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Trump rühmt sich seines guten Drahtes zum russischen Präsidenten.

© AFP/Brendan Smialowski

Erst nach vollständigem Waffenstillstand: Berater warnen Trump offenbar vor Gespräch mit Putin

Der US-Präsident hat wegen der Ukraine ein baldiges Telefonat mit seinem russischen Kollegen angekündigt. Im inneren Zirkel in Washington gibt es einem Medienbericht zufolge inzwischen erhebliche Bedenken.

Stand:

Seit mehr als drei Jahren greift Russland die Ukraine an, besetzen die Invasionstruppen von Moskaus Machthaber Wladimir Putin Teile des Nachbarlandes. US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf mehrfach behauptet, er könne den Krieg in der Ukraine binnen kürzester Zeit beenden. Dieses Versprechen konnte er nicht halten.

Zu Beginn seiner Amtszeit hatten sich Trump und seine Top-Berater dann vorgenommen, bis April oder Mai einen vollständigen Waffenstillstand zu erreichen. Sie hofften, in den darauffolgenden Monaten ein dauerhaftes Friedensabkommen aushandeln zu können.

Doch auch dies wird immer unwahrscheinlicher. Weder Waffenstillstand noch Friedensabkommen scheinen absehbar. Nachdem Trump am Sonntag im US-Sender NBC News angekündigt hatte, er wolle in dieser Woche mit Putin sprechen, raten ihm seine Berater nun offenbar sogar von einem Telefonat mit dem Kreml-Chef ab. Dies berichtet der Sender unter Berufung auf zwei Quellen in der Regierung. Putin solle sich erst zu einem vollständigen Waffenstillstand verpflichten.

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Putin verhandelt mit Trump über Aufhebung von Sanktionen

Während sich die US-Administration offenbar mit Blick auf direkte Gespräche sehr vorsichtig verhält und auch Trump selbst an Putins Zuverlässigkeit zweifeln soll, warb erstmals seit Beginn des russischen Angriffskrieges ein Vertrauter von Putin in Washington bei Treffen mit US-Spitzenbeamten um eine teilweise Aufhebung der Sanktionen.

Der Sondergesandte des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Kirill Dmitrijew, war zu Gesprächen in Washington.

© Imago/Zuma Press Wire/Mehmet Eser

Der Chef des staatlichen Russischen Fonds für Direktinvestitionen (RFDI), Kirill Dmitrijew, teilte nach seiner Ankunft in den USA in seinem Telegram-Kanal einen Medienbericht, nach dem Moskau Trump gebeten habe, „einige der Sanktionen aufzuheben – im Rahmen der Verhandlungen über eine Waffenruhe unter Vermittlung der USA“.

Wir sehen eine positive Dynamik in unseren Beziehungen.

Kirill Dmitrijew, der Sondergesandte von Wladimir Putin

Putin hatte sich bei einem Telefonat mit Trump im März zu einer Waffenruhe bereit erklärt – er stellte aber Bedingungen, darunter auch die Aufhebung einiger Sanktionen. „Wir sehen eine positive Dynamik in unseren Beziehungen“, sagte Dmitrijew am Donnerstag (Ortszeit) einem Bericht der Agentur AFP zufolge zu russischen Medien in Washington.

Putins Sondergesandter hofft auf Fortschritte

Zwar gebe es Meinungsverschiedenheiten in verschiedenen Bereichen. „Aber es gibt einen Prozess, einen Dialog, der nach unserem Verständnis dazu beitragen wird, diese Meinungsverschiedenheiten zu überwinden.“

Beide Seiten hätten über eine „mögliche Zusammenarbeit in der Arktis, bei Seltenen Erden und in anderen Bereichen“ gesprochen. Dmitrijew sagte, dass „aktiv“ an der Wiederherstellung des Flugverkehrs gearbeitet werde. „Wir hoffen, dass wir in dieser Angelegenheit Fortschritte erzielen.“ Es seien noch weitere Treffen nötig, um alle Differenzen beizulegen. Den Dialog bezeichnete Dmitrijew als „positiv und konstruktiv“.

In westlichen Regierungskreisen wird immer häufiger gewarnt, Putin spiele bei der Frage eines Waffenstillstands lediglich auf Zeit, um sich und seinen Truppen eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen. So berichtet das Institut for the Study of War (ISW) aus Washington in seinem aktuellen Bericht, Russland versuche, die Lage auszunutzen, um große Teile des ukrainischen Territoriums zu erobern und eine prorussische Marionettenregierung in Kiew statt der des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu installieren.

Moskau werde wahrscheinlich seine militärischen Operationen in der Ukraine fortsetzen, wenn der Kreml nicht in der Lage ist, auf diplomatischem Wege eine vollständige Kapitulation der Ukraine zu erreichen, so die amerikanische Non-Profit-Organisation weiter.

Welche Strategie verfolgt Putin in der Ukraine?

Das ISW bezieht sich dabei auf einen Bericht der Agentur Bloomberg. Diese schrieb am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen in Moskau, dass der Kreml „auf US-Präsident Donald Trump zählt, um ein akzeptables Friedensabkommen in der Ukraine zu erzielen“, aber bereit ist, den Krieg fortzusetzen, wenn er nicht in der Lage ist, seine Ziele durch Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten zu erreichen.

Das ISW bezieht sich zudem auf die jährliche Bedrohungsanalyse 2025 des US Office of the Director of National Intelligence (ODNI). Darin heiße es, dass Russland seine Kontrolle über die laufenden politischen und informationellen Bemühungen inmitten der Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine nutze, um erhebliche Zugeständnisse von der Ukraine und dem Westen zu erreichen.

Dem ODNI-Bericht zufolge sei Putin „wahrscheinlich“ eher bereit, die Risiken eines längeren Krieges einzugehen, als einem für Russland ungünstigen Kriegsende zuzustimmen. Der ODNI-Bericht kam demnach ferner zu dem Schluss, dass Putin „entschlossen und bereit zu sein scheint, einen sehr hohen Preis zu zahlen, um sich in einer Zeit durchzusetzen, die er als entscheidend für Russlands strategischen Wettbewerb mit den Vereinigten Staaten, die Weltgeschichte und sein persönliches Erbe ansieht“.

Russland soll 4000 Panzer verloren haben

Die Einschätzung des ODNI, dass Putin weiterhin entschlossen ist, die ukrainische Kapitulation sowohl mit diplomatischen als auch mit militärischen Mitteln anzustreben, stehe im Einklang mit der Einschätzung des ISW, dass Putin die laufenden Verhandlungen nutze, um sich im Rahmen seines langfristigen Strebens nach einer vollständigen Kapitulation der Ukraine weitere Zugeständnisse von der Ukraine und dem Westen zu sichern.

Putin scheint den Einschätzungen zufolge bereit zu sein, trotz offenbar enormer Verluste an Truppen und Material, den Krieg gegen die Ukraine weiterzuführen, sofern seine Bedingungen nicht erfüllt werden – oder er militärisch enorm unter Druck gerät.

Russland hat nach US-Angaben im Krieg gegen die Ukraine bislang mehr als 4000 Panzer verloren. Die Zahl zerstörter Panzer entspreche beinahe dem US-Kontingent an Panzern, sagte der oberste US-General in Europa, Christopher Cavoli, am Donnerstag in einer Anhörung im Streitkräfteausschuss des US-Senats in Washington. Cavoli erklärte, Russland habe den Krieg mit insgesamt 13.000 Panzern begonnen und nähere sich nun „dem Ende“ der eingelagerten Panzer an.

250.000
russische Sodaten sind nach Nato-Einschätzung in der Ukraine gefallen.

Der Offizier wurde von den Senatoren gefragt, welche Konsequenzen es für die ukrainische Armee haben würde, wenn die USA ihre Militärhilfe und ihre Unterstützung mit Geheimdienstinformationen weiter herunterfahren würden. „Das würde sicherlich einen schnellen und schädlichen Effekt hinsichtlich ihrer Kampfkraft haben“, sagte Cavoli.

Die ukrainischen Streitkräfte seien auf die US-Unterstützung angewiesen, um russische Raketen abzufangen, und bräuchten die Geheimdienstinformationen, um russische Kommandoposten und Logistik zu treffen.

Cavoli wies – wie auch das ISW schreibt – darauf hin, dass Russland seine Kapazitäten zur Herstellung von Granaten, Marschflugkörpern und Drohnen erweitert habe und sich darauf vorbereite, entweder seine Offensivoperationen in der Ukraine fortzusetzen oder eine künftige Kampagne gegen einen Nato-Mitgliedstaat zu starten.

Die russischen Verluste im Angriffskrieg gegen die Ukraine sind nach Einschätzung der Nato zuletzt weiter erheblich gestiegen. Ein ranghoher Nato-Beamter sprach der dpa zufolge am Donnerstag in Brüssel am Rande eines Außenministertreffens von bis zu 250.000 Toten. Insgesamt bezifferte er die Zahl der getöteten oder verletzten russischen Soldaten auf etwa 900.000.

Allein für Februar wird von mehr als 35.100 russischen Verlusten ausgegangen. Mit Verluste sind immer getötete oder verletzte Soldaten gemeint. Ende Oktober 2024 hatte die Nato noch von mehr als 600.000 Verlusten gesprochen.

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