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Fahrzeuge der israelischen Armee sind während einer Militäroperation in der Westjordanland-Stadt Dschenin zu sehen.

© dpa/Majdi Mohammed

Update

Auswärtiges Amt übt scharfe Kritik: Israels Armee schießt in Richtung Diplomatengruppe – auch Deutscher darunter

Im Westjordanland werden bei einem Besuch von Diplomaten Schüsse abgegeben. Israels Armee nahm die Gruppe eigenen Angaben zufolge zunächst fälschlicherweise als Bedrohung war.

Stand:

Unter den im Westjordanland am Mittwoch von Israel beschossenen Diplomaten war auch ein Deutscher. „In der Nähe von Dschenin im Westjordanland wurden heute durch die israelische Armee Schüsse in Richtung einer angemeldeten diplomatischen Delegation abgegeben, darunter auch ein deutscher Diplomat sowie ein Fahrer aus dem Vertretungsbüro Ramallah“, teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes mit.

„Diesen unprovozierten Beschuss verurteilt das Auswärtige Amt scharf. Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“

Die israelische Regierung müsse umgehend die Umstände aufklären und die Unverletzlichkeit von Diplomatinnen und Diplomaten respektieren, hieß es zudem.

Wadephul telefoniert mit israelischem Außenminister

Außenminister Johann Wadephul hat indessen auch mit seinem israelischen Kollegen Gideon Saar über den Zwischenfall telefoniert. Das teilte das Auswärtige Amt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin auf die Frage mit, ob wegen des Vorfalls wie in anderen europäischen Ländern der israelische Botschafter einbestellt worden sei: „Außenminister Wadephul hat heute direkt mit dem israelischen Außenminister telefoniert“, antwortete ein Sprecher.

Die Gruppe – unter den Diplomaten befanden sich auch Vertreter der EU, Italiens und Spaniens – sei im Rahmen ihrer diplomatischen Tätigkeit und in Koordinierung mit der Palästinensischen Behörde und der israelischen Armee im Westjordanland gewesen. „Die unabhängige Beobachterrolle der Diplomatinnen und Diplomaten vor Ort ist unverzichtbar und stellt in keinster Weise eine Bedrohung für israelische Sicherheitsinteressen dar“, so das Auswärtige Amt.

Israels Militär teilte mit, die Delegation sei von einer zuvor genehmigten Route für den Besuch von Dschenin abgewichen und habe ein Gebiet betreten, in dem sie sich nicht hätten aufhalten dürfen. Israelische Soldaten hätten die Diplomaten zunächst als Bedrohung wahrgenommen und Warnschüsse abgegeben, um die Menschengruppe auf Distanz zu halten, hieß es weiter.

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass es sich um die Diplomaten handelte, habe die Armee eine Untersuchung eingeleitet. Es solle zudem mit den Vertretern der von dem Vorfall betroffenen Länder gesprochen werden. Sie sollen über die Ergebnisse der Untersuchung informiert werden. Die Armee betonte in der Mitteilung, die entstandenen Unannehmlichkeiten zu bedauern.

UNO verurteilt Schüsse als „inakzeptabel“

Die Vereinten Nationen haben die Schüsse israelischer Soldaten während des Besuchs einer Diplomatengruppe im Westjordanland als „inakzeptabel“ verurteilt. „Diese Diplomaten, einschließlich UN-Mitarbeiter, wurden beschossen. Ob mit Warnschüssen oder was auch immer - das ist inakzeptabel“, sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, am Mittwoch vor Journalisten.

„Es ist klar, dass Diplomaten, die ihrer Arbeit nachgehen, niemals beschossen oder in irgendeiner Form angegriffen werden dürfen“, sagte Dujarric. Er forderte die israelischen Behörden zu einer gründlichen Untersuchung des Vorfalls auf. Es müsse dafür gesorgt werden, dass sich „kein weiterer solcher Vorfall ereignet“.

Wie mehrere Medien berichteten, befand sich die Delegation in Dschenin, um das dortige Flüchtlingslager zu besichtigen und sich über die humanitäre Lage vor Ort zu informieren. Das Außenministerium der PA bezeichnete den Vorfall als einen „eklatanten und schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht“.

„Wir fordern Israel eindringlich auf, diesen Vorfall zu untersuchen und diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die dafür verantwortlich sind und das Leben von Diplomaten bedrohen“, sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Das spanische Außenministerium erklärte: „Wir stehen in Kontakt mit anderen betroffenen Ländern, um gemeinsam auf das Geschehene zu reagieren, das wir aufs Schärfste verurteilen.“

Der italienische Außenminister Antonio Tajani kündigte an, den israelischen Botschafter in Rom einzubestellen. Das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde erklärte, dass „die Delegation eine offizielle Mission unternahm, um die humanitäre Lage zu begutachten und zu bewerten sowie die anhaltenden Verstöße Israels zu dokumentieren“. (dpa/Reuters)

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