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Dieser Screenshot aus einem Beitrag vom 24. Juni 2025 von Paula Ralph auf ihrem Instagram-Account zeigt Lennart Monterlos.

© AFP/XAVIER GALIANA

Update

Im Iran festgenommener Deutsch-Franzose: Familie bittet Behörden um ein Lebenszeichen

Lennart Monterlos wollte mit dem Fahrrad 35.000 Kilometer von Frankreich nach Japan fahren. Im Iran endete die Reise für ihn in Haft. Nun appelliert seine Familie an das Regime in Teheran.

Stand:

Die Familie des im Iran inhaftierten Deutsch-Franzosen Lennart Monterlos hat die iranischen Behörden um ein Lebenszeichen des 19-Jährigen gebeten. „Bis heute, einen Monat nach seiner Festnahme, haben wir keine offizielle Information über seinen Aufenthaltsort oder über die Gründe für seine Festnahme“, heißt es in einer Mitteilung von Familie und Freunden.

„Wir zählen auf die französische Diplomatie, die sich um eine möglichst baldige Freilassung unseres noch sehr jungen Sohnes bemüht, der völlig unschuldig ist“, heißt es weiter. Die Familie stehe auch mit deutschen Diplomaten in engem Kontakt. Sie appellierte an die iranischen Behörden, dem 19-Jährigen das Recht auf einen unabhängigen iranischen Anwalt und auf konsularischen Besuch zuzugestehen.

Monterlos war im Alter von 18 Jahren zu einer Weltreise per Fahrrad von Frankreich aus aufgebrochen. Er wollte ein Jahr lang in Europa und Asien unterwegs sein. Dafür sammelte er online finanzielle Unterstützung. In einem mittlerweile gesperrten Reiseblog beschrieb er seine Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen, bei denen er Unterkunft fand.

In Japan wollte er seinen Cousin besuchen

Er wolle aus seiner Komfortzone herauskommen, der täglichen Bildschirmarbeit entfliehen, in Kontakt mit der Natur kommen und starke Emotionen erleben. Das schrieb Lennart Monterlos auf einer Crowdfunding-Plattform, bevor er sich entschied, das letzte Abiturjahr nach hinten zu verschieben und stattdessen erst zu einer großen Reise aufzubrechen.

Der Deutsch-Franzose hatte sich das Ziel gesetzt, von seinem Wohnort Besancon in Ostfrankreich auf dem Fahrrad bis nach Japan zu radeln – um dort seinen Cousin zu besuchen. Durch Europa und Asien, 35 Länder, eine Strecke von 35.000 Kilometern.

Seine Beweggründe für diese Reise lesen sich umso bitterer, nachdem klar ist, was mit ihm geschehen ist. Bereits seit dem 16. Juni hatten seine Familie und seine Freunde nichts mehr von Lennart Monterlos gehört. Dabei dokumentierte der 18-Jährige die Tour zuvor engmaschig auf seinem Instagram-Profil.

Die Sorge war auch deshalb groß, weil sich der Schüler gerade im Iran befand. Einem Land, das bekannt dafür ist, gezielt westliche Ausländer als politische Geiseln zu nehmen. Und noch dazu am 13. Juni großflächig von Israel angegriffen worden war.

Die Gefahr im Iran offenbar unterschätzt

Lennart Monterlos meldete sich Medienberichten zufolge am 15. Juni zuletzt auf Instagram zu Wort. Da habe er sich in der Wüste gefilmt und soll gerade Varzaneh im Zentrum des Landes verlassen haben. Die Stadt liegt nur rund 100 Kilometer entfernt von Isfahan, wo sich auch eine der bekanntesten Atomanlagen des Irans befindet. Das Nuklearforschungszentrum war Mitte Juni von Israel bombardiert worden.

Der Schüler hatte übereinstimmenden Berichten nach selbst auf Instagram erzählt, dass es in seinem Umfeld lebhafte Debatten darüber gegeben habe, ob er in den Iran einreisen sollte. Er sei vor dem „gefährlichen Land“ gewarnt worden. Doch offenbar überwog der jugendliche Leichtsinn.

In einem Post habe er von der Gastfreundschaft, Natur und Kultur des Landes geschwärmt und den Iran ironisch „als supergefährliches Land“ bezeichnet. „Es ist alles zu schön, um wahr zu sein“, hieß es laut der französischen Zeitung „Le Figaro“ in seinem letzten Beitrag auf Instagram. Schon seit mindestens Donnerstagabend ist sein Account nicht mehr aufrufbar – offenbar wurde er gelöscht.

Mehrere europäische Staatsbürger in iranischer Haft

Zuvor hatte Irans Außenminister Abbas Araghtschi die schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Der Deutsch-Franzose sei „wegen der Begehung einer Straftat festgenommen worden“, die französische Botschaft sei bereits offiziell informiert worden. Das Auswärtige Amt schrieb nur, der Sachverhalt sei bekannt.

Mehrere europäische Staatsbürger sind seit Längerem im Iran inhaftiert. Wie viele es genau sind, ist unklar. Von mehr als 20 bekannten Fällen war zuletzt wiederholt die Rede.

Auch zwei andere französische Staatsbürger, Jacques Paris und Cécile Kohler, sitzen seit mehr als drei Jahren in iranischer Haft. Die Bedingungen bezeichnete die französische Regierung zuletzt als folterähnlich und verurteilte ihre Inhaftierung als staatlich organisierte Geiselnahme. Irans Justiz hatte die beiden im Juni wegen angeblicher Spionage für den israelischen Geheimdienst Mossad angeklagt.  

Der deutsch-iranische Staatsangehörige Jamshid Sharmahd war im Herbst 2024 im Iran gar hingerichtet worden. Die Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi hatten die Behörden in Teheran im Januar nach 1500 Tagen hingegen überraschend freigelassen. Und auch die italienische Journalistin Cecilia Sala kam Anfang des Jahres nach zwei Wochen in Einzelhaft frei.

Im Fall von Lennart Monterlos sind nun, so viel ist klar, viel Geduld und Kraft gefragt. (mit AFP)

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