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Risiken durch PFAS: Nicht alle „Ewigkeitschemikalien“ bleiben ewig im Körper
Das Bundesinstitut für Risikoforschung hat erstmals untersucht, wie lange PFAS, die in den Körper aufgenommen werden, sich dort anreichern. Manche haben lediglich eine Halbwertszeit von Tagen bis Wochen.
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Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), besser bekannt als sogenannte Ewigkeitschemikalien, finden sich weltweit in der Umwelt und sogar im menschlichen Organismus. Dorthin gelangen sie vor allem in kleinen Mengen übers Trinkwasser und die Nahrung.
Doch anders, als es ihr Beiname vermuten lässt, verweilen nicht alle PFAS viele Jahre lang im Körper. Das zeigt eine neue Untersuchung von Forschern des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).
Beliebte Materialien in vielen Produkten
In der Industrie werden sogenannte lang- und kurzkettige PFAS eingesetzt, die so benannt werden, weil die Moleküle entweder sieben und mehr oder aber weniger als sieben Kohlenstoffatome enthalten. Die Stoffe sind aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften und ihrer Beständigkeit gegenüber chemischen und temperaturabhängigen Angriffen sehr beliebt.
PFAS werden in zahlreichen Verbraucherprodukten eingesetzt, zum Beispiel in Kosmetika, Kleidung, Kochgeschirr oder Verpackungsmaterialien. Die Chemikalien gelten als besonders langlebig und stabil, weil für eine Aufspaltung viel Energie benötigt wird. Laut Umweltbundesamt werden die Stoffe deshalb unter natürlichen Bedingungen weder durch biologische (zum Beispiel durch Bakterien) noch durch nichtbiologische Prozesse (wie Wärme oder Licht) abgebaut.
Und genau darin liegt auch das Problem, denn die Stoffe sammeln sich in der Umwelt und im Körper an. Die Chemikalien stehen im Verdacht, das Immunsystem zu beeinträchtigen. Laut BfR zeigten Kinder, in deren Blut höhere Gehalte verschiedener Ewigkeitschemikalien nachweisbar waren, nach üblichen Impfungen eine geringere Konzentration von Antikörpern. Außerdem seien höhere Cholesterinspiegel und niedrigere Geburtsgewichte beobachtet worden.
Entscheidend ist die Länge der Moleküle
Bei einigen PFAS gibt es zudem Hinweise, dass sie bei Versuchstieren Krebs erzeugen. Gleichzeitig gibt das BfR zumindest in Bezug auf den Krebsverdacht Entwarnung. „Diese Substanzen verändern jedoch nach derzeitigem Kenntnisstand das Erbgut nicht direkt und wirken im Tierversuch erst bei Dosierungen krebserzeugend, die oberhalb der Mengen liegen, die der Mensch über Lebensmittel zu sich nimmt.“
In der Studie verglich das Forscherteam des BfR die Verweildauer von insgesamt 15 PFAS-Verbindungen. Ein Forscher nahm dafür im Selbstversuch ein niedrig dosiertes Gemisch der Chemikalien zu sich. Die Verbindungen wurden dabei extra mit einem seltenen Kohlenstoff-Isotop, dem Kohlenstoff-13, markiert. „Dieses Kohlenstoff-Isotop erlaubte es, die aufgenommenen PFAS-Verbindungen unabhängig von den bereits im Körper befindlichen zu messen“, erklärt das BfR in einer aktuellen Mitteilung zu der Studie.
Das Ergebnis des Selbstversuchs: Entscheidend dafür, wie lange eine Verbindung im Körper nachzuweisen ist, ist offenbar die Länge der Kohlenstoffkette des Moleküls. Dabei gilt laut BfR: Kurzkettige PFAS werden rascher ausgeschieden, und zwar überwiegend mit dem Urin. Bei den langkettigen Verbindungen funktioniert dieser Ausscheidungsweg weniger gut. Während die kurzkettigen PFAS eine Halbwertszeit von nur Tagen bis Wochen hätten, liege die der langkettigen deshalb bei bis zu mehreren Jahren, so das BfR. (mit dpa)
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