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Halloween-Dekoration, wie hier in Deutschland, ist in Schanghai in diesem Jahr verboten.

© Symboldbild/dpa/Matthias Bein

Angst vor Kritik an Xi Jinpings Regime: Schanghai lässt Halloween-Partys verbieten

In Schanghai hat die Polizei Halloween-Partys untersagt. Das zeigt die zunehmende gesellschaftliche Kontrolle – und die Angst der chinesischen Führung vor Kritik.

Stand:


Kim Kardashian, die Freiheitsstatue oder Spider-Man? In Schanghai hat die Polizei am vergangenen Wochenende das Tragen von Halloween-Kostümen aller Art unterbunden.

Nach Berichten der „Financial Times“ und der Agentur Reuters patrouillierten Polizisten am Samstag auf der belebten Julu Road, die vergangenes Jahr Zentrum der Halloween-Feierlichkeiten war. Feiernde wurden abgeführt und aufgefordert, Kostüme und Make-up zu entfernen. Posts in den sozialen Medien zeigen lange Reihen geparkter Polizeifahrzeuge und uniformierte Beamte an den Eingängen von Metro-Stationen.

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Damit scheint die Finanzmetropole politische Satire und Systemkritik verhindern zu wollen, die im vergangenen Jahr die Halloween-Feierlichkeiten in der Stadt prägten. 2023 feierten viele Bürger nach Ende der strengen Corona-Lockdowns besonders ausgelassen.

Als Überwachungskamera kostümiert

Einige der Kostümierten sendeten dabei deutliche politische Botschaften. Mehrere trugen die weißen Ganzkörperschutzanzüge, die Uniform der Pandemiearbeiter, als Kritik an den strengen Corona-Maßnahmen. Eine weitere Person war als Überwachungskamera verkleidet; andere trugen Kostüme, die den schwierigen Arbeitsmarkt oder historische Figuren karikierten.

Auch Winnie-Puuh-Kostüme fanden sich unter den Feiernden – eine Figur, die in China zensiert wird, da Staatschef Xi Jinping mit einer vermeintlichen Ähnlichkeit aufgezogen wird.

Die Straßenfeste zu Halloween im vergangenen Jahr wurden als Ausdruck von Lebensfreude und politischer Meinungsäußerung gesehen; Bilder und Memes verbreiteten sich schnell in den sozialen Medien. Die Polizei beobachtete damals das Geschehen, griff aber kaum ein.

Das Vorgehen zeigt die tief sitzende Sorge der Parteiführung, dass ihr die ideologische Kontrolle über die jüngere Generation entgleiten könnte.

Katja Drinhausen, Wissenschaftlerin am Mercator Institut for China Studies (Merics)

Mindestens eine Person trug vergangenes Jahr außerdem ein Kostüm, an dem leere weiße Din-A4-Blätter befestigt waren – ein Symbol der regimekritischen Proteste, die Ende 2022 ausbrachen. Auslöser war ein Brand in einem Wohngebäude in Ürümqi in der Provinz Xinjiang, bei dem zehn Menschen verstarben – mutmaßlich mitverursacht durch die Lockdown-Maßnahmen.

„Angst vor der fehlenden Angst der Jungen“

Bei den folgenden Protesten hielten Demonstrierende leere weiße Din-A4-Blätter hoch, um die Zensur zu kritisieren. Kurz darauf lockerte Chinas Regierung die Corona-Einschränkungen.

Für Katja Drinhausen vom Mercator Institute for China Studies (Merics) zeigt das Vorgehen gegen Halloween-Feiernde „die tief sitzende Sorge der Parteiführung, dass ihr die ideologische Kontrolle über die jüngere Generation entgleiten könnte.“ Was der Partei offensichtlich Angst einjage, sei die fehlende Angst der nächsten Generation, betont Drinhausen.

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Auch für Mareike Ohlberg vom German Marshall Fund ist das diesjährige Vorgehen gegen Halloween kein Einzelfall: „Wir sehen nicht nur an Halloween, dass die chinesische Regierung Angst vor Kritik aus der eigenen Bevölkerung und vor nicht streng kontrollierten Menschenansammlungen hat.“

Auch im Alltag zeige sich dieses Verhalten immer häufiger, zum Beispiel durch stark erhöhte Kontrollen an „sensiblen“ Orten wie den Tiananmen-Platz in Peking.

Verbote auch in anderen Städten Chinas

Ein offizielles Verbot von Halloween-Feierlichkeiten in Schanghai gab es zwar nicht, aber Geschäfte sollen davor gewarnt worden sein, Kostümpartys für Erwachsene zu veranstalten. Die offiziellen Halloweenpartys im Disney Resort und im Happy Valley Amusement Park fanden wie geplant statt. Auch in anderen chinesischen Städten gab es laut Posts in den sozialen Medien teilweise Einschränkung der Halloween-Partys.

Ohlberg glaubt, dass die Kommunistische Partei durch ihr Verhalten zeige, dass ihre auch vorher schon vorhandene Sorge vor gesellschaftlicher Instabilität weiter gestiegen sei. „Wir sehen, dass die Partei auch solche Bereiche kontrollieren will, die früher als unpolitisch durchgegangen wären.“

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