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Die Schulschließungen der Corona-Zeit wirken vielfach nach.

© REUTERS/Kai Pfaffenbach

„Ein unüberhörbares Alarmzeichen“: Berlins Schüler stürzen bei den Vergleichsarbeiten ab

Eine „riesige Hypothek für unseren Wohlstand in der Zukunft“ nennen die Unternehmensverbände die fehlenden Basiskenntnisse der Berliner Schüler. Die Grünen fordern eine Rücknahme von Kürzungen.

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Mit Bestürzung haben Politik und Wirtschaft auf die abermals verschlechterten Leistungen der Berliner Schülerinnen und Schüler reagiert. Die großen Lücken in den Basiskenntnissen der Grund- und Oberschüler in Deutsch und Mathematik seien eine „riesige Hypothek für unseren Wohlstand in der Zukunft“, lautete die Reaktion der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB). Linke und Grüne forderten mehr Engagement für die sozialen Brennpunkte.

Wie der Tagesspiegel berichtete, haben die aktuellen Vergleichsarbeiten ein weiteres Abrutschen offenbart: Mehr als vier von zehn Drittklässlern verfehlen die bundesweit festgeschriebenen Mindestkompetenzen im Lesen und Rechnen. Bildungsexperten führen die nochmalige Verschlechterung auf die Kita- und Schulschließungen während der Pandemie sowie auf die hohe Zahl der Geflüchteten zurück. Beide Phänomene treffen in Berlin auf Schulen, die durch den fehlenden Lehrkräftenachwuchs geschwächt sind, denn 18 Jahre lang wurde Berlin wegen der fehlenden Verbeamtung gemieden.

Angesichts des Lehrkräftemangels und der fehlenden Basiskenntnisse forderte die Bildungsexpertin der Linken, Franziska Brychcy, zumindest bei der „Königsdisziplin“ der Alphabetisierung bervorzugt grundständig ausgebildete Grundschullehrkräfte einzusetzen. Es müsse bei den Einstellungen zentral gesteuert werden, sodass die am besten ausgebildeten Kräfte „an den Schulen mit dem größten Bedarf eingestellt werden“, forderte Brychcy.

Hoffung auf mehr Lesetraining

Ähnlich äußerte sich Marianne Burkert-Eulitz von den Grünen. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sei „direkt verantwortlich“ dafür, dass bei der Verteilung der Lehrkräfte nicht genügend „gesteuert“ werde. Sie forderte zudem, dass die Senatorin ihre Ankündigung umsetze, die Grundschulen mit Fachleitungen in Deutsch und Mathematik zu stärken. Wie berichtet, sind bisher erst 72 Stellen für 360 Grundschulen ausgeschrieben. Die grüne Bildungsexpertin teilt aber die Erwartung der Senatorin, dass das vermehrte Lesetraining nach dem Hamburger„Leseband“ in allen Fächern „für die Sprachbildung essenziell“ sei.

Für die Vereinigung der Berliner Schulleitungen forderte deren Vorsitzende Kerstin Jehniche, dass die Frühförderung in der Kita verbindlicher werden müsse: In Berlin gibt es zwar eine Verpflichtung, dass „Nichtkitakinder“, die kein Deutsch können, ein Jahr vor der Einschulung eine Sprachförderung besuchen müssen. Bisher wird diese gesetzliche Vorschrift aber weitgehend ignoriert. Die CDU hat das entsprechende Gesetz daher nachgebessert. Die Umsetzung greift aber erst 2025.

Die Vergleichsarbeiten in Klasse 3 und 8 gelten in Berlins Schulen als unbeliebt, weil sie teilweise Wissen testen, das erst in Klasse 4 und 9 vorhanden sein muss. Bundesweit soll damit erreicht werden, dass die Lehrkräfte die Lücken rechtzeitig orten können.

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