zum Hauptinhalt
Menschen in der Ukraine müssen derzeit teils lange für Essen anstehen.

© Getty Images/Jeff J Mitchell / Getty Images/Jeff J Mitchell

Geberkonferenz tagt: Was die Ukraine für den Winter am dringendsten braucht

Der Strom fällt regelmäßig aus, auch Wasser fehlt. Damit die Ukraine den bevorstehenden Winter übersteht, braucht es Hilfe. Aber in welcher Form?

Geberkonferenzen gibt es viele. Ob Syrien oder Afghanistan, Erdbeben oder Malaria – mehrmals im Jahr trifft sich die internationale Staatengemeinschaft mit dutzenden Hilfsorganisationen und sichert notleidenden Ländern schnelle Milliardenhilfen zu. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs braucht nun auch die Ukraine weitreichende Unterstützung.

Am heutigen Dienstag lädt deshalb der französische Präsident Emmanuel Macron nach Paris. Es wird die sechste Hilfskonferenz für die Ukraine sein. Aus den vorangegangenen fünf gibt es finanzielle Zusagen und versprochene Hilfslieferungen im Wert von über 110 Milliarden Euro, angekommen ist davon in Kiew bisher wenig.

Allein die Europäische Union wollte Budgethilfen im Wert von insgesamt 30 Milliarden leisten, hat einer Analyse des Kieler Instituts für Weltwirtschaft zufolge bis Ende November aber nur acht davon überwiesen.

Es fehlt effektive Umsetzung der Hilfe vor Ort

Bei der Geberkonferenz in Paris wird es nun weniger um monetäre als um materielle Unterstützung gehen. Wie kommt die Ukraine durch den bevorstehenden Kriegswinter? Die Energieversorgung ist nach russischen Angriffen massiv beschädigt, Heizung, Strom und Wasser fallen immer wieder aus.

Auch die Nachfrage nach Diesel und Benzin steigt weiter, bei möglichen Luftanschlägen drohen leere Tankstellen – was sich wiederum auf die allgemeine Versorgungslage im Land auswirkt. Konkret sprach Macron bereits im Vorfeld über Lieferungen von Generatoren, Reparatur der Infrastruktur und Lösungen für die Wasserversorgung.

Hilfsorganisationen drängen darauf, die zugesagte Unterstützung endlich auszuzahlen: „Die Geberkonferenz muss die bisherigen Finanzierungsversprechen einhalten und sicherstellen, dass die Hilfe schnell bereitgestellt wird“, betonte Alexandra Janecek vom International Rescue Commitee in Deutschland gegenüber dem Tagesspiegel.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Ähnlich sieht es die Diakonie Katastrophenhilfe. Neben Geldzusagen müsse eine effektive Umsetzung der Hilfe sichergestellt werden, fordert Mario Göb, Ukraine-Koordinator. Aus Paris erwartet er „konkrete kurzfristige und flexible Schritte in Anbetracht des Winters“ und die Unterstützung lokaler Infrastrukturprojekte, um etwa die Strom- und Wasserversorgung zu stabilisieren. Damit die Umsetzung gelinge, müssten die Geberkonferenzen sicherstellen, dass auch zivilgesellschaftliche Akteure mit am Tisch sitzen.

Für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) kommt es jetzt entscheidend darauf an, die Winterhilfe für Familien auszuweiten. Bei weiteren Angriffen auf die Energieinfrastruktur wären die Menschen dem Winter sonst schutzlos ausgeliefert, erläutert UNICEF-Pressesprecherin Christine Kahmann.

Die Menschen müssen sich vor allem warmhalten können, erläutert Jason Strazusio, Pressesprecher des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Für Häuser, die bei den Kämpfen beschädigt wurden, müssten Heizmöglichkeiten geschaffen werden. Dem IKRK sei es bereits gelungen, mehr als eine Million Häuser wieder zu beheizen.

110
Milliarden Euro an Hilfsleistungen wurden der Ukraine bisher versprochen

Aktuell müsse alles getan werden, um die Grundbedürfnisse der Menschen zu decken, sagt Mario Göb, Ukraine-Koordinator der Diakonie Katastrophenhilfe. Besonders wichtig seien eine „winterfeste Unterkunft, Nahrung, Wärme“ sowie eine gesicherte Wasser- und Gesundheitsversorgung.

Durch die aktuellen Preissteigerungen oder aufgebrauchte finanzielle Rücklagen sei es für Ukrainerinnen und Ukrainer mittlerweile besonders schwierig, Güter zu erwerben: „Finanzielle Unterstützung, etwa durch Bargeldhilfen, schaffen Abhilfe,“ so Göb.

Finanzielle Unterstützung, etwa durch Bargeldhilfen, schafft Abhilfe.

Mario Göb, Ukraine-Koordinator der Diakonie Katastrophenhilfe

„Enorm wichtig sind jetzt Generatoren, damit Kinderkrankenhäuser, Geburtskliniken, Schulen und die Wasserversorgung der Menschen weiter funktionieren können,“ ergänzt UNICEF-Sprecherin Kahmann. Auch Winterkleidung, Decken und Medikamente würden dringend benötigt.

Kämpfe und verminte Gebiete erschweren den Zugang

Eine besonders große Herausforderung für die Hilfsorganisationen ist der Zugang zu Menschen an der Frontlinie. Laut IKRK wird dieser durch anhaltende Kämpfe, nicht explodierte Sprengkörper und verminte Gebiete erheblich erschwert. Auch die Witterungsverhältnisse mit Schnee, Regen und Schlamm erschweren teils die Versorgung vor Ort.

Russische Luftangriffe und ständige Luftalarme zermürbten die Menschen, die helfen wollen, und verzögerten die Unterstützung für diejenigen, die sie dringend brauchten, berichtet Mario Göb von der Diakonie Katastrophenhilfe, der erst vor kurzem aus der Ukraine zurückgekehrt ist.

Auch die regelmäßigen Unterbrechungen bei Strom- und Internetverbindungen behindern die Arbeit der Hilfsorganisationen, ergänz Christine Kahmann. „Die humanitären Bedarfe sind enorm und wachsen mit jedem Tag. Die Hilfe der internationalen Gemeinschaft braucht einen langen Atem,“ unterstreicht die UNICEF-Sprecherin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false