
© dpa/Abdel Kareem Hana
„Verstoß gegen Abkommen“: Hamas will heute nur 4 tote Geiseln übergeben – Israels Verteidigungsminister kritisiert Verzögerung
Trump in Scharm el-Scheich eingetroffen + Gipfeltreffen zum Gaza-Abkommen in Ägypten läuft – Netanjahu nicht dabei + Großbritannien bereit zur Überwachung von Waffenruhe + Der Newsblog.
Stand:
Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 mit etwa 1200 Todesopfern und mehr als 3000 Verletzten führte Israel Krieg gegen die Terrororganisation im Gazastreifen. Dabei wurden mehr als 61.000 Menschen getötet. Am vergangenen Freitag ist eine Waffenruhe in Kraft getreten, im Rahmen eines Abkommens sollen die verbliebenen Geiseln nun freigelassen werden. Alle aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten finden Sie in unserem Newsblog.
Hinweis: Angaben der Regierungen und Armeen sowie Bilder und Videos aus der Region lassen sich oft nicht endgültig verifizieren. Wir geben sie dennoch mit einem entsprechenden Hinweis wieder, um einen möglichst detaillierten Blick auf die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten zu vermitteln.
Update 16:46 Uhr: Hamas kündigt Übergabe von nur vier toten Geiseln an – Verteidigungsminister spricht von Verstoß gegen Abkommen
Der bewaffnete Arm der Hamas bestätigt, am Montag die Leichen von nur vier Geiseln zu übergeben. Die Terrororganisation veröffentliche auf Telegram die Namen von vier Menschen, deren sterbliche Überreste im Rahmen eines Deals übergeben werden sollten. Darunter war auch ein Student aus Nepal. Insgesamt soll es noch 28 tote Geiseln um Gazastreifen geben.
Die Angehörigen der Geiseln haben offenbar schon zuvor davon erfahren. Sie seien schockiert und bestürzt, teilte das Forum der Geiselfamilien mit und forderte die israelische Regierung und die Vermittler auf, Maßnahmen zu ergreifen, „um diese schwere Ungerechtigkeit zu korrigieren“. „Die Vermittler müssen die Bedingungen der Vereinbarung durchsetzen und sicherstellen, dass die Hamas für diesen Verstoß einen Preis zahlt.“
Das israelische Militär war jedoch nicht davon ausgegangen, dass heute alle Leichen übergeben werden können. So hatte es das Abkommen zwischen Israel und der Hamas eigentlich vorgesehen, heiße es.
Mittlerweile hat sich auch Verteidigungsminister Israel Katz dazu geäußert und bezeichnet die Ankündigung der Hamas als Verstoß gegen das Abkommen. „Jede Verzögerung oder absichtliche Vermeidung werde als grober Verstoß gegen das Abkommen gewertet und entsprechend beantwortet“, schreibt Katz auf der Plattform X.
Dem Abkommen zufolge sollen innerhalb von 72 Stunden nach dem Abzug des Militärs alle 48 Geiseln – 20 Lebende und 28 Tote – übergeben werden. Die Hamas hatte zuvor erklärt, die Bergung einiger Leichen könne länger dauern, da nicht alle Grabstätten bekannt seien.
Nach Angaben der israelischen Regierung wurde ein internationales Gremium eingerichtet, um die sterblichen Überreste der Geiseln im Gazastreifen ausfindig zu machen, die am Montag nicht übergeben werden sollten. (dpa/Reuters)
Rotes Kreuz fährt zu Übergabe toter Geiseln im Gazastreifen
Vertreter des Roten Kreuzes sind nach Angaben der israelischen Armee am Montag in Richtung eines Treffpunkts im Gazastreifen gefahren, um dort die sterblichen Überreste mehrerer toter Geiseln entgegenzunehmen. Laut vorliegenden Informationen sollten dem Roten Kreuz an einem Treffpunkt im Süden des Palästinensergebietes mehrere Särge mit den Leichen von Geiseln übergeben werden, erklärte die Armee. (AFP)
Trump zu Nahost-Gipfel in Scharm el-Scheich eingetroffen
US-Präsident Donald Trump ist zum Nahost-Gipfeltreffen im ägyptischen Scharm el-Scheich eingetroffen. Trump landete am Montagnachmittag mit mehr als dreieinhalb Stunden Verspätung. Der US-Präsident richtet in der Stadt am Roten Meer gemeinsam mit dem ägyptischen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi das Gipfeltreffen zum Gazastreifen aus, an dem Staats- und Regierungschefs aus 31 Staaten teilnehmen. (AFP)

Türkei: Netanjahu auf Initiative Ankaras nicht nach Ägypten gereist
Nach türkischer Darstellung hat maßgeblich Ankara die Teilnahme des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Gipfel in Ägypten verhindert. „Auf Initiative von Präsident Recep Tayyip Erdogan, durch die diplomatischen Bemühungen der Türkei und mit Unterstützung der anderen Staats- und Regierungschefs nahm Netanjahu nicht an dem Treffen in Ägypten teil“, teilte ein türkischer Regierungsvertreter der Deutschen Presse-Agentur mit. Israel stellte die Situation anders dar.
Am Mittag hatten das ägyptische Präsidialamt die Teilnahme Netanjahus verkündet. Wenig später dementierte das Büro von Ministerpräsident Netanjahu. Dieser habe US-Präsident Donald Trump für eine Einladung nach Ägypten gedankt, könne aber wegen Zeitdrucks vor dem jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) die Reise nicht antreten, hieß es in der Mitteilung. (dpa)
EU fordert Platz in „Friedensrat“ zur Überwachung einer künftigen Übergangsregierung
Die EU beansprucht einen Platz in dem geplanten Gremium zur Überwachung einer künftigen Übergangsregierung für den Gazastreifen. „Wir sind in der Tat der Auffassung, dass Europa eine wichtige Rolle zu spielen hat und dass wir Teil davon sein sollten“, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas in der Brüssel.
Als Gründe für die geforderte Einbeziehung in den sogenannten Friedensrat unter Vorsitz von US-Präsident Donald Trump nannte er unter anderem die enormen EU-Finanzhilfen für die Palästinenser und die geplante Entsendung von Grenzschutzexperten nach Rafah.
Letztere sollen es nach Angaben des Sprechers von Mittwoch an ermöglichen, den Grenzübergang zwischen Gaza und Ägypten wieder zu öffnen. Auf Grundlage einer Einigung der Konfliktparteien könnten dort dann ausgewählte Personen ein- und ausreisen, einschließlich solche, die medizinische Versorgung benötigten, erklärte er.
Die Einrichtung des Friedensrats ist einer der 20 Punkte von Trumps Gaza-Friedensplan. In ihm ist vorgesehen, dass Gaza künftig erst einmal von einer Übergangsregierung eines technokratischen, unpolitischen palästinensischen Komitees verwaltet wird.
Dieses Komitee soll sich aus qualifizierten Palästinensern und internationalen Experten zusammensetzen und von einem neuen internationalen Übergangsgremium, dem „Board of Peace“, beaufsichtigt und überwacht werden, dessen Vorsitz Trump übernehmen will. Weitere Mitglieder sollen noch bekanntgegeben werden. Mit dabei sein soll auch der frühere britische Premierminister Tony Blair.
Das Gremium wird sich den Planungen zufolge auch um die Finanzierung für den Wiederaufbau Gazas kümmern, bis die Palästinensische Autonomiebehörde ihr Reformprogramm abgeschlossen hat und die Kontrolle über Gaza sicher und effektiv zurückgewinnen kann. (dpa)
Merz sieht Prozess für „dauerhaften Frieden“
Kanzler Friedrich Merz hat die Vereinbarung eines Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und der Hamas als Beginn eines Prozesses bezeichnet, „der in der Region dauerhafte Stabilität und einen dauerhaften Frieden ermöglichen kann“. Deutschland stehe immer an der Seite Israels, betonte Merz in Scharm el-Scheich. „Das war immer so und das wird auch immer so bleiben.“
Gerade deshalb biete Deutschland an, mitzuhelfen, in der Region die Voraussetzungen für eine dauerhafte Friedenslösung zu schaffen. Er sei sehr erleichtert, dass die Hamas die 20 überlebenden Geiseln freigelassen habe, unter denen vier Deutsche seien. Er habe große Dankbarkeit gegenüber denen, die dies möglich gemacht haben - Merz nannte die USA, Ägypten, die Türkei und Katar. (Reuters)
US-Präsident Donald Trump hat den israelischen Präsidenten Isaac Herzog aufgefordert, Regierungschef Benjamin Netanjahu zu begnadigen, der wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht steht. „Zigarren und etwas Champagner - wen kümmert das schon?“, sagt Trump bei seiner Rede vor dem israelischen Parlament mit Blick auf die Betrugsvorwürfe. Netanjahu bestreitet die Anklagepunkte. (Reuters)
Humanitäre Lage in Gaza wird sich nach Einschätzung des Roten Kreuzes nur langsam bessern
Die humanitäre Krise im Gaza-Streifen wird sich laut dem Leiter für Internationale Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz, Christof Johnen, selbst bei einer vollumfänglichen Wiederaufnahme der Hilfe nur langsam entspannen. „Es wird sicherlich noch Wochen dauern, bis wenigstens eine Grundversorgung der Menschen wieder gesichert ist, also sie in halbwegs ausreichender Menge zu essen haben“, sagte Johnen dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. Es gebe eine „unfassbare Verzweiflung und tiefe Trauer“ in dem Gebiet, betonte Johnen: „Und es wird eine gewisse Zeit dauern, bis zumindest die materielle Hilfe auch überall im Gaza-Streifen ankommt.“ (epd)


154 aus israelischer Haft entlassene Palästinenser sind nach Angaben der Hamas in Ägypten angekommen. Zuvor hieß es, Israel wolle diese Gruppe abschieben. Sie sollten Israel und die Palästinensergebiete verlassen, sagte ein an der Aktion beteiligter Vertreter. (Reuters)
Zwischenfall in der Knesset
Bei Trumps Ansprache kam es im israelischen Parlament zu
einem Zwischenfall. Zwei Abgeordnete einer linksorientierten
Oppositionspartei wurden plötzlich unter großem Geschrei von Sicherheitskräften
aus dem Saal entfernt. Die israelische Nachrichtenseite „ynet“ berichtete, sie
hätten Schilder in die Höhe gehalten, auf denen die Anerkennung eines
unabhängigen palästinensischen Staates gefordert worden sei. Trump sagte zu der
Entfernung der Störer: „Das war sehr effizient.“ (dpa)
Führende Geisel-Aktivistin sieht Sohn wieder
Eine der führenden Figuren der Protestbewegung der israelischen Geiselfamilien hat ihren Sohn nach seiner Freilassung durch die Hamas wieder in die Arme geschlossen. Israelische Medien veröffentlichten ein Video von dem emotionalen Wiedersehen der Aktivistin Einav Zangauker und ihrem Sohn Matan. „Mein Leben, mein Leben“, sagt sie ihm dabei immer wieder, während sie ihn umarmt. „Du bist ein Champion, du bist ein Held.“
Zangauker hatten sich seit seiner Entführung durch Terroristen der Hamas am 7. Oktober 2023 unermüdlich für seine Freilassung eingesetzt. Sie wurde dabei auch als scharfe Kritikerin des Vorgehens der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekannt. (dpa)

Gipfeltreffen zum Gaza-Abkommen in Ägypten läuft an
In Ägypten läuft zeitgleich zu US-Präsident Donald Trumps Besuch in Israel das Gipfeltreffen zum Gaza-Krieg an. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi empfing in Scharm el Scheich unter anderem den Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.
In dem Ort auf der Sinai-Halbinsel trafen auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ein. Auch Trump wird dort am Nachmittag erwartet. Dieser verspätet sich, weil sein Besuch in Israel derzeit länger dauert als geplant war. (dpa, Tsp)

Großbritannien bereit zur Überwachung von Gaza-Waffenruhe
Großbritannien ist bereit, bei der Überwachung einer Waffenruhe im Gazastreifen und der Entwaffnung der Hamas zu helfen. „Wir, das Vereinigte Königreich, stehen bereit, unsere Rolle voll zu spielen“, sagt Premierminister Keir Starmer im ägyptischen Scharm el-Scheich. Dies gelte insbesondere für die Überwachung der Waffenruhe sowie die Zerstörung der Fähigkeiten und Waffen der Hamas. (Reuters)
Trump sieht neue Ära im Nahem Osten
US-Präsident Donald Trump sieht mit dem Gaza-Abkommen eine neue Ära des Friedens im Nahen Osten anbrechen. Dieser Tag markiere nicht nur das Ende eines Krieges, sondern auch „das Ende einer Zeit von Terror und Tod“, sagte Trump beim Auftritt im israelischen Parlament, der Knesset. Es sei der Beginn einer „dauerhaften Harmonie“ für Israel und andere Länder, der Beginn eines neuen Nahen Ostens. (dpa)
Die Bundesregierung dringt auf einen sofortigen und umfassenden Zugang zum Gaza-Streifen, um den Menschen Hilfe zu leisten. „Das muss jetzt sofort losgehen“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Montag in Berlin. Es sei weniger eine Frage des Materials, sondern vor allem gehe es um den Zugang und den Transport der Hilfsgüter. In Lagern in den Nachbarländern stünden humanitäre Güter bereit, mit denen man den Gaza-Streifen mehr als drei Monate lang versorgen könne, sagte der Sprecher. (dpa)
Freigelassene Palästinenser in Ramallah empfangen
Erste Israel freigelassene palästinensische Häftlinge sind in Ramallah von ihren Familien empfangen worden, wie das Medienbüro der Gefangenen mitteilte.
Insgesamt soll Israel nach der Vereinbarung über eine Waffenruhe mit der Hamas rund 1700 im Gazastreifen festgenommene Palästinenser und rund 250 zu teils lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilte Häftlinge freilassen. Kurz vor der Abfahrt setzten israelische Sicherheitskräfte Tränengas gegen Wartende und Journalisten ein, wie Fernsehbilder zeigten. (Reuters, dpa)


Guterres „zutiefst erleichtert“ über Geiselfreilassungen
UN-Generalsekretär António Guterres hat sich erleichtert über die Freilassung israelischer Geiseln aus dem Gazastreifen gezeigt. Er sei „zutiefst erleichtert“, dass die Betroffenen nach „immensem Leid“ ihre Freiheit zurückerlangt hätten und bald mit ihren Lieben vereint seien, schrieb er auf X.
Der UN-Chef bekräftigte zugleich seinen Appell, auch die sterblichen Überreste der getöteten Geiseln freizugeben. Er rief alle Konfliktparteien dazu auf, auf den erzielten Fortschritten aufzubauen und ihre Verpflichtungen aus der Waffenruhe einzuhalten, um „den Alptraum in Gaza zu beenden“. Die UN unterstützten alle Anstrengungen, um den Konflikt in Gaza zu beenden und das Leid der Zivilisten zu lindern. (dpa)
Hamas kündigt Fortsetzung des Kampfes gegen Israel an
Nach der Freilassung der letzten Geiseln hat die islamistische Terrororganisation Hamas die Fortsetzung ihres Kampfes gegen Israel angekündigt. Die Frage der palästinensischen Häftlinge werde für das palästinensische Volk und seinen Widerstand weiterhin höchste Priorität haben, hieß es in einer Mitteilung der Hamas.
„Das palästinensische Volk wird nicht ruhen, bis der letzte Gefangene aus den Gefängnissen der neuen Nazis befreit ist und die Besatzung von unserem Land und unseren heiligen Stätten entfernt ist“, schrieb die Hamas weiter. (dpa)
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