
© dpa/Abdel Kareem Hana
Trotz Waffenruhe neue Eskalation der Gewalt: Hamas-Delegation zu Gesprächen mit USA, Katar und Ägypten in Kairo
Schwere Zusammenstöße von Polizei und pro-palästinensischen Demonstranten in Bologna + Vier Tote bei israelischem Luftangriff in Gaza + Iran fordert Akw-Inspektionserlaubnis + Der Newsblog.
Stand:
Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 mit etwa 1200 Todesopfern und mehr als 3000 Verletzten führte Israel Krieg gegen die Terrororganisation im Gazastreifen. Dabei wurden mehr als 61.000 Menschen getötet. Mitte Oktober 2025 ist eine Waffenruhe in Kraft getreten, im Rahmen eines Abkommens sind die verbliebenen Geiseln der Hamas freigelassen worden. Alle aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten finden Sie in unserem Newsblog.
Hinweis: Angaben der Regierungen und Armeen sowie Bilder und Videos aus der Region lassen sich oft nicht endgültig verifizieren. Wir geben sie dennoch mit einem entsprechenden Hinweis wieder, um einen möglichst detaillierten Blick auf die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten zu vermitteln.
Gaza-Eskalation: Hamas-Delegation zu Gesprächen in Kairo
Nach einer erneuten Eskalation der Gewalt im Gazastreifen ist eine Delegation der islamistischen Terrororganisation Hamas zu Gesprächen nach Kairo gekommen. An der Spitze der Delegation stehe Chalil al-Haja, höchstrangiger Hamas-Funktionär im Ausland, hieß es aus Flughafenkreisen in der ägyptischen Hauptstadt.
Vorgesehen sind Gespräche mit den Vermittlern - neben Ägypten auch Katar und die USA - im Konflikt zwischen Israel und der Hamas. Dabei solle es um die jüngste Eskalation trotz der am 10. Oktober in Kraft getretenen Waffenruhe sowie den Übergang zur zweiten Phase des Gaza-Friedensplans von US-Präsident Donald Trump gehen, berichtete der saudische Fernsehsender Al-Hadath. Auch der UN-Sicherheitsrat hatte zuletzt für eine von den USA eingebrachte Resolution zur Absicherung des Plans gestimmt.
Wiederholte gewaltsame Zwischenfälle im Gazastreifen lösten jedoch Sorge um den Fortbestand der fragilen Waffenruhe aus. Allein am Samstag wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza mindestens 22 Menschen bei israelischen Angriffen getötet. Israels Armee sprach von Reaktionen auf palästinensische Verstöße gegen die Waffenruhe und Angriffe auf seine Truppen, die noch mehr als die Hälfte des Küstenstreifens kontrollieren.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte während der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem, Israel werde alles unternehmen, um ein Wiedererstarken der Hamas sowie der libanesischen Hisbollah-Miliz zu verhindern. (dpa)
Netanjahu: Israel wird weiter gegen die Hamas und die Hisbollah vorgehen
Israel wird nach den Worten des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu „alles Notwendige“ tun, um ein Wiedererstarken der Hisbollah im Libanon und der Hamas im Gazastreifen zu verhindern. „Wir bekämpfen den Terrorismus weiterhin an allen Fronten“, sagte Netanjahu am Sonntag bei einer Kabinettsitzung.
„Dieses Wochenende hat die IDF (die israelische Armee) im Libanon angegriffen und wir werden weiterhin alles Notwendige tun“, um zu verhindern, dass die vom Iran unterstützte Schiitenmiliz Hisbollah ihre Bedrohungskapazitäten gegen Israel wieder aufbaue, sagte Netanjahu. „Das ist es auch, was wir im Gazastreifen tun.“ Seit Beginn der Waffenruhe am 10. Oktober habe die islamistische Palästinenserorganisation Hamas nicht aufgehört, dagegen zu verstoßen, „und wir handeln entsprechend“, betonte der Ministerpräsident.
Israel hatte zuletzt mehrere Ziele im benachbarten Libanon angegriffen. Die israelische Armee erklärte am Sonntag, sie habe einen Angriff auf ein hochrangiges Mitglied der Hisbollah-Miliz geflogen. Die Armee teilte mit, sie habe einen „präzisen Luftangriff“ auf einen wichtigen „Hisbollah-Terroristen in Beirut“ ausgeführt. Laut Netanjahus Büro soll er für den Wiederaufbau der Organisation verantwortlich gewesen sein. Das libanesische Gesundheitsministerium erklärte, bei einem israelischen Angriff im Süden Beiruts seien ein Mensch getötet und 21 weitere verletzt worden. (AFP)
Israel billigt Einwanderung Tausender Inder mit jüdischen Wurzeln
Israel will in den kommenden Jahren Tausende Inder aufnehmen, die sich als Nachfahren des biblischen Stammes Menasche sehen. Die Regierung billigte einen entsprechenden Vorschlag des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, wie dessen Büro mitteilte. Demnach sollen bis Ende kommenden Jahres 1.200 der „Bnei Menasche“ aus Nordostindien nach Israel kommen. Bis 2030 sollten es 5.800 Menschen sein. Sie sollten vor allem im Norden Israels angesiedelt werden.
Netanjahu beschrieb die Entscheidung als „wichtig und zionistisch“ und betonte die Stärkung des nördlichen Teils Israels. Die Grenzregion hatte besonders unter dem jüngsten Krieg mit der libanesischen Hisbollah-Miliz gelitten, Zehntausende waren geflohen oder evakuiert worden.
Die Kosten für die Einwanderung bis 2026 belaufen sich umgerechnet auf knapp 24 Millionen Euro, darunter Kosten für Integration in die Arbeitswelt, Unterbringung sowie Hebräischunterricht.
Laut der Mitteilung sind in den vergangenen 20 Jahren bereits rund 4.000 Mitglieder der „Bnei Menasche“ nach Israel gekommen. Die neue Entscheidung soll den gesamten Prozess abschließen. Bnei Menasche bedeutet auf Deutsch „Kinder des Menasche“ oder „Nachkommen des Menasche“.
Es handelt sich um eine jüdische Gemeinschaft, die traditionell im Nordosten Indiens, hauptsächlich in den Bundesstaaten Manipur und Mizoram, lebt. Die Mitglieder dieser Gruppe glauben, von einem der zwölf biblischen Stämme Israels, dem Stamm Menasche, abzustammen. (dpa)
Iran warnt vor möglichen Angriffen auf geistliches Oberhaupt Chamenei
Das iranische Geheimdienstministerium hat vor möglichen ausländischen Angriffen auf das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei gewarnt. Der „Feind“ sehe es darauf ab, Chamenei zu treffen, „manchmal mit Attentaten, manchmal mit feindlichen Angriffen“, sagte Geheimdienstminister Esmail Chatib laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Isna vom Samstag.
Es war unklar, ob sich der Minister auf einen konkreten Vorfall bezog. Die iranischen Behörden sprechen häufig von angeblichen ausländischen Verschwörungen. Äußerungen über Bedrohungen gegen Chamenei gab es zu dem zwölftägigen Krieg zwischen Israel und dem Iran im Juni jedoch selten.
Im Juni hatte Israel den Iran mit dem erklärten Ziel angegriffen, Teheran vom Bau einer Atombombe abzuhalten. Die USA griffen an der Seite Israels in den Krieg ein und bombardierten die iranischen Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan. Nach zwölf Tagen Krieg trat eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran in Kraft.
Auf die Frage nach Berichten, wonach US-Präsident Donald Trump einen israelischen Plan zur Tötung Chameneis aus Furcht vor einer Eskalation des Konflikts zwischen Iran und Israel abgelehnt habe, hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Vergangenheit abwehrend reagiert. Zugleich erklärte er damals, ein solcher Schritt würde „den Konflikt beenden“. Trump erklärte damals, Chamenei sei ein „sehr einfaches“ Ziel und fügte hinzu: „Wir werden ihn nicht ausschalten, zumindest vorerst nicht“.
Der 86-jährige Chamenei ist seit 1989 oberster geistlicher Führer des Iran und hat bei allen Staatsangelegenheiten das letzte Wort. (AFP)
Israel greift Hisbollah-Anführer in Beirut an
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben ein ranghohes Hisbollah-Mitglied in der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. In einer Mitteilung des Militärs war die Rede von einem „gezielten Schlag gegen einen führenden Hisbollah-Terroristen in Beirut“.
Israelische Medien berichteten, Ziel des Angriffs sei der Hisbollah-Führer Haitham Ali Tabatabai gewesen. Es handele sich um die „Nummer zwei“ innerhalb der Hisbollah-Miliz. Dafür gab es zunächst keine offizielle Bestätigung. Die USA hatten 2018 eine Belohnung für seine Ergreifung ausgesetzt. Libanesische Medien berichteten von schwerem Schaden bei einem Angriff in einem südlichen Vorort Beiruts.
Israel und die vom Iran unterstützte Miliz hatten sich im November 2024 nach mehr als einjährigem gegenseitigen Beschuss auf eine Waffenruhe geeinigt. Dennoch greift das israelische Militär immer wieder Ziele im Libanon an. Beide Seiten werfen sich Verstöße gegen die Vereinbarung vor. (dpa)
Offenbar 21 Tote bei neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen
Offenbar vier Tote bei israelischem Luftangriff in Gaza
Krawalle rund um Spiel von Maccabi Tel Aviv in Bologna
Irans Außenminister fordert Inspektionserlaubnis für angegriffene Atomanlagen
Israelische Armee: „13 Hamas-Terroristen“ in Flüchtlingscamp im Libanon getötet
Die israelische Armee hat Anfang der Woche eigenen Angaben zufolge bei einem Angriff auf ein palästinensisches Flüchtlingslager im Libanon „13 Hamas-Terroristen“ getötet. „13 Hamas-Terroristen wurden bei einem präzisen Angriff der IDF auf ein Trainingslager der Organisation im Süden des Libanon eliminiert“, erklärte die Armee am Freitag. Der Angriff ereignete sich den Angaben zufolge am Dienstag.
Unter den Getöteten sei Dschawad Sidawi, „der an der Ausbildung von Terroristen beteiligt war, um Terroranschläge von libanesischem Gebiet aus“ gegen Israel und seine Truppen zu verüben, hieß es weiter. Zur Identität der zwölf anderen Getöteten machte die israelische Armee auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst keine Angaben.
Die Armee „geht gegen Einrichtungen der Hamas im Libanon vor und wird weiterhin gegen Hamas-Terroristen vorgehen, wo auch immer sie operieren“, hieß es in der Erklärung weiter.
Die den Gazastreifen kontrollierende radikalislamische Palästinensergruppe Hamas veröffentlichte am Donnerstag Fotos von 13 jungen Männern. Sie beschrieb den Angriff als „schreckliches Massaker, das zum Tod mehrerer unschuldiger ziviler Märtyrer geführt hat“.
Die israelische Armee veröffentlichte ein Video eines Angriffs auf ein Gebäude. Die Hamas erklärte jedoch, es sei ein Sportplatz angegriffen worden, der von Jugendlichen in dem Camp frequentiert wird. Der Angriff habe somit „eine Gruppe Jungen“ getroffen, die sich dort gerade aufhielten.
Am Dienstag hatte die Hamas zurückgewiesen, dass sie militärische Einrichtungen in palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon habe und Israel „Lügen“ vorgeworfen. Das überfüllte Camp Ain al-Helweh nahe der Küstenstadt Sidon ist das größte palästinensische Flüchtlingslager im Libanon.
Israel setzt trotz einer im November des vergangenen Jahres in Kraft getretenen Waffenruhe zwischen Israel und der pro-iranischen und mit der Hamas verbündeten Hisbollah-Miliz seine Angriffe auf den Libanon weiter fort. (AFP)
UN-Experte wirft Israel Kriegsverbrechen im Libanon vor
Die israelischen Militärangriffe auf Zivilisten im Südlibanon stellen nach Einschätzung eines Sachverständigen der Vereinten Nationen Kriegsverbrechen dar. Die Bombardierung des Flüchtlingslagers Ain al-Hilweh und der Beschuss von UN-Friedenstruppen seien keine isolierten Vorfälle, erklärte der UN-Sonderberichterstatter für außergerichtliche Hinrichtungen, Morris Tidball-Binz, am Freitag in Genf. Israel zeige „völlige Missachtung für den Waffenstillstand und die libanesischen Friedensbemühungen“.
Tidball-Binz verwies auf einen israelischen Drohnenangriff am Dienstag auf das palästinensische Flüchtlingslager Ain al-Hilweh bei Sidon. Bei dem Angriff starben nach UN-Angaben mindestens 14 Menschen, zwölf davon Kinder. Israel hatte den Militärschlag mit Trainingsaktivitäten der Hamas begründet, laut den Vereinten Nationen jedoch ohne konkrete Beweise vorzulegen.
Panzer beschießen BlauhelmeDer UN-Experte führte aus, Israel habe seit Inkrafttreten des Waffenstillstands mit dem Libanon am 27. November 2024 fast täglich Luft- und Drohnenangriffe verübt. Das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen schätzt die Zahl der getöteten Zivilisten auf 127.
Am 16. November schoss ein israelischer Panzer auf eine Patrouille von Blauhelmsoldaten der UN-Friedensmission UNIFIL auf libanesischem Territorium. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich am 26. Oktober. Vorsätzliche Angriffe auf UN-Personal seien ein Kriegsverbrechen nach dem humanitären Völkerrecht, sagte Tidball-Binz. (KNA)
Entwicklungsministerin verurteilt „Siedlerterrorismus“ im Westjordanland
Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) hat die Gewaltvorfälle jüdischer Siedler im Westjordanland „aufs Schärfste“ verurteilt. „Der Siedlerterrorismus im Westjordanland und in Ostjerusalem gehört mit zu den größten Hindernissen für Frieden im Nahen Osten“, erklärte die Ministerin am Freitag. „Der drastische Anstieg der Angriffe israelischer Siedler auf Palästinenser*innen in den vergangenen Wochen ist besonders erschütternd.“
Im Westjordanland hatte es in jüngster Zeit mehrere Fälle von Gewalt zwischen Siedlern und palästinensischen Einwohnern gegeben. „Die israelische Regierung ist in der Pflicht, entschlossen gegen diese Gewaltverbrechen vorzugehen – vor Ort und vor Gericht – und die Prinzipien des Rechtsstaates glaubwürdig durchzusetzen“, erklärte Alabali Radovan.
„An vielen Orten können Palästinenser*innen ihre reifen Oliven nicht mehr ernten – damit werden nicht nur ihr Alltag und ihre Sicherheit bedroht, sondern auch die wirtschaftliche Lebensgrundlage ihrer Familien“, kritisierte die Ministerin weiter. „Die Opfer sind diesen Angriffen häufig schutzlos ausgeliefert.“ (AFP)
Palästinenser bei Zusammenstößen in Ost-Jerusalem erschossen
Bei Zusammenstößen während einer Razzia in Ost-Jerusalem sind zwei Palästinenser getötet worden. Die beiden seien 16 und 18 Jahre alt gewesen und durch Schüsse israelischer Sicherheitskräfte ums Leben gekommen, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Der Vorfall ereignete sich demnach in der Nacht in dem arabisch geprägten Viertel Kafr Akab.
Die israelische Polizei teilte auf Anfrage mit, Einsatzkräfte seien in der Nacht dort gegen Personen in der Gegend vorgegangen, die versucht hätten, den Sicherheitskräften zu schaden und „gewalttätige Ausschreitungen“ zu provozieren. Dutzende warfen demnach Steine und feuerten Feuerwerkskörper auf die Einsatzkräfte. Es seien zudem „heftige Schüsse“ zu hören gewesen. Die Sicherheitskräfte hätten daraufhin auf vier Verdächtige geschossen, die eine Bedrohung für sie dargestellt hätten, hieß es weiter. (dpa)
UN: Hunderttausende Menschen im Gaza-Streifen ohne genügend Essen
Hunderttausende Menschen im Gaza-Streifen benötigten laut dem Welternährungsprogramm (WFP) dringend weiter Lebensmittelhilfe. Seit Beginn des Waffenstillstandes zwischen der Terrorgruppe Hamas und Israel am 10. Oktober habe die UN-Organisation über 40.000 Tonnen Nahrungsmittel in das Palästinensergebiet mit seinen mehr als zwei Millionen Einwohnern gebracht, teilte WFP-Sprecherin Abeer Etefa am Freitag in Genf mit.
Damit seien über 530.000 Menschen erreicht worden, ein Drittel des Monatsziels des WFP. Die vom WFP unterstützten Bäckereien lieferten täglich 160.000 Brotlaibe und erfüllten damit die Tagesziele des UN-Programms.
Küchen stellen 210.000 warme Mahlzeiten bereitEs gebe wieder warme Mahlzeiten. Wobei über 35 öffentliche Küchen täglich 210.000 Mahlzeiten bereitstellten, was etwa der Hälfte des Ziels entspreche. Die digitale Bargeldhilfe erreiche etwa 125.000 Menschen, auch damit sei die Hälfte des angepeilten Ziels erfüllt worden. (epd)
Israels Sicherheitskabinett will Todestrafe-Gesetz offenbar billigen
Unicef zählt seit Waffenruhe 67 getötete Kinder im Gazastreifen
Israelisches Militär tötet fünf Menschen bei Luftschlag in Rafah
Ministerin: Wiederaufbaukonferenz für Gazastreifen muss schnell stattfinden
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false