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Panzer des Typs M1A2 Abrams auf dem Gelände der US-Streitkräfte in Grafenwöhr.

© dpa/Daniel Karmann

Große Panzer-Allianz zeichnet sich ab: USA wollen Ukraine offenbar bis zu 50 Abrams liefern

Nach langen Debatten bahnt sich ein größeres Kampfpanzer-Bündnis zugunsten der Ukraine an. Das Weiße Haus gibt seine Vorbehalte gegen eine Abrams-Lieferung offenbar auf.

Stand:

Die USA wollen nach Berichten mehrerer US-Medien nun doch Abrams-Kampfpanzer an die Ukraine liefern. Das berichtete etwa die „New York Times“ am Dienstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf Insider. Eine offizielle Bestätigung könne es der Zeitung zufolge bereits an diesem Mittwoch geben. Es könne sich um 30 bis 50 Panzern handeln.

Der „Washington Post“-Journalist Dan Lamothe schrieb indes auf Twitter, das neue US-Paket beinhalte „mindestens 31 Abrams-Panzer und acht Bergungsfahrzeuge“. Als Quelle nannte er einen US-Beamten.

Zuvor hatte schon das „Wall Street Journal“ berichtet, dass eine US-Ankündigung über die Zusage „einer größeren Anzahl“ der M1 Abrams noch diese Woche kommen könnte. US-Präsident Joe Biden neige nun dazu, der Ukraine eine „bedeutende Zahl“ von Abrams-Panzern zu überlassen, hieß es. Weder das Weiße Haus noch das Pentagon bestätigten am Dienstag offiziell die Meldungen.

Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Lieferung der Abrams-Panzer dafür zur Bedingung gemacht habe. Berlin und Washington hatten diese Berichte zurückgewiesen.

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Am Dienstagabend war aus Koalitionskreisen bekannt geworden, dass die Bundesregierung nach wochenlangem Hin und Her deutsche Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine liefern und dies auch den Bündnispartnern erlauben will. Das Kanzleramt äußerte sich bisher nicht dazu.

Damit zeichnet sich nach wochenlangen Diskussionen eine größere Allianz zur Unterstützung der Ukraine mit Kampfpanzern westlicher Bauart ab. Großbritannien hatte bereits 14 ihrer Challenger-Panzer zugesagt. 

Wurzeln in gescheitertem deutsch-amerikanischen Projekt

Noch in der vergangenen Woche hatte US-Verteidigungsstaatssekretär Colin Kahl einer Lieferung von Abrams-Panzern an die Ukraine eine Absage erteilt. Der Panzer sei zu teuer, erfordere eine aufwändige Ausbildung, sei schwierig in der Wartung und verbrauche mit seinem Turbinenantrieb sehr viel Treibstoff, argumentierte er.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin wolle den Ukrainern keine Waffen liefern, „die sie nicht reparieren können, die sie nicht unterhalten können und die sie sich langfristig nicht leisten können, weil das nicht hilfreich ist“, sagte Kahl. Endgültig schloss er eine Abrams-Lieferung aber nicht aus.

Der nach dem US-General Creighton Abrams benannte Panzer wurde in den 1970er Jahren entwickelt und 1980 in Dienst gestellt. Er geht ironischerweise ebenso wie der Leopard-2-Panzer auf ein gescheitertes deutsch-amerikanisches Projekt zur Entwicklung eines gemeinsamen Kampfpanzers in den 1960er Jahren zurück.

Der vom Rüstungskonzern General Dynamics produzierte Abrams gilt in seiner neuesten Ausführung als einer der modernsten Panzer weltweit. Der Turbinenantrieb mit einer Stärke von 1500 PS bringt den Panzer auf eine Höchstgeschwindigkeit von 68 Kilometern pro Stunde, Hauptwaffe ist eine 120-mm-Kanone. Der Panzer ist allerdings mit einem Gewicht von knapp 67 Tonnen sehr schwer und schluckt gewaltige Mengen Treibstoff.

Im Verlauf der Jahrzehnte haben die USA den Abrams an Australien, Ägypten, den Irak, Marokko, Kuwait und Saudi-Arabien verkauft. Im vergangenen Jahr bestellte Polen dann 250 Abrams-Panzer, und erst vor wenigen Wochen besiegelte die Regierung in Warschau eine weitere Bestellung von 116 der Panzer älterer Bauart, die schneller geliefert werden können.

Ukraine will mit Kampfpanzern in die Offensive kommen

Seit Monaten fordert die Ukraine Kampfpanzer westlicher Bauart für den Kampf gegen die russischen Angreifer. Die erste offizielle Anfrage bei der Bundesregierung erfolgte schon eine Woche nach Kriegsbeginn Anfang März vergangenen Jahres. 

Die Frontlinie in der Ostukraine hat sich seit Wochen kaum noch bewegt. Mit den Kampfpanzern hofft die Ukraine nun, wieder in die Offensive zu kommen und weiteres Gelände zurückzuerobern. Gleichzeitig wird für das Frühjahr eine Offensive Russlands befürchtet.

Es wird erwartet, dass sich am Mittwoch die Panzer-Pläne der USA und Deutschlands konkretisieren. Die Bundesregierung will laut „Spiegel“, mindestens eine Kompanie mit der Version Leopard 2A6 aus Beständen der Bundeswehr ausstatten. Dafür wären 14 der Waffensysteme nötig. Das Kanzleramt äußerte sich aber zunächst nicht zu den Berichten.

Bundeskanzler Scholz stand in der Frage der Leopard-Lieferungen seit Wochen in der Kritik - vorgeworfen wird ihm ein zu zögerliches Vorgehen. Die Regierung begründete ihr Vorgehen unter anderem mit dem Risiko einer Eskalation und der nötigen internationalen Abstimmung.

Ganz konkret unter Zugzwang stand Scholz seit Dienstag wegen eines offiziellen Exportantrags der polnischen Regierung. Polen macht in der Diskussion um die Kampfpanzer-Lieferungen schon seit längerem Druck auf Deutschland. Bereits in der vorvergangenen Woche hatte Präsident Andrzej Duda verkündet, man wolle der Ukraine 14 Leopard-Kampfpanzer überlassen.

Polen will breite Koalition - Tschechien will nicht verzichten

Von den 14 europäischen Staaten, die Leopard-Panzer haben, hatte neben Polen bisher nur Finnland öffentlich Bereitschaft signalisiert, einige Exemplare abzugeben.

Am Dienstag zeigte sich dann auch der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte offen dafür, 18 von Deutschland geleaste Leopard-2-Panzer der Ukraine zur Verfügung zu stellen. „Wir haben sie geleast, das heißt, dass wir sie kaufen können, das heißt, dass wir sie spenden können“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch) und einigen weiteren internationalen Medien in Brüssel.

Tschechien kündigte am Dienstag an, nicht zugunsten der Ukraine auf die Leopard-2-Kampfpanzer verzichten zu wollen, die Deutschland im Zuge eines Ringtauschs zugesagt hat. „Es ist jetzt nicht möglich, die Leoparden weiterzuschicken, weil wir diese Panzer für unsere Sicherheit brauchen“, sagte der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala der dpa nach einem Treffen mit Scholz in Berlin.

Tschechien hatte der Ukraine im vergangenen Jahr Dutzende T-72-Kampfpanzer sowjetischer Bauart zur Verfügung gestellt. Die Bundesregierung sagte der Regierung in Prag dafür im Zuge des sogenannten Ringtauschs 14 Leopard-2-Panzer und einen Bergepanzer zu. Der erste Leopard wurde im vergangenen Dezember geliefert. (dpa, Reuters)

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