
© AFP/Getty Images/Bill Pugliano
„Kugel für die Demokratie eingefangen“: Trump lobt sich nach dem Attentat – und spottet über Biden
Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner macht sich über den Streit der Demokraten um den Amtsinhaber lustig. Er behauptet, er sei kein Extremist – und bewundert Chinas Machthaber.
Stand:
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat bei seinem ersten Wahlkampfauftritt seit dem auf ihn verübten Attentat Bedenken zurückgewiesen, er sei eine Bedrohung für die Demokratie. „Letzte Woche habe ich mir eine Kugel für die Demokratie eingefangen“, sagte Trump vor Anhängern im US-Bundesstaat Michigan am Samstag (Ortszeit). „Ich bin ganz und gar kein Extremist“, fügte der Ex-Präsident hinzu.
Trump wies bei der Veranstaltungen Verbindungen zum „Project 2025“ zurück, ein radikales Programm der ultrakonservativen Heritage Foundation für einen kompletten Umbau des Regierungsapparats und eine drastische konservative Wende.
Zudem machte der Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei über die Rivalen der Demokratischen Partei lustig, die derzeit über einen möglichen Verzicht von Präsident Joe Biden auf eine weitere Kandidatur diskutieren. „Sie haben keine Ahnung, wer ihr Kandidat ist“, sagte Trump vor rund 12.000 Anhängern.
Ich stehe nur durch die Gnade des allmächtigen Gottes vor euch.
Donald Trump, Präsidentschaftskandidat der Republikaner
Biden habe die Vorwahlen gewonnen – „und jetzt wollen sie es ihm wegnehmen“, argumentierte Trump. Für die Republikaner sagte der Ex-Präsident einen „monumentalen Erdrutschsieg“ bei der Wahl im November voraus.
Der 81-Jährige Biden steht wegen seines Alters und Zweifeln an seiner geistigen Fitness jedoch massiv unter Druck. Eine wachsende Zahl von Parteikollegen ruft Biden öffentlich auf, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen.
Biden, der sich derzeit wegen einer Corona-Infektion in seinem Privathaus in Rehoboth Beach im Bundesstaat Delaware isoliert und öffentlich nicht auftritt, gibt sich nach außen hin bislang unbeeindruckt von der parteiinternen Rebellion und kündigte für die kommende Woche seine Rückkehr auf die Wahlkampf-Bühne an. US-Medien zufolge schließt der 81-Jährige angesichts des enormen Widerstandes in den eigenen Reihen insgeheim einen Ausstieg aus dem Rennen aber nicht mehr kategorisch aus.
In seiner feurigen, aber typisch abschweifenden Rede legte der Präsidentschaftskandidat seine kompromisslosen Ansichten zur Einwanderung dar und verbreitete gleichzeitig Unwahrheiten über die Kriminalität von Migranten. Er brachte auch seine Bewunderung für ausländische Autokraten zum Ausdruck, darunter den „brillanten“ chinesischen Präsidenten Xi Jinping, den er dafür lobte, dass er „1,4 Milliarden Menschen mit eiserner Faust“ kontrolliere.
Es war Trumps erster Wahlkampfauftritt nach dem Attentat am vorigen Samstag und sein erster nach seiner offiziellen Kür zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner auf dem Parteitag diese Woche. Trump hatte das Attentat bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler im Bundesstaat Pennsylvania knapp überlebt.
Der 78-Jährige wurde von einer Kugel leicht am Ohr verletzt. Am Samstag trug er ein kleines, hautfarbenes Pflaster am rechten Ohr. „Ich stehe nur durch die Gnade des allmächtigen Gottes vor euch“, sagte Trump in Grand Rapids.
Trump nennt Bidens Vize Harris „durchgeknallt“
Trump ignorierte die nach dem Attentat selbst auferlegte Zurückhaltung und seinen Aufruf zur Einigkeit und verfiel wie gewohnt in spaltende Rhetorik. Er stieß Beleidigungen und Beschimpfungen aus, nannte Biden „dumm“ und einen „schwachen alten Mann“ und bezeichnete Vizepräsidentin Harris als „verrückt“ und „durchgeknallt“. Die einflussreiche Demokratin Nancy Pelosi verglich er mit einem Hund und einer Bettwanze.
Bidens Wahlkampfteam tat Trumps Rede mit den Worten ab, dieser „gehe mit denselben Lügen hausieren“ und führe „die gleiche Kampagne der Rache und Vergeltung“.
Es war auch der erste Wahlkampfauftritt Trumps mit seinem Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance. Bei einem Nominierungsparteitag der Republikaner in Milwaukee hatten die Delegierten die beiden vor wenigen Tagen offiziell zum Kandidaten-Duo für die Präsidentenwahl im November gekürt. „Ich habe die richtige Wahl getroffen“, sagte Trump über seinen neuen Kompagnon. „Er ist so gut.“
Trump lobt seinen Vize Vance
Trump schwärmte über das Treffen seiner Partei in Milwaukee. „Es war wie ein großes, schönes, viertägiges Fest der Liebe.“ Es habe keinen Streit gegeben, kein Geschrei, kein Gebrüll.
Vance, US-Senator aus Ohio, wärmte die Menge vor dem Auftritt des Ex-Präsidenten auf und teilte gegen Vizepräsidentin Harris aus. „Ich habe im Marine Corps der Vereinigten Staaten gedient und ein Unternehmen aufgebaut. Was zum Teufel haben Sie getan, außer einen Scheck zu kassieren?“, fragte Vance an Harris gerichtet.
Berichten zufolge waren die Sicherheitsmaßnahmen am Veranstaltungsort in der Van Andel Arena in Grand Rapids sehr streng. Es gab allerdings wenige sichtbare Hinweise auf eine stärkere Präsenz von Sicherheitskräften.
Nach dem Attentat hatte es Kritik am Secret Service gegeben, der für den Schutz amtierender und ehemaliger Präsidenten zuständig ist. (AFP, dpa, Reuters)
- China
- Coronavirus
- Donald Trump
- J. D. Vance
- Joe Biden
- Kamala Harris
- Migration
- US-Demokraten
- US-Republikaner
- Xi Jinping
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: