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Kämpfe in Region Kursk dauern an: Ukraine hat wohl Gazprom-Anlage in Grenzregion eingenommen
Wegen des ukrainischen Gegenangriffs im russischen Gebiet Kursk gilt in Russland der nationale Notstand. Freitagabend soll eine Gazprom-Anlage und die Stadt Sudscha eingenommen worden sein.
Stand:
Ukrainische Soldaten sollen die Kontrolle über eine Anlage des Gaskonzerns Gazprom in der russischen Region Kursk erlangt haben. Das legt ein von ukrainischen Medien veröffentlichtes Video nahe. Die russische Stadt Sudscha und die sich darin befindende Anlage seien eingenommen worden, erklärten ukrainische Soldaten in der Aufnahme. Unabhängig zu prüfen sind die Angaben bisher nicht.
Die ukrainischen Streitkräfte kämpfen seit Dienstag im Gebiet Kursk. Die russischen Behörden stuften den bereits geltenden Ausnahmezustand in der russischen Grenzregion zur Ukraine zu einem nationalen Notstand hoch.
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Angriff auf russischen Militärkonvoi
Der ukrainische Vorstoß auf russischem Staatsgebiet hat für die russische Bevölkerung merkliche Folgen. In der Stadt Kurtschatow nahe dem russischen Atomkraftwerk Kursk ist russischen Angaben zufolge am Freitagabend der Strom ausgefallen. Ein Umspannwerk sei von Trümmern einer ukrainischen Drohne getroffen worden, erklärt Regionalgouverneur Alexej Smirnow.
Das Kraftwerk Kursk ist eines der größten Kernkraftwerke Russlands. Ukrainische Truppen sind in den vergangenen Tagen in dessen Nähe vorgedrungen.
Auch an anderen Orten in Kursk melden die ukrainischen Kräfte Vorstöße. Ein in den sozialen Medien am Freitag veröffentlichtes und von der Nachrichtenagentur Reuters nach eigenen Angaben verifiziertes Video zeigt einen Konvoi ausgebrannter russischer Militärlastwagen. Sie stehen darin entlang einer Autobahn.
Auf dem Video sind etwa 14 Lastwagen zu sehen, darunter einer mit der Kennzeichnung Z. Dies ist das in Russland gebräuchliche Symbol für die dort als „spezielle Militäroperation“ bezeichnete russische Invasion der Ukraine.
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Bei Kursk sollen viele Russen getötet worden sein
Reuters schreibt, anhand von Gebäuden, Bäumen und Straßenverläufen habe man den Ort der Aufnahme als das Dorf Oktjabrskoje verifizieren können. Es war jedoch nicht festzustellen, wann genau das Video gedreht wurde.
Blogger berichten, ukrainische Artillerie habe den Konvoi angegriffen. Es habe viele Opfer gegeben. Auf Videos sind dutzende mutmaßliche verletzte oder tote Soldaten am Straßenrand und auf Lkw zu erkennen.

© Reuters
Beim Sender ntv heißt es online, mittlerweile gibt es Berichte, dass der Zivilist, der die zerstörten Militärfahrzeuge gefilmt und auf Telegram verbreitet habe, vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB festgenommen worden sei. Es soll sich um einen 48-jährigen Russen handeln, der in der Ortschaft Oktyabrskoje lebt.
Auch das Portal Nexta will sowohl die Echtheit als auch den Standort des Videos bestätigt haben können. Bei X heißt es, „dass jeder dieser Lastwagen bis zu 35 voll ausgerüstete Soldaten transportieren kann“. Sollten die Lkw voll besetzt gewesen sein, könnte Russland könnte allein dort in einer Nacht knapp 500 Soldaten verloren haben. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.
In Kursk waren am Dienstagmorgen bei einem der größten ukrainischen Gegenangriffe auf russisches Territorium in dem seit 24. Februar 2022 dauernden Krieg nach russischen Angaben rund 1000 ukrainische Soldaten eingedrungen. Sie hätten die Staatsgrenze mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen überquert und seien von Drohnenschwärmen und Artilleriefeuer gedeckt worden.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den Vorstoß als Provokation bezeichnet. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte am Donnerstag die ukrainische Armee. „Jeder kann sehen, dass die ukrainische Armee weiß, wie man überrascht. Und wie man Ergebnisse erzielt.“
Mutmaßlich deutsche „Marder“-Schützenpanzern in Kursk verwendet
In dem Militärbericht aus Moskau hieß es am Freitag, mit Flugzeugen und Artillerie seien ukrainische Versuche, tief ins Gebiet Kursk vorzudringen, zurückgeschlagen worden.
Seit Beginn des ukrainischen Angriffs am Dienstag hätten die Truppen Kiews bis zu 945 Soldaten und 102 Stück Panzertechnik verloren, darunter zwölf Panzer. Die Rede war auch von westlicher Militärtechnik. Zerstört worden seien etwa fünf Radschützenpanzer vom US-Typ Stryker.
Moskau beordert Verstärkung für Truppen in Kursk
Am Freitag hieß es, das Verteidigungsministerium in Moskau entsende Einheiten zur Verstärkung seiner Streitkräfte. Kolonnen mit Grad-Mehrfachraketenwerfern, Artillerie und Panzern würden in die Region verlegt, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Ministerium.
Von deutscher Technik war in dem Bulletin keine Rede. Medienberichten zufolge nutzt die ukrainische Seite bei dem Vorstoß in der Region Kursk auch von Deutschland gelieferte Waffen. So berichtete etwa die „Bild“-Zeitung von mehreren Schützenpanzern des Typs „Marder“. Zu den Berichten wollte sich die Bundesregierung nicht konkret äußern.
Die russischen Militärangaben sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Nach Darstellung des Ministeriums gab es Kämpfe in mehreren Siedlungen des Gebiets Kursk, darunter auch im westlichen Teil der Stadt Sudscha.
Allein innerhalb von 24 Stunden hätten die ukrainischen Streitkräfte 280 Mann und 27 Einheiten Technik verloren. Zu den Verlusten auf russischer Seite gab es keine offiziellen Angaben, Militärblogger bestätigten aber den Tod vieler Soldaten.
Russland versetzte nach Angaben des Ministeriums auch dem benachbarten ukrainischen Gebiet Sumy Luft- und Raketenschläge. „Die Operation zur Vernichtung der Gruppierungen der Streitkräfte der Ukraine wird fortgesetzt“, teilte die Behörde mit.
Russland hat den Krieg in unser Land gebracht und soll spüren, was es getan hat.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine
In der Ukraine hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen in Kiew verbreiteten Videobotschaft gesagt: „Russland hat den Krieg in unser Land gebracht und soll spüren, was es getan hat.“ Den Vorstoß bei Kiew erwähnte er nicht explizit.
Die Ukraine verteidigt sich seit fast zweieinhalb Jahren gegen den russischen Angriffskrieg und hat im Zuge ihres Abwehrkampfes immer wieder auch mit Drohnen und Raketen den Nachbarstaat attackiert. Eine große Bodenoperation regulärer Truppen wie derzeit in Kursk gibt es zum ersten Mal.
Rückhalt aus FDP und CDU für Angriff bei Kursk
Der Vorstoß der ukrainischen Armee in der russischen Region Kursk findet in Deutschland Rückendeckung bei Politikern von FDP und CDU. Zum Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung gehöre auch das Recht, „den Feind auf dessen Territorium anzugreifen“, sagte die FDP-Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Strack-Zimmermann sagte, die Ukraine halte sich „bisher an alle Absprachen, die die Geberländer ihnen vorgeben“. Sie sei froh darüber, dass die EU voll und ganz hinter den Bemühungen der Ukraine stehe, ihre territoriale Integrität und Souveränität wiederherzustellen und die illegale Aggression Russland zu bekämpfen, fügte Strack-Zimmermann hinzu.
Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter stufte die ukrainischen Gegenangriffe auf russischem Staatsgebiet ebenfalls als „völkerrechtlich legitim“ ein. Das Vorgehen sei durch Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen gedeckt, sagte er im RBB-Inforadio. Demnach dürfe sich der Angegriffene wehren, auch auf dem Territorium des Aggressors.
Weiter sagte Kiesewetter zu den ukrainischen Angriffen auf Grenzgebiete Russlands: „Wir kennen ja die eigentlichen Ziele dahinter nicht. Ich vermute, dass es darum geht, russische Kräfte zu binden.“ Möglicherweise versuchten die Ukrainer, russische Pläne zu durchkreuzen, die ukrainischen Großstädte Charkiw oder Sumi anzugreifen.
Eventuell versuche die ukrainische Regierung auch, gegenüber der eigenen Bevölkerung ein Zeichen zu setzen und zu demonstrieren, dass die Streitkräfte des Landes in der Lage seien, militärische Erfolge zu erzielen. (mit dpa)
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