
© dpa/Michael Kappeler
Die ungewöhnliche Gästeliste des Vatikans: Wer zur Papst-Trauerfeier erwartet wird
Am Samstag blickt die Welt Richtung Vatikan. Denn dort findet der Abschied für den Papst statt. Teilnehmen werden Staatsgäste – und Menschen, die Franziskus wirklich nahestanden.
Stand:
Rund eine viertel Million Menschen haben sich im Petersdom am aufgebahrten Leichnam von Papst Franziskus verabschiedet. Das teilte der Vatikan nach Schließung der Kathedrale am Freitagabend mit. Der offene Sarg war bis 19 Uhr für alle Trauernden zugänglich. Am Samstag findet die Trauerfeier statt, an der viele berühmte Gäste teilnehmen, aber nicht nur die.
Prinz William, König Felipe und Königin Letizia von Spanien, Carl XVI. Gustaf und Silvia von Schweden, Mary von Dänemark, Philippe und Mathilde von Belgien, Haakon und Mette-Marit von Norwegen - jede Menge Hochadel ist angereist. Dazu kommt Polit-Prominenz aus 130 Ländern, die unter den Augen der Welt auf der Ehrentribüne vor dem Petersdom Platz nehmen.
Wer wo sitzt, ist protokollarisch streng geregelt: Ganz vorne rechts Javier Milei als Präsident von Franziskus' Heimatland Argentinien, daneben Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni und Staatspräsident Sergio Mattarella. Danach folgen die etwa zehn Monarchen sowie die Delegationen der Länder - sortiert nach dem französischen Alphabet. Daher wird Deutschland, „Allemagne“, vertreten von sechs Personen unter Leitung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, recht weit vorne sein.

© dpa/Michael Kappeler
Zugleich ermöglicht das französische Alphabet einen Sicherheitsabstand zwischen der Ukraine und den USA. Denn den Präsidenten der „États-Unis“, Donald Trump, und Präsident Wolodymyr Selenskyj trennt auch hier gehörige Distanz. Stattdessen dürfte Trump - eher gefahrlos - in der Nähe von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer zu sitzen kommen. Zwei andere diplomatisch kritische Kandidaten, Wladimir Putin (Russland) und Benjamin Netanjahu (Israel), werden erst gar nicht anreisen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommt nach Zweifeln nun doch zur Trauerfeier für Papst Franziskus in Rom. Das meldete die ukrainische staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform unter Berufung auf Selenskyjs Sprecher Serhij Nikiforow. Zuvor waren auch Außenminister Andrij Sybiha und die First Lady Olena Selenska angereist. Noch am Vorabend hatte Selenskyj erklärt, dass es sein könne, dass er es wegen der Lage in der Ukraine nicht nach Rom schaffe. Dort könnte er auch mit US-Präsident Donald Trump zusammentreffen.
Unterdessen stellt sich für Stil-Enthusiasten die Frage: Wird Melania Trump wieder einen Hut von Ausmaßen eines Wagenrads tragen? Und tauscht Selenskyj das tarnfarbene Shirt gegen einen dunklen Anzug? Der, für den alle an diesem Tag angereist sind, hat auf solche Äußerlichkeiten nie Wert gelegt. Und mit manchem der An- oder Abwesenden hätte Papst Franziskus sicher gerne noch ein Wörtchen zum Thema Frieden gewechselt, für den zu werben er niemals müde wurde. Ihm ging es immer um die Menschen, die nicht im Rampenlicht stehen.
Privileg für arme Menschen
Entsprechend war die Entscheidung des Vatikans, dass eine Gruppe armer und bedürftiger Menschen bei der Beisetzung des Papstes in Santa Maria Maggiore einen Sonderplatz erhält, nur folgerichtig. Laut Medien dürfen 40 Obdachlose, Migranten, Arme, Opfer von Menschenhandel, Transsexuelle, Häftlinge und Vertreter der Roma-Gemeinschaft auf den Stufen der Kirche nahe dem römischen Hauptbahnhof von Franziskus Abschied nehmen, in der Hand eine weiße Rose. „Die Armen haben einen besonderen Platz in Gottes Herzen - so auch im Herzen und im Lehramt des Heiligen Vaters, der den Namen Franziskus gewählt hatte, um sie nie zu vergessen“, formulierte es der Vatikan.

© IMAGO/Avalon.red/IMAGO/Francesco Fotia / Avalon
Mitorganisiert ist die symbolträchtige Aktion von der Gemeinschaft Sant'Egidio. Dabei seien die Armen, die ihn kannten und liebten, so die Sozialorganisation: von den Flüchtlingen, die er bei seinem Besuch der Insel Lesbos 2016 mit nach Rom nahm, über jene, die in den Flüchtlingslagern Zyperns lebten und dank humanitärer Korridore 2021 nach Italien gelangten. Unter ihnen ist auch eine junge Mutter aus dem Kongo, deren Sohn damals noch ein Baby war. „Als ich Papst Franziskus vor einiger Zeit in Rom wiedertraf, hat er sich so darüber gefreut, wie groß mein Sohn inzwischen geworden ist“, so die Frau, die anonym bleiben möchte. „Er war wie ein Vater für uns.“
Bereits mit der Wahl seiner ersten Reise 2013 auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa lenkte Franziskus den Blick auf das Leid von Migranten. Häufig empfing er arme Menschen im Vatikan. Bei dem von ihm initiierten Welttag der Armen im Oktober aß er oft mit über 1.000 Bedürftigen in der vatikanischen Audienzhalle zu Mittag. Für die zahlreichen Obdachlosen rund um die Kolonnaden am Petersplatz ließ er Zelte verteilen. Ebenso richtete er für sie Duschen und eine Krankenstation am Vatikan ein.
Viele von ihnen haben sich in den letzten Tagen in die Schlangen vor dem Petersdom eingereiht, um am Sarg des Papstes ein letztes Lebewohl zu sagen. Erst vor zwei Wochen hat Franziskus ein weiteres Zeichen für sie gesetzt: Rechts auf dem Petersplatz sitzt jetzt die Bronzeskulptur des kanadischen Künstlers Timothy Paul Schmalz „Be Welcoming“. Sie zeigt einen Bettler, der auf den zweiten Blick ein Engel ist. (KNA)
- Argentinien
- Dänemark
- Donald Trump
- Emmanuel Macron
- Frankreich
- Giorgia Meloni
- Papst Franziskus
- Prinz William
- USA
- Wolodymyr Selenskyj
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: