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Wird der Luftraum über Berlin am Mittwoch gesperrt?

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Update

Vulkanausbruch: Ab Mittwochvormittag Flugverbot auch über Berlin

Berlin bereitet die Sperrung des Luftraumes vor, da die Aschewolke des isländischen Vulkans Grímsvötn nun auch Richtung Deutschland zieht. An den Flughäfen Bremen und Hamburg gibt es bereits Flugverbote.

Von Katrin Schulze

Nach Angaben eines Flughafensprechers wird der Flugverkehr über Berlin am Mittwoch voraussichtlich ab 11 Uhr eingeschränkt. Grund ist die Aschewolke, die sich seit eines Vulkanausbruchs in Island dem deutschen Luftraum nähert. Eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung konnte die Zeitangabe am Mittwochmorgen auf Nachfrage des Tagesspiegels noch nicht bestätigen. Die Experten der Deutschen Flugsicherung werten derzeit noch die Daten über die Aschekonzentration in der Wolke aus. Die Sprecherin rechnet mit einer "zeitnahen Entscheidung", ob der Flugverkehr über Berlin eingestellt werden muss oder nicht.

Verkehrsminister Peter Ramsauer rechnet indessen damit, "dass sich die Lage am Nachmittag wieder entspannen wird". Das sagte er im ARD-Morgenmagazin.

Es kommt einem alles reichlich bekannt vor. Wieder spuckt ein Vulkan Unmengen von Asche in die Luft, wieder breitet sich die Staubwolke über Europa aus und wieder gibt es Angst vor einem Flugchaos. Und tatsächlich: Nach dem Ausbruch des Grímsvötn war am Dienstag nicht mehr nur der Flugverkehr auf Island lahmgelegt, sondern ebenfalls in Teilen Großbritanniens und Skandinaviens. Und nun kommt auch noch Deutschland ins Spiel. „In der Nacht zum Mittwoch wird die Aschewolke Deutschland erreichen“, sagte ein Sprecher der Wetterdienstes Mowis am Dienstag. Betroffen sei die norddeutsche Küstenregion (Verfolgen Sie den Verlauf der Aschewolke hier).

Wegen der Aschewolke aus Island wird es am Mittwochmorgen erste Flugverbote in Deutschland geben. Die Deutsche Flugsicherung gab am späten Dienstagabend bekannt, dass am Flughafen Bremen ab 5 Uhr und am Flughafen Hamburg ab 6 Uhr keine Starts und Landungen mehr freigegeben werden. „Im Laufe des Vormittags könnten auch die Flughäfen von Berlin betroffen sein“, meldete die Flugsicherung auf ihrer Internetseite. Auch Hannover könnte möglicherweise gesperrt werden. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte vorausgesagt, dass der Grenzwert ab Mittwoch zeitweise überschritten werde. Ein DWD-Sprecher sagte, laut Prognose werde die Wolke gegen 2 Uhr den Norden erreichen. Bis voraussichtlich 8 Uhr erreiche sie Hessen und das südliche Brandenburg. Reisende können sich bei ihrer Airline, dem Veranstalter oder den Flughäfen informieren. Die Hotline für Berlin lautet: 0180 5000 186

Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte am Montag eine sogenannte Allgemeinverfügung in Kraft gesetzt, nach der ein Messwert von zwei Milligramm oder mehr zu einem grundsätzlichen Flugverbot führt, da Schäden an den Flugzeugen, insbesondere an den Triebwerken, nicht ausgeschlossen werden können.

Dennoch besteht noch kein Anlass, deswegen in Hysterie zu verfallen. Denn Folgen, wie sie der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull vor 14 Monaten noch nach sich zog, werden laut den meisten Experten diesmal nicht erwartet. „Die Lage ist lange nicht so schlimm wie damals, weil die Konzentration an Asche sehr viel geringer ist“, sagt auch Mowis. Beim Wetterdienst geht man davon aus, dass sich die Auswirkungen auf den Flugverkehr in Europa und den USA in Grenzen halten. Auch andere Experten rechneten insgesamt nicht mit einer Wiederholung der massiven Behinderungen wie vor einem Jahr.

Bis zum gestrigen Mittag waren im britischen Luftraum rund 250 Flüge gestrichen worden, im Laufe des Dienstag dürften etwa noch einmal genauso viel hinzukommen – so hatte es jedenfalls die europäische Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol in Brüssel prognostiziert. Allerdings ließen die Behörden nicht den gesamten Luftraum schließen, sondern es wurden lediglich einige Flüge abgesagt. Auch die Lufthansa strich wegen der Aschewolke mindestens zwei Flüge.

Dabei handele es sich um Verbindungen von Deutschland nach Edinburgh in Schottland, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Dienstag. Ob weitere Flüge ausfallen, soll noch entschieden werden. "Wir behandeln das als Wetterphänomen", sagte ein Lufthansa-Sprecher. "Wir sind bei weitem nicht in der Situation wie im vergangenen Jahr." Kurzfristig erwarte das Unternehmen keine größeren Auswirkungen.

British Airways strich bis 15.00 Uhr (MESZ) am Dienstag alle Flüge von London nach Schottland. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, sagte eine Unternehmenssprecherin. Auch Flybe, Easyjet und Aer Lingus sagten Schottlandflüge ab. Die niederländische KLM erklärte bereits am späten Montagabend, 16 Flüge von und nach Großbritannien würden gestrichen.

Auch US-Präsident Barack Obama bekam den Rauch des Vulkans indirekt zu spüren und verkürzte seinen Besuch in Irland. Der Präsident traf bereits am Montagabend zu seinem Staatsbesuch in Großbritannien ein - Obama hatte eine einwöchige Europa-Reise in Irland begonnen.

Wie viele Verbindungen insgesamt betroffen sein werden, hängt auch von der Bewegung der Wolke ab. Und den Angaben von Mowis zufolge sieht alles danach aus, dass „die Aschewolke bereits am Donnerstag von Deutschland wieder nach Skandinavien abdriftet“. Am Dienstagmorgen hatte die dichte Aschewolke noch nördlich von Schottland gelegen. Danach sollte die durch den Vulkan Grimsvötn ausgestoßene Asche nach Vorhersagen der Wetterdienste Irland, Nordirland, Schottland und Teile Nordenglands erreichen.

Experten gingen am Dienstagnachmittag davon aus, dass sich die Asche des Grímsvötn nicht mehr so hoch türmt wie direkt nach seinem Ausbruch am Samstag, derzeit soll die Wolke fünf bis sieben Kilometer in die Luft ragen. Beim Eyjafjallajökull war der Rauch vor gut einem Jahr teilweise weit mehr als acht Kilometer in die Höhe gestiegen. (mit dpa, AFP, dapd, Tsp)

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