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Nach „Zirkuszelt“-Aussage des Kanzlers: Bundestags-Grüne fordern Merz zur Teilnahme am CSD in Köln auf
Mit seiner „Zirkuszelt“-Aussage erhitzt Kanzler Merz weiter die Gemüter. Die Grünen-Fraktionschefin Dröge tadelt dies als „respektlos“. Sie lädt ihn zum CSD in Köln ein, um „den schlechten Eindruck zu korrigieren“.
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An diesem Wochenende steht Köln wieder im Zeichen des „Cologne Pride“: Seit Freitagnachmittag finden in der Kölner Innenstadt zahlreiche Veranstaltungen statt, um für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt einzustehen – Höhepunkt ist die Parade zum Christopher Street Day (CSD) am Sonntag.
Erneut rechnen die Veranstalter mit Zehntausenden Teilnehmenden. Doch diesmal ist die Stimmung im Vergleich zu manch anderen Jahren zuvor leicht getrübt. Und daran hat auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) seinen Anteil.
Mit seiner spitzen Bemerkung, dass der Bundestag „ja nun kein Zirkuszelt“ sei, auf das man beliebig Fahnen hisse, hatte sich Merz am Dienstag in der ARD-Talkshow „Maischberger“ hinter die umstrittene Regenbogenflaggen-Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) gestellt – und damit die hitzige Debatte weiter angefacht.
Auch einige Tage danach sorgen Merz’ Aussagen für Empörung bei LGBTQ-Vertretern, beim Koalitionspartner SPD, bei den Linken – und bei den Grünen: Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge, hat Merz nun aufgefordert, am CSD in Köln teilzunehmen.
Grünen-Fraktionschefin Dröge lädt Merz nach Köln ein
„Dass Friedrich Merz das Hissen der Regenbogenfahne auf dem Bundestag mit einem Zirkus verglichen hat, war absolut respektlos gegenüber dem Kampf von queeren Menschen für ihre Rechte“, sagte Dröge dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Wir brauchen in Deutschland einen Kanzler, der sich hinter queere Menschen und ihre Rechte stellt.
Katharina Dröge, Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion
Deshalb solle der Kanzler „die Chance nutzen, den schlechten Eindruck zu korrigieren, den er bei queeren Menschen hinterlassen“ habe. Sie lade Merz daher ein, am Kölner CSD teilzunehmen.

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„Wir brauchen in Deutschland einen Kanzler, der sich hinter queere Menschen und ihre Rechte stellt. Mit einer Teilnahme am Kölner CSD könnte Merz ein solches Zeichen setzen“, sagte Dröge, die für den Wahlkreis Köln III im Bundestag sitzt.
Unischerheit in der queeren Gemeinschaft
Der „Cologne Pride“ ist den Veranstaltern zufolge Europas größte Pride-Veranstaltung seiner Art. In diesem Jahr ist die Stimmung in der LGBTQ-Gemeinschaft allerdings angespannt, weil sich queere Menschen zunehmenden Anfeindungen ausgesetzt sehen. LGBTQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und queere Menschen.
„Der Umgang und die Wortwahl haben sich geändert“, sagte Hugo Winkels, Vorstandsmitglied des Vereins Cologne Pride, der den Kölner CSD organisiert, der Deutschen Presse-Agentur.
Das spiegelt sich auch in der Kriminalstatistik wider. Laut Bundeskriminalamt (BKA) wurden im vergangenen Jahr 1765 Fälle im Bereich sexuelle Orientierung gemeldet - 18 Prozent mehr als 2023. Hinzu kamen 1152 Taten, die sich gegen trans oder nicht-binäre Personen richteten (plus 35 Prozent).
Auch CSD-Paraden bekamen in jüngerer Zeit mehrfach Gegenwind zu spüren. Vor wenigen Wochen wurde zum Beispiel der CSD in Gelsenkirchen wegen einer „abstrakten Bedrohungslage“ kurzfristig abgesagt. In Regensburg entschieden die Veranstalter nach Eingang eines Drohschreibens, die Umzugsstrecke an diesem Samstag (5. Juli) zu verkürzen.
Der Christopher Street Day, der auch international in vielen Städten gefeiert wird, erinnert an einen Aufstand in der New Yorker Christopher Street im Jahre 1969. Homosexuelle wehrten sich damals erstmals gegen Unterdrückung. (Tsp, epd, dpa)
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