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Eine ukrainische Mutter ist mit ihren Kindern in einem moldauischen Schutzzentrum untergekommen.

© Kaufmann/Concordia

Hilfsprojekt in Moldau: Der Tagesspiegel bittet um Spenden für ukrainische Flüchtlinge

Medizin, Spielzeug, Therapie: Nach Moldau geflohene Ukrainer:innen brauchen dringend Hilfe. Der Tagesspiegel will die Concordia-Stiftung unterstützen.

Wenn die Kinder aus der Ukraine mit ihren Müttern in den Schutzzentren der „Concordia Sozialprojekte Stiftung“ in der Republik Moldau zur Ruhe kommen, sind nachts oft verzweifelte Schreie der Mädchen und Jungen zu hören. Oft brechen Kriegs-Traumata erst in der Ruhe auf. „Unsere Pädagog:innen und Psycholog:innen erleben mit, dass die Kinder zunächst drei Tage nur Krieg nachspielen“, sagt Bernhard Drumel, Vorstandsmitglied der Stiftung in Österreich mit Sitz in Wien.

Um das Leid zu lindern, bittet der Tagesspiegel-Spendenverein um Spenden auf das Konto unserer Aktion „Menschen helfen!“, mit der wir auch die „Concordia“-Stiftung unterstützen wollen. Es sollen Betten, Hygieneartikel, Lebensmittel, Medizin, Spielzeug, Online-Beschulung der Kinder, psychologische und pädagogische Hilfen finanziert werden. Arme Menschen, die privat Flüchtlinge aufnehmen, sollen Geld etwa für Holz und Lebensmittel bekommen.

Die Projekte hat unser Hauptkooperationspartner, das „Bündnis Entwicklung Hilft“, dem Tagesspiegel-Spendenverein ans Herz gelegt. Dessen Mitgliedsorganisation Kindernothilfe arbeitet mit Concordia im Ukraine-Nachbarstaat zusammen. Martin Bondzios, einer der Kindernothilfe-Sprecher, sagt: „Wir möchten unsere Erfahrungen als Kinderrechtsorganisation im globalen Süden gern in Osteuropa einbringen.“

Als mittelfristige Hilfe sollen etwa 100 Fachkräfte in psychosozialer Betreuung geschult und einige moldauische Psycholog:innen neu eingestellt werden. Concordia hat in der Republik Moldau 210 hauptamtliche Mitarbeiter:innen. Rund 1000 Erwachsene und 400 Mädchen und Jungen sollen laut Bondzios erreicht werden. Auch in der Republik Moldau werden Unbeteiligte in Panik versetzt.

Rund ein Viertel der Flüchtlinge wird wohl bleiben

„Die Ukraine ist so nah, man kann die Sirenen und manchmal sogar Einschläge hören“, sagt Galina Markschläger, Leiterin der Stiftung am deutschen Sitz in Stuttgart. Seit 2004 engagiert sich die in der Republik Moldau gegründete Schwesterorganisation „A.O. Concordia Social Projects“ an zuletzt mehr als 60 Orten vor allem für bedürftige Frauen und Kinder.

Fast eine halbe Million Frauen und Kinder flohen aus der Ukraine nach Moldau.
Fast eine halbe Million Frauen und Kinder flohen aus der Ukraine nach Moldau.

© Evgeniy Maloletka/dpa

Jetzt, mit dem näher gekommenen Krieg infolge der Explosionen in der pro-russischen Separatistenregion Transnistrien im Osten an der Grenze zur Ukraine, und erneuten Explosionen im nur 60 Kilometer von der transnistrischen Grenze entfernten Odessa, werden Ängste – und Aufgaben – noch größer. Alle hoffen, dass sie die Notfallpläne zu Evakuierungen niemals ziehen müssen. Etwa ein Viertel der geflohenen Menschen wird bleiben, gibt Bondzios Schätzungen der Fachleute wieder.

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Kein anderes Nachbarland hat, im Verhältnis zur Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft, bislang mehr Flüchtlinge aufgenommen. Rund 2,6 Millionen Einwohner zählt Moldau, das flächenmäßig nur etwas größer als Brandenburg ist. Fast eine halbe Million Menschen, vornehmlich Frauen mit Kindern, sind aus der Ukraine seit dem Angriffskrieg, in Russland als Spezialoperation bezeichnet, dorthin geflüchtet, sagt Bernhard Drumel von der Stiftung.

Mehr als 100.000 Ukrainer:innen haben auch über private Kontakte eine Zuflucht finden können, so viele Menschen werden wohl auch in Moldau verbleiben. Entscheidende Hilfe leistet die Concordia Sozialprojekte Stiftung, der Verbund der gemeinnützigen Stiftung mit Sitz in Wien und ihren sieben Schwesternorganisationen. Dieser setzt sich schon lange für besonders vulnerable und benachteiligte Menschen ein.

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Hier können Sie spenden:

Berliner Sparkasse BIC: BELADEBE, 
IBAN: DE43 1005 0000 0250 0309 42

Bitte Namen und Anschrift für den Spendenbeleg notieren. Auch Online-Banking ist möglich.

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„Wir brauchen einen langen Atem“

Bereits seit dem Tag nach Kriegsbeginn ist Concordia Moldau Teil des Krisenstabs der moldauischen Regierung, leistet Direkthilfe, versorgt die Menschen, bringt sie von den Grenzübergängen ins Landesinnere und temporär unter. In einem Zentrum hat ein Mädchen aus Odessa in einem alten Mann einen Ersatzopa gefunden. Sie malt für ihn. Er fährt das Kind im Rollstuhl umher.

Dafür hat die Stiftung mit sonst mehr als 3.500 Begünstigten sieben seiner Kinderzentren zu Notunterkünften umgestaltet. Mehr als 150 Geflüchtete erhalten Hilfe bei bürokratischen Erledigungen, psychosoziale Versorgung. „Uns hilft sehr, dass wir im Land lange Erfahrung haben, die Infrastruktur kennen und schon viel aufgebaut haben“, sagt Drumel.

„Doch wir brauchen einen langen Atem.“ Schon jetzt wird die arme Bevölkerung durch eine Inflation von fast 30 Prozent belastet. Die Menschen in dem Land mit der pro-westlichen Regierung um Präsidentin Maia Sandu und Ministerpräsidentin Natalia Gavrilita haben Angst, dass sich die allgemeine Situation verschlechtert und der Krieg weiter eskaliert.

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Moldaus eigene Armee hat nur 2500 Soldaten. Stark verunsichert haben die Helfer:innen und Einwohner:innen in Moldau die jüngsten russischen Aussagen, nach denen Russland in der Ukraine nicht nur den Donbass einnehmen, sondern auch den Süden kontrollieren wolle und einen Korridor nach Transnistrien schaffen könnte. Für die abtrünnige Region wolle Russland eine friedliche Lösung, so der russische Vizeaußenminister Andrej Rudenko.

Die moldauische Regierungschefin Natalia Gavrilita ist auf internationale Hilfe angewiesen, hier mit US-Außenminister Blinken.
Die moldauische Regierungschefin Natalia Gavrilita ist auf internationale Hilfe angewiesen, hier mit US-Außenminister Blinken.

© Olivier Douliery/dpa

Die Vereinten Nationen verstärken ihre Präsenz

Ende April hatte Russland die wichtige Hafenstadt Odessa aus der Luft angegriffen. Von der Metropole am Schwarzen Meer sind es nur knapp 60 Kilometer bis nach Transnistrien. Viele ältere Menschen in der Republik Moldau haben indes den Krieg um Transnistrien von 1992 noch im Gedächtnis; seit 1990 ist es unabhängig und besitzt eine eigene Regierung und Währung.

„Was wir in Moldau an Hilfsbereitschaft der Bevölkerung erleben, das bleibt zutiefst im Herzen“, sagt Vorstandsmitglied Drumel, der gerade wieder nach Moldau reiste. „Für die Zukunft sehe ich drei große Herausforderungen. Wir wollen dem Land dabei helfen, dass es über die Krise hinwegkommt und nicht noch größere Armut entsteht. Dann möchten wir die aufnehmenden Communities weiter unterstützen.

Und bei allem können wir noch nicht absehen, wie sich die Flüchtlingslage im Südwesten der Ukraine und infolge möglicherweise auch in Moldau entwickelt“, sagt Drumel. Aktuell sei die Lage dort „wie ein Tanz auf dem Vulkan“. Auf Einladung des Ministeriums tausche man sich mit anderen Nicht-Regierungsorganisationen über eine Handykontaktgruppe aus.

Die Uno verstärkten die Präsenz, rund 150 Mitarbeiter:innen würden erwartet. Man betreue auch viele Kinder in Pflegefamilien, sagt Galina Markschläger. Denn deren Mütter oder Väter haben in der Ukraine, etwa in Odessa, einen Arbeitsplatz gefunden. Und nun gab es ja zuletzt Einschläge in der Stadt. Es sei ein so unendliches Drama, sagt Drumel. „Viele Russen und Ukrainer sind miteinander verwandt, und Odessa und Kiew, das sind doch auch für viele Russen Mutterstädte. Es schmerzt.“

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