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Thema

Kosovo

Zum Thema Online-Umfrage: Soll sich die Bundeswehr am Mazedonien-Einsatz der Nato beteiligen? Chronologie: Auslandseinsätze der Bundeswehr Hintergrund I: Die NATO-Operation "Essential Harvest" Hintergrund II: Tote bei Friedensmissionen auf dem Balkan.

Zumindest das Wetter dürfte den 350 britischen Soldaten vertraut gewesen sein, die seit Mittwochabend in grauen Transportflugzeugen der Royal Air Force in Skopje landeten: Es regnete.Bei für Briten gewohnt feuchtem Klima werden die Streitkräfte aus 12 Nationen in den nächsten Tagen auf ihre Standorte verteilt.

"Klein, aber oho", sei der Beitrag Dänemarks zur Nato, meint ein deutscher Offizier im militärischen Hauptquartier der Allianz im belgischen Mons anerkennend. Es hat in Brüssel deshalb auch niemanden verwundert, dass ausgerechnet ein General aus dem kleinen Nato-Mitgliedsland, das mehr für seinen Aquavit bekannt ist als für militärische Großtaten, die Truppen des Atlantischen Bündnisses in Mazedonien führen soll.

Von Thomas Gack

So schnell kann es plötzlich gehen: Noch in dieser Woche brechen die ersten Nato-Soldaten zum Friedenseinsatz in Mazedonien auf - als Vorauskommando. Bis Dienstag schien es so, als habe das Zeit, weil doch die Voraussetzungen trotz Friedensabkommen längst nicht alle gegeben sind.

Von Christoph von Marschall

Vor der für Montag geplanten Unterzeichnung des Friedensabkommens spitzt sich die Lage in Mazedonien zu. Mazedonische Truppen begannen am Samstagabend eine groß angelegte Offensive gegen albanische Rebellen.

Als im Jahre 1979 Kambodscha von vietnamesischen Truppen besetzt und das ganze Ausmaß der Verbrechen des von ihnen verjagten Pol-Pot-Regimes ruchbar wurde, war das Entsetzen groß. Wie war es nur möglich, fragte man sich fassungslos, dass derartige Untaten von der internationalen Öffentlichkeit unbemerkt bleiben konnten?

Zu Recht hat Richard Schröder einen Alleinvertretungsanspruch der PDS für den Osten in Abrede gestellt. Und auch Antje Vollmer ist darin zuzustimmen, dass Versöhnung das falsche Wort für die Debatte um Unterschiede zwischen Ost und West ist.

Aus Massengräbern bei Belgrad und im Osten Serbiens sind bislang die Leichen von rund 150 Menschen exhumiert worden. Es gebe Hinweise darauf, dass viele von ihnen Opfer von Kriegsverbrechen geworden seien, erklärte der serbische Innenminister Dusan Mihajlovic im unabhängigen Fernsehsender VIN.

In diesen Tagen tingelt er mit geläuterten Neonazis über die Bühnen der deutschen Staatstheater. Vor Monaten hat er in Wien echte Asylanten in falsche "Big Brother"-Container gepfercht.

Wie selbstsicher waren sie doch aufgetreten: Chefanklägerin Carla del Ponte, die unumstößliche Beweise gesammelt haben will, und all die westlichen Politiker, die Slobodan Milosevics Auslieferung an Den Haag verlangt hatten. Nicht zu vergessen UN-Generalsekretär Kofi Annan, der ein neues Zeitalter des Völkerrechts heraufdämmern sah: Die Diktatoren könnten sich der Strafe für ihre Verbrechen künftig nicht mehr entziehen.

Die Bundesregierung will dem Bundestag alle Risiken einer Nato-Aktion in Mazedonien deutlich machen, bevor sie im Parlament um die Zustimmung für eine deutsche Beteiligung wirbt. SPD-Fraktionschef Peter Struck forderte am Dienstag, ein Nato-Mandat für Mazedonien müsse so ausgelegt sein, dass die Soldaten auch auf gewalttätige Entwicklungen reagieren könnten.

Von Hans Monath

Auf Gerhard Schröders Nase ist Verlass. Beim Thema Mazedonien-Einsatz, Bundeswehretat und außenpolitische Verlässlichkeit tat sich eine Angriffsfläche für die Union auf.

Der US-Sondergesandte James Pardew hat nach seiner Ankunft in Skopje am Montag die Vermittlungsbemühungen offiziell aufgenommen. Gewalt und militärische Mittel könnten keinen Ausweg bringen, mahnte der Emissär an die Adresse der albanischen Rebellen und der Regierungstruppen.

Von Stephan Israel

Kfor-Soldaten haben 90 mutmaßliche albanisch-mazedonische Rebellen im Grenzgebiet Kosovos zu Mazedonien festgenommen. Sie wurden im Dorf Gorno Zloklucane gestellt, wohin sie zu Fuß aus dem mazedonischen Ort Nikustak eingetroffen waren, wie ein Kfor-Sprecher am Samstag in Pristina sagte.

Das Auswärtige Amt strebt weder einen raschen präventiven Nato-Einsatz zur Friedensrettung in Mazedonien an noch hält es ihn für realisierbar. Man fürchtet, dass die albanischen Separatisten durch Provokationen eine Lage herbeiführen würden, in der die Nato-Soldaten ungewollt die Siedlungsgrenzen zwischen slawischer Mehrheit und albanischer Minderheit bewachen, sodass sich die Gefahr einer Spaltung des Landes erhöht.

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