zum Hauptinhalt
Menschen nehmen an einer rechtsradikalen Demonstration mit dem Motto «Für Recht und Ordnung: gegen Linksextremismus und politisch motivierte Gewalt» in Berlin-Friedrichshain teil.

© dpa/Fabian Sommer

Zum AfD-Wahlkampf oder zur Neonazi-Demo: Berlins extreme Rechte wegen zwei Kundgebungen im Zwiespalt

Rechtsextreme mobilisieren zu zwei unterschiedlichen Versammlungen am Sonnabend. Die Szene ist gespalten. Der Grund: Einer ihrer Anmelder hat türkischen Migrationshintergrund.

Stand:

Seit Wochen brodelt es in der Szene junger Rechtsextremisten in Berlin. Immer wieder kommt es zum Streit, teils offen ausgetragen über Instagram. Stein des Anstoßes: der Sonnabend vor der Bundestagswahl, an dem gleich zwei Versammlungen in der Hauptstadt stattfinden, die das rechtsextreme Milieu ansprechen.

Seit Wochen mobilisiert der ehemalige Aachener AfD-Kommunalpolitiker Ferhat Sentürk zu einer Demonstration „gegen links Extremismus und politisch motivierte Gewalt“ (sic), die am Sonnabend um 11.30 Uhr am S-Bahnhof Friedrichstraße starten und von dort zum Hauptbahnhof ziehen soll.

Sentürk tauchte erstmals im vergangenen Dezember in der Hauptstadt auf, als er einen Protest unter ähnlichem Motto ausgerechnet im alternativen Stadtteil Friedrichshain organisierte. Ungefähr 60 Neonazis wurden stundenlang von tausenden Gegendemonstranten blockiert und mussten am Ende mit einer stark verkürzten Route vorliebnehmen.

Auf der Anreise zu Sentürks Demonstration attackierte eine Gruppe junger Rechtsextremisten aus Sachsen-Anhalt Wahlkämpfer der SPD in Lichterfelde. Zwei mutmaßliche Täter sitzen weiterhin in Untersuchungshaft.

Gegendemonstration gegen Sentürks Aufmarsch in Friedrichshain im Dezember.

© dpa/Fabian Sommer

Am Sonnabend verläuft die Route durch Mitte, angemeldet sind 600 Personen. Es dürften deutlich weniger werden. Das liegt auch daran, dass sich einige Akteure der Szene von dem Aachener abgewandt haben. Vielen ist Sentürk in seinem öffentlichen Auftreten nicht radikal genug. Andere stören sich an seinem türkischen Migrationshintergrund. Für große Diskussionen sorgte ein Video, dass den Anmelder auf einer türkischen Hochzeit zeigt.

Dabei tritt Sentürk alles andere als moderat auf, auch wenn er immer wieder versucht, dieses Bild zu vermitteln. Bei seiner letzten Demonstration in Aachen setzte er Neonazis der Gruppierung „Der Störtrupp“ als Ordner ein. Er selbst stimmte ein Marschlied an, das vor allem mit der Waffen-SS in Verbindung gebracht wird. Aus geleakten Chats geht hervor, dass er eine Antifa-Gruppe aus Aachen mit „Sieg Heil“ angeschrieben haben soll.

Einige wollen nach Mitte, andere nach Hohenschönhausen

Dennoch wollen viele vor allem junge Rechtsextremisten nicht mehr mit Sentürk auf die Straße gehen. „Scheißt auf die Türkendemo!“, schreibt ein bekannter Akteur aus Berlin auf seinem Profil bei Instagram. Stattdessen mobilisieren er und andere nach Hohenschönhausen. Dort feiert die Berliner AfD von 14 bis 16 Uhr ihren Wahlkampfabschluss am Prerower Platz.

Angekündigt sind unter anderem Beatrix von Storch und Berlins Landesvorsitzende Kristin Brinker. Gleich mehrere Gegendemonstrationen sind angemeldet. Auf die haben es die jungen Neonazis offenbar abgesehen. „Zecken sind natürlich auch vor Ort, können uns auf Spaß vorbereiten“, heißt es ebenfalls auf Instagram.

Auch in Mitte sind zahlreiche Versammlungen angemeldet, die sich gegen die Neonazi-Demonstration von Ferhat Sentürk richten. Ein Protest will unter dem Motto „Gegen Faschismus“ vom Schiffbauerdamm zum Hauptbahnhof ziehen. Die „Omas gegen Rechts“ haben angekündigt, eine Mahnwache vor der Synagoge in der Oranienburger Straße abzuhalten. Die Berliner Polizei steht mal wieder vor einem Großeinsatz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })