
© Montage: Manuel Kostrzynski
CDU postet Fake-Bild von Auschwitz: KI-generiertes Bild statt Gedenken im Wahlkampf
Die CDU-Krefeld postet auf Facebook einen Beitrag zum 80. Jubiläum der Befreiung von Auschwitz. Das Problem: Das Bild zeigt gar nicht Auschwitz, sondern wurde mithilfe von KI generiert. Die Gedenkstätte Auschwitz hält das für sehr problematisch.
Stand:
80 Jahre ist es her, dass die Gräueltaten in Auschwitz ein Ende fanden. Am 27. Januar 1945 befreiten die Soldaten der Roten Armee das größte deutsche Vernichtungslager im damals deutsch besetzten Polen. Mehr als eine Millionen Menschen fanden allein hier ihren Tod. Das Trauma der Opfer zog sich über Generationen. Der 27. Januar wurde auch deshalb zum internationalen Holocaust-Gedenktag.
Im Wahlkampf postet die CDU Krefeld zu dem Jahrestag einen Post. Sie postet am 27. Januar 2025 einen Post auf Facebook und Instagram – zum Gedenken an „80 Jahre Befreiung von Auschwitz-Birkenau“. Die CDU schreibt: „Diese Erinnerung muss lebendig bleiben“. Dazu ein kämpferischer Text, dass man „fest an der Seite der jüdischen Gemeinschaft und des Staates Israel“ stehe. Das Bild, das die CDU dazu postet, zeigt eine endlose Gefängnismauer mit brachialem Stacheldraht und Wachturm – dramatisch angeleuchtet im Abendlicht.

© Screenshot: Tagesspiegel
Das Problem: Dieses Foto zeigt nicht Auschwitz. Der Post taucht in einem Warnsystem auf, dem CampAIgn Tracker. Das Projekt sammelt KI-generierte Inhalte im Bundestagswahlkampf, dabei arbeiten Forschende von der Johannes Guttenberg Universität Mainz, der Universität Amsterdam und Who Targets Me? zusammen.
Dass in dem Warnsystem ein CDU-Post auftaucht, überrascht. Denn die CDU hat, so wie auch SPD, Grüne und Linke eine Selbstverpflichtung unterzeichnet, dass sie keine KI-generierten Bilder im Wahlkampf verwenden wird, außer diese sind eindeutig gekennzeichnet. In dem Post ist als Quellenangabe jedoch lediglich „Adobe Stock“ angegeben, eine Bild-Datenbank. Dort lassen sich zu allen möglichen Themen, Personen und Orten Archivbilder einkaufen.
Liegt der Algorithmus vielleicht falsch?
Gedenkstätte Auschwitz: Auf keinen Fall ein Foto aus Auschwitz
Auf Anfrage bestätigt die Gedenkstätte Auschwitz den Verdacht: Es handelt sich nicht um ein Bild aus der Gedenkstätte.
Der Sprecher der Gedenkstätte kann dieses Vorgehen der CDU nicht nachvollziehen: „Eine solche Entscheidung – ein KI-generiertes Bild im Zusammenhang mit dem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz zu verwenden – ist schwer zu verstehen“, schreibt Bartosz Bartyzel per Mail dem Tagesspiegel. „Warum sollten solche Bilder erstellt werden, wenn echte Fotos und der authentische Ort selbst existieren?“, fragt er. Sachliche Genauigkeit und Authentizität sei für die Erinnerung und geschichtliche Bildung unerlässlich.
Die Verwendung von künstlichen Darstellungen könne zu einer Verzerrung der Geschichte führen. Sie überschreitet die Grenze zwischen Fakt und Fiktion, was besonders gefährlich sein kann, da es zu Geschichtsverfälschung und Holocaust-Leugnung führt.
Wie kann es dazu kommen?
Die Gedenkstätte Auschwitz findet auch die Originalquelle des falschen Fotos. Auf „Adobe Stock“ kann man es tatsächlich kaufen. Es wurde anscheinend also nicht von der CDU selbst generiert. Allerdings findet sich in der Bilddatenbank ein dicker Hinweis: „Generated with AI“. Editorial use must not be misleading or deceptive“, auf Deutsch: Mit KI generiert, die redaktionelle Verwendung darf nicht irreführend oder trügerisch sein.
Die CDU verstößt also offenbar auch gegen die Geschäftsbedingungen der Bilddatenbank. Außerdem hat sie damit die Selbstverpflichtung der Parteien gebrochen, KI-generierte Bilder ohne Kennzeichnung im Wahlkampf zu nutzen.
Das Bild zeigt laut Adobe Stock übrigens gar nicht Auschwitz, sondern schlicht ein generisches Bild eines „Alten Gefängnisses“. Es steht da nirgendwo, dass es sich um ein Bild von Auschwitz – oder überhaupt eines Konzentrationslagers handelt.
Dass es einige Ähnlichkeiten gibt, könnte an den Eigenheiten der KI-Systeme liegen. Denn diese werden mit Millionen vorhandener Bilder im Internet trainiert. Und von Konzentrationslagern gibt es im Internet viele Fotos.
Wie es zu dem Vorfall kam, konnte der Tagesspiegel leider nicht in Erfahrung bringen. Trotz mehrfacher Anfrage bei der CDU-Krefeld über Mail, SMS und Instagram, hat der Ortsverband bisher keinerlei Stellung zu dem Fehltritt genommen.
Wer sich ein ernsthaftes Bild von dem menschenverachtendsten Abschnitt der deutschen Geschichte machen will, kann das in den Online-Archiven der Gedenkstätte Auschwitz tun.
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