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Nach der Koranschändung in Stockholm: Türkei fordert „abschreckende Maßnahmen“
In Stockholm wurde erneut ein Koran verunglimpft, mehrheitlich islamische Länder reagieren scharf. Dagegen kritisieren schwedische Politiker die Reaktionen als „wenig konstruktiv“.
Stand:
Die erneute Koranschändung in Stockholm sorgt für starke Spannungen in den Beziehungen Schwedens mit mehrheitlich islamisch geprägten Ländern. Am Donnerstagabend bestellten der Iran und Saudi-Arabien die schwedischen Botschafter ein, um gegen die Aktion zu protestieren.
Zudem kündigte das Außenministerium in Riad an, dem schwedischen Botschafter eine Protestnote auszuhändigen und ermahnte Stockholm, „alle notwendigen und sofortigen Maßnahmen zu ergreifen, um diese schändlichen Handlungen zu beenden“.
In Teheran sagte der Sprecher des Außenministeriums, Nasser Kanani, zur Einbestellung des schwedischen Botschafters, der Iran mache „die Schweden für die Folgen der Provokation der Gefühle von Muslimen auf der ganzen Welt verantwortlich“.
Stockholm verlegt Botschaftsbetrieb nach Schweden
Die Türkei verurteilte die Koran-Aktion in Stockholm als „schändlich“ und rief Schweden zu „abschreckenden Maßnahmen“ auf. Stockholm müsse „Hassverbrechen gegen den Islam und seine Milliarden Gläubigen“ verhindern, erklärte das türkische Außenministerium.
Der Schutz diplomatischer Institutionen ist in Zeiten von Spannungen und Krisen besonders wichtig.
Carl Bildt, Schwedens ehemaliger Ministerpräsident auf Twitter
Die Türkei hatte erst am 10. Juli grünes Licht für den Beitritt Schwedens zur Nato gegeben, den sie zuvor 14 Monate lang blockiert hatte. Mehrmals prangerte Ankara zuvor die Genehmigung schwedischer Behörden für Koranverbrennungen an.
Als Reaktion auf die gewaltsamen Ausschreitungen verlegt Stockholm den Botschaftsbetrieb in Bagdad aus Sicherheitsgründen vorübergehend nach Stockholm.
Führende schwedische Politiker haben dagegen den Irak scharf kritisiert. Der frühere Ministerpräsident Carl Bildt sagte, dass die Reaktion Bagdads „wenig konstruktiv“ sei.
„Der Schutz diplomatischer Institutionen und die Aufrechterhaltung diplomatischer Kanäle ist in Zeiten von Spannungen und Krisen besonders wichtig“, schrieb er auf Twitter.
In einem Interview mit der Tageszeitung „Dagens Nyheter“ sagte die Vize-Regierungschefin Ebba Busch, dass es keine Option sei, der internationalen Kritik nachzugeben.
Es sei wenig sinnvoll, die Gesetzgebung im Land zu ändern: „Die Meinungsfreiheit ist stark. Die Religionsfreiheit aber auch.“ Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson hat sich am Freitag nicht zu den Vorfällen geäußert. (mit dpa)
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