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Sängerin Melanie C wurde als Melanie Chisholm in Liverpool geboren. Sie ist heute 45 Jahre alt.

© Philip Sinden

Spice Girl Melanie C vor CSD-Auftritt: „Vielleicht bin ich doch ein bisschen queer“

Am Samstag tritt sie auf dem CSD in Berlin auf. Welche Helden sie dazu inspiriert haben, erzählt Melanie C im Interview.

Melanie C ist als Sporty Spice bekannt geworden. An diesem Samstag tritt die Popsängerin auf dem Berliner CSD auf. Hier verrät sie, welche Menschen sie inspirieren.

ANNIE LENNOX
Ich bin in einem musikalischen Haushalt aufgewachsen. Meine Mutter ist Sängerin, mein Stiefvater Bassist. In ihrer Plattensammlung habe ich die ersten Entdeckungen gemacht, die Beatles natürlich – die sind wichtig, wenn man wie ich in Liverpool aufwächst. Eine der neuen Bands, die meine Eltern in den 80er Jahren hörten, waren die Eurythmics.

Mir gefiel die Soul-Stimme von Annie Lennox, ich bewunderte ihre kurzgeschnittenen Haare, ihre Anzüge und dieses gefühlvolle Timbre. Sie war androgyn, in dieser Beziehung ihrer Zeit voraus, und sie hatte eine klare Haltung. Starke Frauen sollten sich nicht verstecken. Das war meine erste Erfahrung mit „Girl Power“.

Als die Spice Girls Mitte der 90er Jahre zusammenkamen, unterschrieben wir einen Vertrag mit dem Management von Simon Fuller. Er vertrat auch Annie Lennox. Einmal trafen wir sie. Und sie sagte zu uns Mädchen: Seid vorsichtig, in der Musikindustrie schwimmen ein paar Haie herum, Leute, die nicht die besten Absichten haben.

JÜRGEN KLOPP

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.
Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.

© AFP

Ah, Jürgen! Was für ein fantastischer Trainer für den FC Liverpool. Ich liebe an ihm, dass er sich nie zu schade ist, seinen Enthusiasmus rauszulassen. Andere Trainer halten sich zurück, es gibt wirklich unglaublich viele Langweiler im Fußball, die höchstens mal eine Faust in die Luft strecken, das war’s.

Nicht so Jürgen. In Interviews, am Spielfeldrand, er flippt aus, schreit, lacht. Er gibt seinen Spielern einen Klaps auf den Rücken, umarmt sie. Deshalb wird er von ihnen, den Fans und der Stadt geliebt. Dieses Jahr hat er uns bis zum Gewinn der Champions League getragen, zurück an die Spitze, wo jeder Liverpool-Fan wie ich glaubt, hinzugehören.

Bevor er zum Verein kam, hatte die Mannschaft eine schwierige Zeit, jahrelang spielten sie ohne Titelgewinne. Mit Jürgen kam die Hoffnung zurück. Man spürte den Optimismus. Die Fans hießen ihn willkommen, sangen „You’ll Never Walk Alone“ von den Stadionrängen, ein starker Moment. Manche waren anfangs skeptisch, einen Deutschen als Trainer einzusetzen, aber Jürgens Persönlichkeit gewann ihre Herzen.

GLYN FUSSELL

Queer-Aktivist Glyn Fussell.
Queer-Aktivist Glyn Fussell.

© imago/Landmark Media

Am kommenden Wochenende werde ich zum CSD mit Sink The Pink auf der Bühne stehen. Das ist eine Veranstaltungsreihe aus dem Londoner Nachtleben. Sie hat als kleine Party im East End begonnen und ist inzwischen ein Riesenevent. Ausgehen kann elitär wirken, man muss den Türsteher beeindrucken, die richtige Kleidung tragen, die richtigen Leute kennen.

Sink The Pink ist anders. Labels wie schwul, lesbisch oder bi fallen weg, jeder wird so akzeptiert wie er ist. Gegründet wurde die Party unter anderem von Glyn Fussell, einem Drag-Performer. Als ich vor ein paar Jahren das erste Mal dort war, fühlte ich mich als weiße heterosexuelle Frau sofort willkommen. Na ja, es half, dass Glyn ein großer Spice-Girls-Fan ist.

Vor zwei Jahren kamen wir auf die Idee, etwas zusammen zu machen. Mit einer kleinen Gruppe von Drag-Queens treten wir diesen Sommer auf Paraden der LGBTQ+-Community auf. Ich fühle mich privilegiert, eine Verbündete der Bewegung zu sein, vielleicht bin ich doch ein bisschen queer im Herzen. (CSD-Hauptbühne am Brandenburger Tor, 27.7., ab 16 Uhr)

TINA TURNER

Rocksängerin Tina Turner.
Rocksängerin Tina Turner.

© picture alliance / dpa

Auf die Sängerin bin ich durch meine Mutter aufmerksam geworden. Sie ist ein riesengroßer Fan und spielte zu Hause die alten Hits von Ike und Tina. Ich habe 1993 den Film über ihr Leben gesehen und kürzlich das Musical. Diese Kämpfe, die sie auszufechten hatte, als Frau, als Sängerin, als Mutter – und natürlich als Ehefrau!

Jahrelang in einer von Missbrauch geprägten Beziehung zu leben, aus einer bettelarmen Familie zu stammen und durch die Musik Kraft zu finden. Am besten gefällt mir ihre 80er-Jahre-Phase, als sie das Album „Private Dancer“ herausbrachte. Tolle Songs wie „What’s Love Got to Do with It“ auf der Platte.

Dieses Comeback nach so vielen Jahren Durststrecke – sie hatte in kleinen Hallen gespielt, kaum noch Hits gehabt –, als sie mit einem neuen Sound wiederkam, einem mehr elektronischen, das war der stärkste Moment ihrer Karriere. Ob ich wie sie in die Schweiz ziehen würde? Erst einmal aufs Land, das bestimmt, ich habe gerade genug von London, aber mit einer Tochter in der Schule und einem Ex-Partner ist das etwas kompliziert.

FREDDIE MERCURY

Queen-Sänger Freddie Mercury.
Queen-Sänger Freddie Mercury.

© AFP

Er hatte die ultimative Stimme, er konnte singen, als würde er auf einem Instrument spielen. Ein kleiner Mann, aber was für ein Kraftpaket. Seine Bewegungen schienen direkt aus dem Innersten seines Körpers zu kommen. In den vergangenen Jahren hatte ich die Gelegenheit, mit Brian May und Roger Taylor von Queen zusammenzuarbeiten, sie haben mir von den alten Zeiten mit Freddie erzählt.

Dass er zwar ein Partylöwe war, aber penibel darauf achtete, dass seine Stimme vor einem Auftritt nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich bedaure, dass ich nie die Chance bekam, ihn zu treffen. Er starb, bevor die Spice Girls erfolgreich wurden. Nach dem, was ich von anderen gehört habe, muss er sehr lustig und ein wenig frech gewesen sein.

Als ich vergangenes Jahr den Film „Bohemian Rhapsody“ gesehen habe, war ich zwiegespalten. Ich mochte und hasste ihn. Er konzentrierte sich mehr auf die Schwierigkeiten, die Queen miteinander hatten, als auf die positiven Erlebnisse miteinander.

MADONNA

Superstar Madonna.
Superstar Madonna.

© REUTERS

Zum ersten Mal sah ich sie in der Fernsehshow „Top of the Pops“, als sie „Like a Virgin“ sang. Da muss ich zehn Jahre alt gewesen sein, Mitte der 80er Jahre, vermutlich wusste ich nicht, was überhaupt eine Jungfrau ist. Mir gefielen ihre Songs auf Anhieb, sie war die erste Künstlerin, die ich für mich entdeckte.

Meine Eltern hörten weiterhin Pink Floyd und Motown, sie dachten, Madonna sei musikalischer Abfall. Ein verrücktes Mädchen aus der New Yorker Clubszene, das lupenreinen Pop sang. Sie drückte sich expressiv aus, sehr sexuell, und das hatten Sängerinnen vor ihr kaum getan.

1990 sah ich ein Konzert der „Blonde Ambition“- Tour im Fernsehen, ich nahm es mit einem Videorekorder auf – und war überwältigt. Die Tänzer, die Kostüme, die Choreografie, ich dachte, ich weiß, was ich später machen will. Ich habe in meiner Kindheit viel gesungen und bin zum Tanzunterricht gegangen. Madonna brachte beide Leidenschaften zusammen. Ich bin ein Fan von Vintage-Madonna, von Alben wie „Ray of Light“, aber ich bewundere sie dafür, was sie in ihrer Karriere geschafft hat.

BROWNLEE BROTHERS

Triathlonsportler Jonny (l.) und Alistair Brownlee.
Triathlonsportler Jonny (l.) und Alistair Brownlee.

© REUTERS

Jonny und Alistair Brownlee sind wunderbare Botschafter für den Triathlonsport. Unvergessen, wie Alistair 2016 seinem Bruder bei einem Wettkampf in Mexiko über die Ziellinie geholfen hat. Alistair hatte zu diesem Zeitpunkt geführt, doch als er sah, dass sein Bruder von Krämpfen gezeichnet war, lief er zurück, stützte ihn und rannte mit ihm die letzten Meter zum Ziel.

Die beiden kommen aus Yorkshire in Nordengland, da kann es lausig kalt sein. Oft trainieren die Brüder bei eisigen Temperaturen, schwimmen durch kaltes Wasser, fahren Rad im Schnee – diese Entschlossenheit macht aus ihnen solche Champions. Mir gefallen Schwimmen, Laufen und Radfahren als Einzelsportarten, und als ich 2011 gefragt wurde, am Londoner Triathlon für eine Wohltätigkeitsorganisation teilzunehmen, habe ich nicht lange überlegt.

Silvester hatte ich beschlossen, mehr Ja zu sagen. Also sagte ich zu. Ich bin dafür sogar in der Themse geschwommen, was jeder Engländer für verrückt hält. Feuerprobe bestanden. Eines Tages möchte ich für Großbritannien in meiner Altersklasse antreten.

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