
© Reuters/Valentyn Ogirenko
Massive Hilfe für die Ukraine geplant?: USA prüfen offenbar Lieferung von weiter reichenden Raketen für Kampfjets
Für die Armee Kiews gelten beim Einsatz von Waffen aus dem Westen auf russischem Gebiet klare Vorgaben. Einem Bericht zufolge prüft die Biden-Regierung nun, Marschflugkörper zu senden.
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Die Regierung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj darf einem Medienbericht zufolge darauf hoffen, dass die Schlagkraft der Truppen im Abwehrkampf gegen die russische Armee massiv erhöht wird. Wie das US-Magazin „Politico“ online berichtet, soll die US-Regierung von Präsident Joe Biden „offen“ dafür sein, die Ukraine mit weiter reichenden Marschflugkörpern für den Einsatz mit Kampfjets auszustatten, zu denen auch die gerade gelieferten F-16 gehören.
Die Ukraine fordert von den westlichen Verbündeten schon lange weiter reichende Waffen, um die Invasionstruppen des russischen Machthabers Wladimir Putin effektiver zu bekämpfen. Die Marschflugkörper würden der Ukraine die Möglichkeit geben, Nachschub an Waffen, Munition oder auch Treibstoff zu behindern oder zu vernichten sowie Kommandozentralen der Russen zu zerstören, die auf russischem Gebiet bisher nicht erreichbar sind.
Dies könnte eventuell die Lage an der Front verändern, wo die ukrainische Armee – abgesehen von dem derzeitigen Erfolg in der russischen Region Kursk – zuletzt zusehends unter Druck geraten ist. Sollte es zur Lieferung der Systeme aus den USA kommen, wäre das dem Bericht zufolge eine der größten Aufstockungen der Waffenhilfe für Kiew seit Beginn des Krieges im Februar 2022.
Wie es in dem Bericht weiter heißt, sollen Berater von Selenskyj und ukrainische Parlamentarier Biden und US-Abgeordnete gedrängt haben, die Marschflugkörper mit großer Reichweite zu liefern. Zwar sei noch keine endgültige Entscheidung gefallen, wie ein Beamter der Biden-Regierung demnach sagte. Man sei aber dabei, bestehende Probleme zu lösen.
Dazu gehöre nach Angaben des Beamten zum einen die Überprüfung des Transfers sensibler Technologien. Zum anderen gehe es darum, sicherzustellen, dass auch die ukrainischen Flugzeuge aus der Sowjet-Ära die rund 1100 Kilogramm schweren Raketen, die einen etwa 450 Kilogramm schweren Sprengkopf tragen, starten können. Das Pentagon arbeite bereits mit der Ukraine an diesen technischen Fragen, sagten zwei Beamte dem Bericht zufolge.
Die Beschränkungen für den Einsatz von US-Waffen in Russland sollen aber offenbar trotz ukrainischer Proteste beibehalten werden. Dass die Ukraine unter Umständen die Raketen mit größerer Reichweite, sogenannte „Joint Air-to-Surface Standoff Missile“, erhalten soll, würde jedoch die Fähigkeit Kiews, auf russische Truppen zu feuern, erheblich verbessern. Denn die Raketen können Ziele in einer Entfernung von über 370 Kilometern treffen, so das Magazin.
Wie es in dem Bericht weiter heißt, dürften die der Ukraine von europäischen Partnern erst vor kurzem gelieferten F-16-Jets aus Angst vor einem Abschuss nicht in die Nähe der russischen Linien fliegen. Die neuen Raketen würden diese Einschränkung beheben. Das russische Militär dürfte allerdings auch versuchen, auf ukrainischen Stützpunkten geparkte F-16 zu zerstören.
Die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Belgien haben der Ukraine zusammen über 60 dieser Kampfjets aus US-Produktion zugesagt und die Ausbildung ukrainischer Piloten und des Bodenpersonals übernommen. Die Waffen und Ausrüstung der Jets sollen amerikanischen Medienberichten zufolge aus den USA kommen. Deutschland verfügt über keine F-16.
Um Russland bei der Luftverteidigung die Stirn bieten zu können, brauche die Ukraine rund 130 F-16, behauptete Selenskyj im Mai in einem Interview mit der Agentur AFP.
Die Ukraine hatte am 5. August die Lieferung der ersten Flugzeuge gefeiert. „Die F-16 sind in der Ukraine“ – mit diesen Worten stellte Selenskyj einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge auf einem nicht näher beschriebenen Militärflugplatz die ersten Kampfflugzeuge mit den Hoheitsabzeichen seines Landes vor. Auf einem auf der Plattform X verbreiteten Video sind diverse fliegende Kampfflugzeuge zu sehen, darunter die F-16, mit den gelb-blauen Kokarden der Ukraine auf den Tragflächen.
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Selenskyj machte keine Angaben dazu, wie die neuen Kampfflugzeuge eingesetzt werden sollen. „Sie werden sicherlich die Ergebnisse sehen, wenn auch nicht alle“, sagte Selenskyj im Gespräch mit Journalisten. „Wir werden dann entscheiden, ob wir sagen, ob dies Ergebnisse vom Einsatz von F-16 waren.“
Armeechef Olexander Syrskyj schrieb auf der Plattform Telegram. „F-16 in der Ukraine – das bedeutet mehr getötete Besatzer, mehr abgefangene Raketen oder Flugzeuge, mit denen die russischen Verbrecher unsere ukrainischen Städte angreifen.“ Syrskyj weiter: „Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt zu unserem Sieg.“
Generalleutnant David Deptula, Chefplaner für den US-Luftkrieg in Kuwait und im Irak 1991, erklärte gegenüber „Politico“, dass der Schritt, Raketen für die F-16 zu schicken, „besser spät als nie“ erfolge. Aber alle verspäteten Lieferungen und die übertriebene Rücksichtnahme auf Putins Eskalationsrhetorik hätte „diesen Krieg in die Länge gezogen und den Russen damit Zeit geschenkt“.
Deptula sagte weiter: „Je mehr Langstreckenwaffen den Ukrainern ohne Einschränkungen zur Verfügung gestellt werden, desto eher können sie die Russen in eine Situation zwingen, die für die Ukraine vorteilhaft ist.“
Korrekturhinweis: In der Überschrift und im Text haben wir die US-Raketen als „Langstreckenraketen“ bezeichnet, was in der deutschen militärischen Terminologie falsch ist. Wir haben den Fehler korrigiert.
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