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Thema

Argentinien

Ein Aufatmen ging durch Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires: Nachdem der Rücktritt von Wirtschaftsminister Jorge Remes Lenicov erneut eine schwere Regierungskrise ausgelöst und beinahe zum Abdanken des Präsidenten Eduardo Duhalde geführt hatte, geschah zur Wochenmitte das Erstaunliche: Nach einer Mammutsitzung unter Beteiligung der 16 mächtigsten Provinzgouverneure sowie der Regierungs- und der Oppositionspartei legten die Politiker einen 14-Punkte-Plan vor, der - sollte er jemals realisiert werden - Argentinien wieder zu einem Musterschüler machen sollte, jedenfalls aus Sicht des Internationalen Währungsfonds. Und: Die Regierung will mit ihren Vorschlägen den Zusammenbruch des Bankensystems sowie möglichen Unruhen vorbeugen, die Ende vergangenen Jahres den Sturz der Vorgängerregierung zur Folge hatten.

Das krisengeschüttelte Argentinien wird von der internationalen Staatengemeinschaft solange kein Geld mehr erhalten, bis es die nötigen Reformen eingeleitet hat. Das gilt auch für die 700 Millionen Dollar Hilfe für soziale Zwecke.

Als Argentinien sich von der Dollarbindung des Peso verabschiedete, wurde diese Entscheidung international begrüßt. Komisch, denn die gleichen weisen Männer von damals übernehmen nun nicht die Verantwortung für ihre Entscheidung - ausgerechnet jetzt, wo in Buenos Aires die Hölle los ist.

Die Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF), die sich seit Anfang der Woche in Argentinien aufhält, um mit der Regierung in Buenos Aires über Bedingungen für neue Kredite zu verhandeln, wird nach Einschätzung der Deutschen Bank ohne konkrete Ergebnisse nach Washington zurückkehren. Maria-Laura Lanzeni, Expertin für Emerging Markets bei der Deutschen Bank, warnte am Mittwoch vor überzogenen Hoffnungen.

Die Telecom Argentina hat am Dienstag die Rückzahlungen für ihre Bank- und Anleiheschulden in Höhe von 3,25 Milliarden Dollar eingestellt. Das ist die bisher größte Zahlungsunfähigkeit eines Privatunternehmens in Argentinien.

60 Tage vor dem ersten WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft bangt Mehmet Scholl um seine letzte Weltmeisterschafts-Chance. Im Wettlauf mit der Zeit muss der von immer neuen Verletzungen gestoppte und genervte Fußball-Profi des FC Bayern München womöglich zum dritten Mal in seiner Karriere ein bitteres WM-Aus befürchten.

Sattsehen kann sie sich nie. Vier Mal pro Woche ins Theater, dazu zwei Filme und drei Ausstellungen: Hortensia Völckers kann viel Kultur gut vertragen.

Von Christiane Peitz

Für Außenminister Joschka Fischer war es eine Woche ohne Vorwahlkampf, dafür aber eine Begegnung mit der eigenen Geschichte: Bei seiner fünftägigen Reise nach Peru, Chile und Argentinien, die am Freitag zu Ende ging, hatte vor allem der Besuch in der chilenischen Hauptstadt hohen Symbolgehalt. "Ich hätte niemals geglaubt, dass ich als Außenminister der Bundesrepublik Deutschland hier im Präsidentenpalast in Santiago de Chile, im Moneda-Palast, einmal eine Pressekonferenz abhalten würde", sagte der Grünen-Politiker bewegt.

Deutschland ist bei der Feldhockey-Weltmeisterschaft wieder im Spiel. Einen Tag nach dem 2:3 gegen Spanien ließ das Team von Bundestrainer Bernhard Peters seinen Frust über die erste Niederlage beim souveränen 3:0-Erfolg an Belgien ab - und hat dank Schützenhilfe wieder gute Aussichten, das Halbfinale zu erreichen.

Pünktlich zur Landung von Bundeskanzler Gerhard Schröder in Buenos Aires verließ das erste Schiff mit Frischfleisch den Hafen in Richtung Europa. Nach fast einjähriger Importsperre dürfen ab sofort wieder argentische Steaks in der EU verkauft werden.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat sich zum Auftakt seiner Lateinamerika-Reise am Montag in Mexico City mit Staatspräsident Vincente Fox zum Meinungsaustausch getroffen. Eine Stunde lang unterhielten sich die beiden Regierungschefs vor allem über den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen.

Trotz der Argentinienkrise will Bundeskanzler Gerhard Schröder am Sonntag seine Lateinamerika-Reise nach Mexiko, Brasilien und Argentinien antreten, die im Herbst verschoben worden war. Neben Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) begleiten Schröder mehr als 30 Wirtschaftsvertreter.

Die die deutsche Tennis-Nationalmannschaft hat ihre hauchdünne Chance beim Daviscup in Kroatien nach den beiden Auftaktmatches gewahrt. Zwar kassierte Nicolas Kiefer trotz starker Gegenwehr am Freitag in Zagreb die erwartete 6:7 (3:7), 3:6, 4:6-Niederlage gegen den 28 Asse schlagenden Wimbledon-Sieger Goran Ivanisevic, doch Rainer Schüttlers couragiert und nervenstark erkämpfter 5:7, 7:6 (7:3), 6:3, 7:6 (7:5)-Erfolg gegen Ivan Ljubicic lässt einen Funken Hoffnung auf das Viertelfinale im April gegen Argentinien oder Australien.

Eigentlich sollte Rodolfo Cardoso ganz behutsam aufgebaut werden nach seiner Knieverletzung. Es ist schließlich fast ein Jahr her, dass der Spielmacher aus Argentinien zum letzten Mal in einer Anfangsformation des Hamburger SV stand.

Alte Woody-Allen-Fans erinnern sich mit Begeisterung an den Film "Bananas", in dem die Revolutionspolitik der Entwicklungsländer in den 50-er und 60-er Jahren auf die Schippe genommen wird. Wer heute richtig verrückte Wirtschaftspolitik sehen will, muss gar nicht ins Kino gehen; ein Blick nach Argentinien genügt.

Wenn Berti Vogts seinen neuen Job als schottischer Nationaltrainer antritt, dann wird er schnell merken, dass sich diese Lebenswende bereits 1978 abgezeichnet hat. In jenem Jahr starteten die Schotten bei der Weltmeisterschaft in Argentinien - in der vollen Überzeugung, das Turnier zu gewinnen.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich in der Debatte um Globalisierung und die Reform der internationalen Finanzmärkte zu Wort gemeldet. Gerade werde in Argentinien wieder einmal deutlich, dass vor allem die Armen die Opfer von wirtschaftlicher Instabilität und von Finanz- und Währungskrisen seien, sagte der Bochumer Professor Joachim Wiemeyer, Vorsitzender der Arbeitsgruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik" am Dienstag in Frankfurt.

Argentiniens Präsident Eduardo Duhalde hat indirekt den Verlust von Dollar-Guthaben in Milliardenhöhe hunderttausender Bürger zugegeben. Die Bankeinlagen könnten nicht mehr "in der Originalwährung" zurückgezahlt werden, weil die Dollar schlicht "nicht da sind", sagte der Staatschef.

Die argentinische Regierung hat angesichts der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise des Landes bis zum Jahresende einen Lebensmittelnotstand ausgerufen. Zugleich gewährte der Internationale Währungsfonds einen einjährigen Rückzalungsaufschub für einen Kredit von 1,05 Mrd.

Ist das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen, ist das Geschrei meist nicht zu überhören. So auch im Falle Argentiniens: Laut streiten die Regierung und der Internationale Währungsfonds (IWF) darüber, wer die Schuld an der schweren Wirtschaftskrise des Landes trägt und, vor allem, welcher Weg in eine bessere Zukunft einzuschlagen wäre.

Von Carsten Brönstrup

In der vergangenen Woche wurde der argentinische Peso abgewertet und ist nun wieder frei handelbar. Damit hat die allgemeine wirtschaftliche Weisheit wieder die Oberhand gewonnen.

Der argentinische Vize-Wirtschaftsminister Jorge Todesca hat scharfe Kritik am Internationalen Währungsfonds (IWF) geübt und diesem mangelndes Verständnis für sein Land vorgeworfen, das in einer schweren Finanzkrise steckt. Die Regierung in Buenos Aires arbeite sehr hart an einem schlüssigen Konzept, um die schwere Rezession in den Griff zu bekommen.

In Argentinien herrscht nach der Abwertung des Peso um 29 Prozent weiter große Verunsicherung über die künftige Wechselkursentwicklung. Die Zentralbank verschob am Dienstagabend die eigentlich für Mittwoch vorgesehene Wiederaufnahme des Devisenhandels auf Donnerstag.

Die zahlungsunfähige argentinische Regierung will vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und anderen Geldgebern 15 Milliarden Dollar (16,8 Milliarden Euro) an neuen Krediten, um die schwere Wirtschaftskrise zu überwinden. Wie die Zeitung "La Nación" am Dienstag unter Berufung auf Beamte des Finanzministeriums berichtete, hofft die Regierung von Präsident Eduardo Duhalde darauf, dass der Fonds eine Kredittranche von neun Milliarden Dollar aus einem Ende 2000 vereinbarten Hilfspaket freigibt.

Die argentinische Wirtschaft liegt darnieder, das Land steht am ökonomischen Abgrund. Da grenzt es fast an ein Wunder, wenn am Rio de la Plata ein neues Museum eingeweiht wird, das Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires, kurz "Malba" genannt.

Ob der britische Premier, so ein Zuschauer in der politischen Fragesendung der BBC, nach seinen Vermittlungsgesprächen in der Kaschmirkrise nicht gleich zur Rettung des Peso nach Argentinien weiterfliegen und unterwegs die Buschfeuer in Sydney bekämpfen solle? Nun ist Tony Blair wieder dort, wo er nach Meinung seiner Kritiker hingehört.

Von Matthias Thibaut

Crashzeiten sind Boomzeiten für die Börse, jedenfalls in Buenos Aires. Am Mittwoch legte der argentinische Börsenindex Merval um 9,58 Prozent zu.

Wegen seiner bulligen Statur nennen seine Landsleute ihn "den Großkopf": Argentiniens neuer Präsident Eduardo Duhalde, 60, gilt als Dickschädel. Den wird er brauchen, um nicht nur als Fußnote in die Geschichte einzugehen.

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