
© AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS
„Wenn sie die Waffen nicht niederlegen“: Trump droht Hamas mit militärischem Einsatz der USA
Hamas-Kämpfer sollen am Montag offenbar mehr als 30 Menschen erschossen haben + Israel bestätigt Identität von vier toten Geiseln + Gespräche zu nächster Phase im Gaza-Krieg laufen offenbar bereits + Der Newsblog.
Stand:
Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 mit etwa 1200 Todesopfern und mehr als 3000 Verletzten führte Israel Krieg gegen die Terrororganisation im Gazastreifen. Dabei wurden mehr als 61.000 Menschen getötet. Am vergangenen Freitag ist eine Waffenruhe in Kraft getreten, im Rahmen eines Abkommens sind die verbliebenen Geiseln am Montag freigelassen worden. Alle aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten finden Sie in unserem Newsblog.
Hinweis: Angaben der Regierungen und Armeen sowie Bilder und Videos aus der Region lassen sich oft nicht endgültig verifizieren. Wir geben sie dennoch mit einem entsprechenden Hinweis wieder, um einen möglichst detaillierten Blick auf die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten zu vermitteln.
Trump: USA werden Hamas bei Weigerung selbst „entwaffnen“
Geiselfamilien: Kampf um Leichen-Rückführung geht weiter
Angehörige der von der Hamas freigelassenen Geiseln fordern, den Kampf bis zur Rückführung der letzten getöteten Geiseln aus dem Gazastreifen fortzusetzen. Der Vater des am Montag freigelassenen Omri Miran sagte vor Journalisten in einem Tel Aviver Krankenhaus, man habe „die moralische Pflicht“, die anderen Familien, deren tote Angehörige nicht zu einem würdevollen Begräbnis nach Israel überführt worden seien, weiter zu unterstützen.
Entgegen der Vereinbarung mit Israel hat die islamistische Terrororganisation Hamas bisher nur vier von 28 Leichen übergeben.
Danny Miran forderte die israelische Regierung dazu auf, auf einer genauen Umsetzung des Plans von US-Präsident Donald Trump zu bestehen. Die erste Phase müsse erst erfüllt werden, bevor weitere Schritte unternommen werden. „Erst nach der Rückführung der letzten Geisel werden wir Ruhe finden“, sagte Miran. „Wir müssen eine geschlossene Mauer bilden und den Kampf fortsetzen.“
Früher freigelassene Geisel: Bin erst jetzt wirklich freiJair Horn, der zu Jahresbeginn selbst aus der Geiselhaft freigekommen war, sprach unter Tränen über die Rückkehr seines Bruders am Montag. „Vor etwa acht Monaten kehrte ich nach 498 schrecklichen Tagen in der Gefangenschaft der Hamas nach Hause zurück – 498 Tage voller Angst, Schmerz und des täglichen Kampfes, meine Menschlichkeit zu bewahren“, sagte er mit stockender Stimme. „Aber die Wahrheit ist, dass ich erst heute wirklich frei bin. Erst jetzt, da mein geliebter kleiner Bruder Eitan endlich zu uns zurückgekehrt ist, ist mein Herz wieder ganz, und ich kann wieder atmen.“
Ehefrau von freigelassener Geisel fordert UntersuchungskommissionLishay Lavi Miran äußerte sich zutiefst dankbar über die Rückkehr ihres Mannes, Vater von zwei kleinen Töchtern. „Während ich glücklich bin, dass ich meinen Omri zurückbekommen habe, kann ich nicht aufhören, an meine Freunde zu denken, die ihre Liebsten in der Gefangenschaft verloren haben“, sagte sie. „Ihr Albtraum ist nicht zu Ende, und die Freude wird niemals vollständig sein.“ Sie forderte auch die Einrichtung einer staatlichen Untersuchungskommission, um das militärische und politische Versagen am 7. Oktober 2023 aufzuklären. „Nur so werden wir ein Land schaffen, das unserer Kinder würdig ist“, sagte sie. (dpa)
Israels Armee: Rotes Kreuz unterwegs zu Übergabe weiterer toter Hamas-Geiseln
Trump fordert unverzügliche Übergabe der von Hamas zurückgehaltenen toten Geiseln
US-Präsident Donald Trump hat die islamistische Hamas im Gazastreifen aufgefordert, unverzüglich die von ihr zurückgehaltenen Leichen getöteter Geiseln an Israel zu übergeben. Nach der Rückkehr der 20 letzten lebenden Hamas-Geiseln sei die Arbeit „noch nicht beendet“, erklärte Trump am Dienstag in seiner Onlineplattform Truth Social. „Die Toten wurden nicht zurückgegeben - wie zugesagt.“ Unter Bezugnahme auf seinen Friedensplan für den Gazastreifen fügte er hinzu: „Phase zwei beginnt jetzt.“
Trump hatte während seines Besuchs in Israel am Montag die „historische Morgenröte eines neuen Nahen Ostens“ verkündet. Am Nachmittag unterzeichneten er und Vertreter der Regionalmächte Türkei, Ägypten und Katar eine Friedenserklärung für den Gazastreifen, die die dortige Waffenruhe absichern soll.
Gemäß dem von Trump vorangetriebenen Friedensplan wurden am Montag die verbleibenden 20 lebenden Geiseln, die während des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 entführt worden waren, kurz vor Trumps Ankunft in Israel freigelassen. Allerdings hielt sich die Hamas nicht an die Vereinbarung, derzufolge am Montag alle Geiseln an Israel übergeben werden sollten - die lebenden wie die toten.
Zwar übergaben die Islamisten die sterblichen Überreste von vier Geiseln. Die Leichen von 24 Geiseln hielt die islamistische Palästinenserorganisation jedoch zunächst weiter zurück. (AFP)
Ex-Geisel Noa Argamani über freigelassenen Partner: „Er war nur in den Tunneln“
Die frühere israelische Hamas-Geisel Noa Argamani hat sich nach der Freilassung ihres Partners Avinatan Or aus dem Gazastreifen über die grausamen zwei Jahre seiner Geiselhaft geäußert. Im Gegensatz zu ihr sei ihr Partner „allein festgehalten“ worden und „war nur in den Tunneln“, schrieb Argamani am Dienstag im Onlinedienst X. Auch sei Avinatan erst 738 Tage nach seiner Entführung zurückgekehrt.
Sie selbst sei 246 Tage in der Gewalt der Islamisten gewesen, schrieb Argamani. Nach ihrer Entführung in den Gazastreifen sei sie zudem „in Häusern festgehalten“ worden - „zusammen mit Kindern, Frauen und älteren Menschen“.
Das junge Paar war am 7. Oktober 2023 getrennt worden. Bevor die Hamas und verbündete Palästinensergruppen an jenem Tag den Süden Israels überfielen, hatten Or und Argamani zusammen mit hunderten anderen jungen Menschen beim Nova-Musikfestival im Süden Israels getanzt. Aufnahmen, wie die junge Frau von Islamisten auf einem Motorrad entführt wird und dabei verzweifelt die Arme nach ihrem ebenfalls von Hamas-Kämpfern festgehaltenen Partner ausstreckt, sorgten weltweit für Entsetzen.
Im Juni 2024 wurde sie zusammen mit drei weiteren Geiseln bei einem israelischen Militäreinsatz befreit. Seit ihrer Befreiung setzte sich die junge Frau in internationalen Foren unermüdlich für die Freilassung der verbliebenen Geiseln ein - einschließlich ihres Partners.
Von Avinatan Or fehlte zwei Jahre lang jede Spur. Das erste und einzige Lebenszeichen erhielt die Familie durch Berichte einer im Januar im Zuge eines Abkommens freigelassenen Hamas-Geisel.
„Zwei Jahre sind vergangen, seit ich Avinatan, die Liebe meines Lebens, zum letzten Mal gesehen habe“, schrieb Argamani einen Tag, nachdem die letzten 20 überlebenden Geiseln am Montag von der Hamas an das Rote Kreuz übergeben und nach Israel gebracht worden waren - darunter auch der mittlerweile 34-jährige Avinatan Or. Dieser erfuhr erst nach seiner Freilassung, dass seine Freundin bereits mehr als ein Jahr zuvor freigelassen worden war.
In ihrem X-Post dankte Argamani sowohl der israelischen Armee als auch US-Präsident Donald Trump für die Sicherung eines Waffenruhe-Abkommens. „Wir beide sind trotz aller Widrigkeiten nach Hause zurückgekehrt und wieder vereint“, schrieb die 28-Jährige. „Endlich können wir gemeinsam mit der Heilung beginnen.“ Nun sei die Zeit gekommen, „unsere gemeinsame Reise zu beginnen“.
Nach ihrer Freilassung am Montag waren die 20 überlebenden Hamas-Geiseln in Krankenhäuser gebracht und mit ihren Familien vereint worden. Einige von ihnen werden im Beilinson-Krankenhaus in Petah Tikva behandelt. Dessen Chefin Noa Eliakim Raz zufolge beeinträchtigt der Aufenthalt unter der Erde, wie ihn die Geiseln erlebt hätten, „alle Körpersysteme“. (AFP)
Klingbeil: Deutschland wird sich bei Gaza-Wiederaufbau engagieren
Die Bundesregierung stellt finanzielle Hilfe für den Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Gazastreifens in Aussicht. Es gehe jetzt darum, dass humanitäre Hilfe sehr schnell und umfassend nach Gaza komme und der Wiederaufbau beginne, sagt Finanzminister Lars Klingbeil am Abend in Berlin vor seinem Abflug zur Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. „Deutschland wird sich hier gemeinsam mit Partnern engagieren.“ (Reuters)
EU beansprucht Mitspracherecht bei Wiederaufbau von Gazastreifen
Die Europäische Union beansprucht ein Mitspracherecht bei Wiederaufbau und Bildung neuer politischer Strukturen im Gazastreifen. Die europäische Staatengemeinschaft fordert einen Sitz in dem von den USA vorgeschlagenen „Board of Peace“, geht aus einem Dokument des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag. Das Aufsichtsgremium soll für eine befristete Zeit die künftige Regierung des Gazastreifens überwachen.
Mit der Zukunft des Gazastreifens wollen sich die EU-Außenminister am kommenden Montag in Luxemburg beschäftigen. Konkret geht es darum, wie Europa zu dem 20-Punkte-Plan von US-Präsident Donald Trump beitragen kann. In der ersten Phase dieses Plans war am Montag eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas in Kraft getreten. Zudem ließ die radikal-islamische Gruppierung israelische Geiseln frei, Israel entließ im Gegenzug palästinensische Häftlinge.
Unklar ist jedoch, wie genau es nun weitergehen soll. In dem EAD-Dokument wird mehr Klarheit darüber gefordert, wie die Nachkriegszeit gestaltet werden soll. Dies gelte insbesondere für die Rolle, die die Palästinenser im Gazastreifen einnehmen sollen. „Die EU sollte Mitglied des künftigen Aufsichtsgremiums ,Board of Peace' sein, um strategische Entscheidungen zu beeinflussen", heißt es in dem Papier. (Reuters)
Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen bleibt vorerst geschlossen
Merz zu Gaza-Friedensplan: Die Arbeit fängt erst an
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sieht mehr Chancen als Risiken für eine dauerhafte Friedensordnung im Nahen Osten. Zugleich mahnte er, die harte Arbeit fange jetzt erst an.
„Der 13. Oktober 2025 war ein historischer Tag, aber die eigentliche Arbeit an dem, was daraus werden soll, die beginnt heute“, sagte Merz zum Abschluss eines Besuchs bei der Landesregierung in Potsdam auf Fragen von Journalisten.
Die Staatschefs der USA, Katars, Ägyptens und der Türkei hatten am Montag in Ägypten ein Dokument unterzeichnet, das die geltende Waffenruhe auf Basis des 20-Punkte-Plans von US-Präsident Donald Trump festigen soll. Bei der Zeremonie in Scharm el Scheich war auch Merz dabei.
„Es gibt natürlich Risiken“Die Chance auf Frieden sei für ihn größer als das Risiko, sagte Merz. „Aber es gibt natürlich Risiken. Und diese Risiken, die muss man sehen. Da muss man sehr realistisch bleiben.“ Seinen Kollegen in der Runde mit den arabischen Staaten habe er auch gesagt, er wolle nicht, dass man sich in einem halben Jahr die Frage stellen müsse: „What went wrong“ (deutsch: Was ist schief gelaufen)? Das dürfe nicht passieren.
Merz schilderte, er habe am Morgen mit Außenminister Johann Wadephul (CDU) bereits darüber gesprochen, „was wir jetzt sozusagen auch aus Deutschland heraus tun können“. Er habe das Engagement und die Beteiligung der Bundesregierung in Aussicht gestellt. „Die internationale Staatengemeinschaft muss Strukturen schaffen und wir müssen jetzt auch dauerhafte Möglichkeiten eröffnen, dass es dort zu einem dauerhaften Frieden zwischen der Hamas und den Palästinensern auf der einen Seite und der israelischen Bevölkerung und der Regierung auf der anderen Seite kommt.“ (dpa)
EU besorgt über Berichte von Todesfällen in Gaza
Berichte über Gewalt zwischen Hamas-Mitgliedern und bewaffneten Clans im Gazastreifen sorgen in der EU für Beunruhigung. „Die Europäische Union ist besorgt über die Berichte, die wir gesehen haben, wonach es in Gaza aufgrund von Zusammenstößen zwischen Hamas und Bandenmitgliedern zu mehreren Todesfällen gekommen ist“, sagte ein Sprecher der EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas in Brüssel.
Es gibt auch Berichte, denen zufolge die Hamas zudem brutal gegen Menschen vorgeht, denen sie Kollaboration mit Israel vorwirft. Seit Freitag gilt eine von den USA und anderen Staaten vermittelte Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel. Für einen erfolgreichen Friedensprozess müssen aber noch schwierige Fragen zwischen den Konfliktparteien gelöst werden. Dazu gehört die Forderung nach einer Entwaffnung der Hamas.
Kallas' Sprecher sagte weiter, alle Parteien seien aufgefordert, Zurückhaltung zu üben und keine Aktivitäten zu unternehmen, die den Waffenstillstand gefährden könnten. „Wir bekräftigen als EU, dass Hamas keine zukünftige Rolle in der Verwaltung des Gazastreifens haben darf.“
Die Frage, wer den Gazastreifen verwaltet, gilt als eine der entscheidenden dafür, ob sich die Lage in dem von Israel abgeriegelten Küstenstreifen nach dem zwei Jahre langen Krieg stabilisieren kann. Ein Machtvakuum könnte den Gazastreifen in weiteres Chaos oder sogar einen Bürgerkrieg stürzen. (dpa)
Madrid: Verantwortliche für „Genozid“ im Gazastreifen müssen vor Gericht gestellt werden
Die Verantwortlichen für einen möglichen „Genozid“ im Gazastreifen müssen nach den Worten des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez auch nach der Waffenruhe-Übereinkunft vor Gericht gestellt werden. „Frieden kann nicht Vergessen bedeuten, es kann nicht Straflosigkeit bedeuten“, sagte Sánchez am Dienstag in einem Interview mit dem spanischen Radiosender Cadena Ser. Die Regierung in Madrid wirft der israelischen Regierung vor, durch ihren Armee-Einsatz im Gazastreifen einen Völkermord an den Palästinensern verübt zu haben.
Die spanische Regierung, die in der EU zu den kritischsten Ländern gegenüber Israel gehört, hatte bereits im September Ermittlungen der spanischen Staatsanwaltschaft zu „schweren Verletzungen“ der Menschenrechte im Gazastreifen angekündigt. Dabei soll es auch um eine Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) gehen. Die IStGH-Staatsanwaltschaft hatte Haftbefehle gegen den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und dessen früheren Verteidigungsminister Joav Gallant wegen des Vorwurfs der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen ausgestellt.
Spanien hat sich auch dem von Südafrika angestoßenen Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) angeschlossen, bei dem es um den Vorwurf eines „Genozids“ im Gazastreifen geht. Dieser Vorwurf wird von Israel vehement zurückgewiesen. (AFP)
Israel übergibt erste Leichen von Palästinensern
Regierungschef fordert politische Lösung der Palästinenser-Frage
Israel bestätigt Identität von vier toten Geiseln
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Union will wieder unbeschränkte Rüstungsexporte nach Israel

55 Millionen Tonnen Schutt im Gazastreifen
IKRK: Übergabe von Leichen in Gaza kann Wochen dauern
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