
© AFP/Mohd Rasfan
Baldiger Angriff auf Taiwan?: Pentagon-Chef Hegseth warnt vor China – und lobt Deutschland
Der US-Minister hält die Gefahr einer Invasion durch Truppen Pekings für hoch. Er fordert auch von den asiatischen Verbündeten höhere Verteidigungsetats – und überrascht dabei mit einer Aussage.
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Eindringliche Worte des US-Verteidigungsministers: Pete Hegseth hat vor einer schnell wachsenden Bedrohung durch China im Indopazifik-Raum gewarnt. Die USA beobachteten die „destabilisierenden Aktionen“ Pekings ganz genau, betonte er bei einer Rede auf einer Sicherheitskonferenz in Singapur – und sprach einem Bericht der Agentur dpa zufolge von „katastrophalen Konsequenzen“ im Falle eines chinesischen Angriffs auf Taiwan.
Hegseth hielt seine Rede am zweiten Tag der dreitägigen Sicherheitskonferenz Shangri-La-Dialog in der südostasiatischen Wirtschaftsmetropole. Anders als im vergangenen Jahr fehlte aber dieses Mal der chinesische Verteidigungsminister Dong Jun. Peking verzichtete Beobachtern zufolge damit bewusst auf ein mögliches Treffen mit dem Minister von US-Präsident Donald Trump.
Wir werden nichts beschönigen – die Bedrohung durch China ist real. Und sie könnte unmittelbar bevorstehen.
Pete Hegseth, US-Verteidigungsminister
Bei dem Treffen in Singapur diskutieren Hunderte Minister, Militärs und Experten aus aller Welt über die aktuellen Krisenherde und Bedrohungslagen.
„Chinas Armee übt für den Ernstfall“, erklärte der Pentagon-Chef demnach weiter. „Wir werden nichts beschönigen – die Bedrohung durch China ist real. Und sie könnte unmittelbar bevorstehen.“ Einem Bericht der Agentur Reuters zufolge sagte er weiter: „Allen muss klar sein, dass Peking sich glaubwürdig darauf vorbereitet, möglicherweise militärische Gewalt einzusetzen, um das Machtgleichgewicht im Indo-Pazifik zu verändern.“
Hegseth sagte den Berichten zufolge weiter: „Wir wissen, dass (der chinesische Präsident) Xi Jinping sein Militär angewiesen hat, bis 2027 für eine Invasion Taiwans bereit zu sein“, sagte Hegseth. Es waren seine bisher schärfsten Äußerungen über das kommunistische Land seit seinem Amtsantritt im Januar.
China strebe danach, die Hegemonialmacht in Asien zu werden und die ganze Region zu dominieren und zu kontrollieren, sagte Hegseth weiter. Sein Land strebe keinen Konflikt „mit dem kommunistischen China“ an. „Aber wir werden uns nicht aus dieser kritischen Region verdrängen lassen. Und wir werden nicht zulassen, dass unsere Verbündeten und Partner untergeordnet werden“, erklärte er. „Amerika ist stolz darauf, zurück im Indo-Pazifik zu sein – und wir werden bleiben.“
Die Region habe für die USA die größte Priorität. Washington habe seine Kooperationen mit den Philippinen und Japan verstärkt. Solange Trump US-Präsident sei, werde China nicht in Taiwan einmarschieren, betonte der Verteidigungsminister. China beansprucht fast das gesamte für den globalen Handel bedeutsame Meeresgebiet für sich, was von den Philippinen, Malaysia, Vietnam, Indonesien und Brunei nicht akzeptiert wird.
US-Verteidigungsminister Hegseth lobt Deutschland
Hegseth forderte die asiatischen Verbündeten der Agentur AFP zufolge zudem zu höheren Verteidigungsausgaben auf. Abschreckung habe ihren Preis, fügte er hinzu. Die asiatischen Verbündeten sollten sich ein Beispiel an europäischen Ländern wie Deutschland nehmen, die künftig fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung ausgeben wollten.
Außenminister Johann Wadephul (CDU) hatte sich zuletzt grundsätzlich hinter das von den USA angemahnte Ziel gestellt, innerhalb der Nato fünf Prozent der Wirtschaftsleistung für die Verteidigung auszugeben.
Hegseth schlug in seiner Rede demnach ferner vor, dass sich die europäischen Verbündeten auf die Sicherheit auf dem europäischen Kontinent konzentrieren sollten. So könnte sich Washington auf die von China ausgehende Bedrohung im Indo-Pazifik widmen – zusammen mit mehr Beteiligung der asiatischen Verbündeten.
„Wir drängen unsere Verbündeten in Europa, mehr Verantwortung für ihre Sicherheit zu übernehmen – in ihre eigene Verteidigung zu investieren (...) Dank Präsident Trump verstärken sie ihr Engagement“, sagte Hegseth. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte in seiner Rede gesagt, Hegseth sei berechtigt, von Europa höhere Verteidigungsausgaben zu fordern.
Die Beziehungen zwischen den USA und China sind derzeit wegen des von Trump begonnenen Handelskriegs besonders angespannt. Die USA hatten Anfang April hohe Zölle auf Importe aus China und anderen Ländern verhängt, Peking reagierte darauf mit Gegenzöllen. Trump hob daraufhin die Aufschläge auf chinesische Produkte weiter an. So wurden auf viele Lieferungen von China in die USA 145 Prozent Zoll fällig.
Im Gegenzug erhob China in den meisten Fällen 125 Prozent Zoll. Mitte Mai verständigten sich Peking und Washington darauf, die gegenseitigen Zölle für zunächst 90 Tage stark zu reduzieren. (lem)
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