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Geiseldeal und Waffenruhe für Gaza: Am Ende ist es Trumps Erfolg
Die Geiseln der Hamas kommen frei, in Gaza soll es eine Feuerpause geben. Beides ist überfällig – und ohne Donald Trump gäbe es womöglich noch immer kein Abkommen.

Stand:
Endlich! Die Geiseln sollen freikommen und die Waffen schweigen. Der Krieg in Gaza könnte durch eine Feuerpause vorerst enden. Und mit ihr das unfassbare Leid, das tausendfache Sterben, die Not. Das sind gute Nachrichten. Nur: Sie kommen viel zu spät.
Zur für viele wohl unbequemen Wahrheit gehört auch, dass letztendlich Donald Trump größeren Einfluss auf den erfolgreichen Abschluss der zähen Verhandlungen hatte als der rastlose Einsatz des Teams des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden.
Monatelang wurde um ein Abkommen gerungen. Immer wieder gab es Hoffnung, die jäh in Ernüchterung, Enttäuschung und Wut umschlug.
Immer wieder mussten sich die am 7. Oktober 2023 von der Hamas Verschleppten, ihre Familien und Freunde damit abfinden, dass ihnen das Ende ihres Martyriums verwehrt blieb. Immer wieder wurde den im Gazastreifen gefangenen Menschen bewusst: Die Bombardements werden nicht enden.
Fast 500 quälende, angsterfüllte Tage
Jetzt haben sich Israel und die Hamas nach all den gegenseitigen Schuldzuweisungen und unzähligen Vermittlungsversuchen tatsächlich geeinigt.
Israel zahlt einen sehr hohen Preis, Hunderte palästinensische Häftlinge – unter ihnen Terroristen und Mörder – können israelische Gefängnisse verlassen.
Doch das ist es wert: Die Entführten, sofern sie noch am Leben sind, brauchen weder schlimme Misshandlungen noch einen Kopfschuss durch islamistische Terroristen mehr fürchten. Sie können nach fast 500 quälenden, zermürbenden, angsterfüllten Tagen in ihre Heimat zurückkehren. Welch ein Segen!

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Auch die Bewohner Gazas werden es kaum fassen können, dass die Zeit des Kriegs erst einmal vorbei ist. Aber wie soll das Überleben in einer Trümmerlandschaft zu meistern sein, in der eigentlich kein Leben möglich ist? Was kann die Trauer um die Opfer anderes hervorbringen als Hass und Rachegedanken? Wo bleibt ein plausibles Konzept für das „Danach“?
Auf diese Fragen gibt es keine befriedigende, zukunftsweisende Antwort. Klar ist aber: Es hätte nie so weit kommen dürfen, dass sie überhaupt gestellt werden müssen. Dafür ist – daran muss nachdrücklich erinnert werden – allein die Hamas verantwortlich.
Die Terrororganisation hat Gaza und seine Bewohner gezielt in einen Krieg gestürzt. Bewusst und kaltherzig haben sie die Menschen ihrer anti-israelischen Doktrin geopfert. Die Interessen und das Wohlergehen der Palästinenser waren ihnen bestenfalls egal.
Der Plan der Hamas ist aufgegangen
Den Hamas-Strategen ging es allein darum, Israel mithilfe des Massakers vom 7. Oktobers zu einem verheerenden Militärschlag zu nötigen – und die Geiseln so lange wie möglich als Lebensversicherung zu missbrauchen.

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Dieser Plan ist aufgegangen, der jüdische Staat im Krieg gefangen. Vielleicht kann die Waffenruhe dabei helfen, dass sich das Land befreit. Militärisch sind die Verhältnisse in Gaza geklärt.
Hamas ist zu einem Deal gezwungen
Am Ende ging es für die Hamas ums Überleben. Israel hat den Islamisten die Schlagkraft genommen, von Verbündeten wie der Hisbollah ist keine Hilfe mehr zu erwarten, Trump drohte den Terroristen mit der „Hölle“: Die Hamas war gezwungen, in einen Deal einzuwilligen.
Israels Premier Benjamin Netanjahu ist ebenfalls ein Gefangener kaum kaschierter Machtinteressen und damit seines in Teilen religiös-nationalistischen Kabinetts. Das treibt ihn mit Parolen wie „Gaza gehört uns. Juden müssen dort siedeln, die Palästinenser ins Meer getrieben werden“ vor sich her.

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Das hat auch den Geiseldeal immer wieder verzögert. Weil nicht nur die Hamas Unerfüllbares von Israel forderte, sondern auch Netanjahu sich wenig kompromissbereit zeigte, ja, zeigen musste – um seine radikalen Koalitionäre zu beschwichtigen.
Der Gewinner heißt Donald Trump
Um politisch zu überleben, war er sogar bereit, die USA und damit den wichtigsten Verbündeten zu brüskieren. Joe Biden wird nicht vergessen, dass jeder seiner Wünsche, jedes Drängen von Netanjahu schlicht ignoriert wurde.
Doch Israels Premier dürfte das kaum interessieren. Er setzt seit langem auf Trumps zweite Präsidentschaft. Der bekommt jetzt, was er schon im Wahlkampf forderte: einen Geiseldeal noch vor seinem Amtsantritt. Das nennt man einen gelungenen Einstand.
Der kommt nicht von ungefähr. Furcht oder Hoffnung können entscheidend sein, wenn es im Nahen Osten gilt, etwas gegen Widerstände zu erreichen.
Beides wird mit dem künftigen US-Präsidenten verbunden, nicht mit dem scheidenden. Wer möchte es sich schon mit Trump als bald mächtigsten Mann der Welt verscherzen?
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