiederbeleben, das zu Berlin passt.“

Aus einer Besprechungsunterlage für die Senatssitzung, die dem Tagesspiegel vorliegt, geht hervor, dass die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) beauftragt werden soll, ein „zweistufiges Verhandlungsverfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb“ durchzuführen. Die Vergabeentscheidung soll eine Jury aus den zuständigen Senatsverwaltungen, dem Landesdenkmalamt, dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, der Messe Berlin sowie jeweils einem Fraktionsmitglied der Regierungskoalition treffen.

Shoppingmalls sind ausgeschlossen

Voraussetzung für den Zuschlag ist, dass das ICC ein „modernes Kunst- und Kulturzentrum mit flexibel – im Bedarfsfall auch für Kongresse und Konferenzen – nutzbaren Flächen“ wird, heißt es in der Besprechungsunterlage. Es soll der Öffentlichkeit zugänglich sein, „am liebsten 24/7“, also Tag und Nacht, wie Schwarz konkretisierte. Ein Betreiber muss außerdem die umfassende Sanierung des Gebäudes zusichern, dafür könne das Land Berlin Zugeständnisse „beim Preis oder baulichen Auflagen“ machen. Das Parkhaus, das nicht unter Denkmalschutz stehe, könne „bei Bedarf“ abgerissen werden.

Ausgeschlossen sind weiterhin der „Betrieb eines Bordells, einer Spielbank oder eines Waffenhandels oder vergleichbare Zwecke“. Generell soll der Einzelhandel nur eine untergeordnete Rolle spielen, große Shoppingmalls sind ganz ausgeschlossen. Der Gewinner des Konzeptverfahrens soll ein Erbbaurecht über 99 Jahre erhalten.

Zwischennutzung bis 2026 ist offen

Der Teilnahmewettbewerb soll nach dem Willen der Senatswirtschaftsverwaltung im November 2023 starten und bis April 2025 laufen. Dem sollen zwei Angebotsphasen bis Februar 2026 folgen. Eine Vergabeentscheidung könnte demnach zwischen März und November 2026 fallen.

„Wir wollen ein durchdachtes und nachhaltiges Konzept haben“, begründete Schwarz die lange Verfahrensdauer. Um das zu erreichen, müsse man möglichen Investoren auch ausreichend Zeit einräumen, ein solches zu entwerfen.

Wie das ICC bis dahin genutzt werden soll, dafür hat der Senat keine konkreten Pläne. Schwarz selbst könne sich eine partielle Nutzung, etwa für Kunstevents, vorstellen. Auch der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf habe Ideen, wie man das Gebäude temporär nutzen könne. Auch eine erneute Zwischennutzung als Geflüchtetenunterkunft schloss Schwarz nicht aus, betonte aber, dass das Gebäude dafür eigentlich nicht geeignet sei. Dennoch: „Bei dramatischen Situationen wird es natürlich auch als Flüchtlingsunterkunft genutzt“, sagte Schwarz.

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