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Hamas-Mitglied bei ZDF-Partnerfirma in Gaza: Sender rechtfertigt sich nach harscher Kritik aus der Union
Politiker von CDU und CSU haben das ZDF scharf kritisiert, nachdem die Hamas-Mitgliedschaft eines Technikers bekannt wurde. Dass dem ZDF die Mitgliedschaft offenbar nicht bekannt gewesen sei, sei „ein Skandal“.
Stand:
Politiker der Unionsparteien fordern vom ZDF weitere Aufklärung über die Beschäftigung eines Hamas-Mitgliedes bei einer von ihr beauftragten Produktionsfirma. Die medienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Ottilie Klein (CDU), sprach in der „Bild“-Zeitung (Dienstag) von einem Skandal, CSU-Generalsekretär Martin Huber von einem „ungeheuerlichen Vorgang“.
Zuvor war bekannt geworden, dass ein Mitarbeiter, der bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet wurde, Mitglied der Terrororganisation Hamas war. Er arbeitete bei einer Partnerfirma des öffentlich-rechtlichen Senders. Nach Angaben des ZDF hat Israel ein Dokument vorgelegt, das dies belege. Als Reaktion sei die Zusammenarbeit mit der Firma Palestine Media Production (PMP) bis auf Weiteres eingestellt worden, teilte der Sender mit. Das ZDF hatte eigenen Angaben zufolge seit Jahrzehnten mit der Firma zusammengearbeitet.
„Das ZDF begrüßt, dass die israelische Armee der Bitte nachgekommen ist, die Identität des getöteten Mitarbeiters der Produktionsfirma PMP in Gaza zu klären“, hieß es in einer Mitteilung weiter.
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„Schwerer Schaden für die Glaubwürdigkeit“
Die CDU-Politikerin Klein sagte der „Bild“-Zeitung, das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk werde tief erschüttert. Nun müsse überprüft werden, ob die Hamas und ihre Unterstützer über diese Produktionsfirma Einfluss auf die Art und die Inhalte der Berichterstattung des ZDF hatten.
CSU-Generalsekretär Huber sagte der Zeitung: „Dass ein Hamas-Terrorist für das ZDF gearbeitet hat, ist ein ungeheuerlicher Vorgang. Das ist ein schwerer Schaden für die Glaubwürdigkeit und die bisherige Berichterstattung über den Konflikt.“ Dieser Fall müsse lückenlos aufgeklärt werden. Das ZDF und alle Berichterstatter müssten sicherstellen, dass sie nicht Hamas-Terroristen beschäftigen und Hamas-Propaganda verbreiten.
Der CDU-Politiker Armin Laschet, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, sagte der „Bild“, die Tarnung als angebliche Journalisten und Techniker sei eine der perfidesten Methoden der Islamisten. „Leider sind allzu viele Medien weltweit auch bei ihrer Berichterstattung darauf reingefallen“, sagte Laschet. Er forderte: „Journalistische Distanz muss wieder stärker auch die redaktionelle Arbeit von ARD und ZDF prägen.“
Das ZDF wies die Kritik der Unionspolitiker am Dienstag zurück. „Er war kein ZDF-Mitarbeiter und in journalistische Fragen nicht eingebunden“, teilte das ZDF am Dienstag in Mainz mit. Dazu teilte das ZDF mit, dass der getötete Mitarbeiter der Firma Palestine Media Production, die als Dienstleister für das ZDF gearbeitet hat, dort seit 2013 als Techniker im Bereich der Übertragungstechnik beschäftigt gewesen sei. „Aufgrund seiner Aufgabe gab es auch keine Kontakte zwischen dem ZDF-Studio in Tel Aviv und dem getöteten Ingenieur.“
Auch ein Kind starb beim israelischen Angriff
Der 37-Jährige, der als Ingenieur für die Produktionsfirma arbeitete, wurde am Sonntag vor einer Woche in Deir al-Balah im Zentrum des Küstengebiets getötet. Bei dem Angriff mit einer Rakete auf das Firmengebäude kam laut ZDF auch der achtjährige Sohn eines anderen Mitarbeiters ums Leben. Ein weiterer Mitarbeiter wurde demnach verletzt.
Weitere Details zur Rolle des 37-Jährigen innerhalb der Islamistenorganisation, also etwa, ob er am Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 beteiligt war, wurden zunächst nicht bekannt.
Die „Bild“-Zeitung berichtete derweil unter Berufung auf israelische Armee-Kreise, dass der Mann dem militärischen Arm der Hamas angehörte. Er war demnach kein zufälliges Opfer, „sondern gezielt ins Visier genommen worden“, hieß es. Das ZDF bat nach dem Bericht Israels Armee um Aufklärung.
ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten hatte den Familien der Opfer kurz nach dem Vorfall „tiefes Mitgefühl“ ausgesprochen. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Medienschaffende bei der Ausübung ihrer Arbeit angegriffen werden“, sagte sie. (dpa/epd)
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