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Die Hamas macht Israel für den Tod von Hanija verantwortlich. (Archivbild)

© Anadolu via Getty Images/Anadolu

Update

Nach Tötung von Hamas-Chef Hanija: Irans oberster Führer droht Israel mit „harter Bestrafung“

Hanija wäre der ranghöchste Anführer der Hamas, der seit dem Terrorangriff auf Israel getötet worden ist. Aus dem Iran kommt eine scharfe Reaktion.

Stand:

Der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat eine Vergeltung für den Tod des politischen Anführers der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, in Teheran angekündigt. „Das kriminelle zionistische Regime (Israel) hat unseren Gast in unserem Haus ermordet“, wurde Chamenei auf seiner Website zitiert. „Es wird eine harte Bestrafung geben.“

Auch der iranische Präsident Massud Peseschkian drohte mit Vergeltung. Der Iran werde dafür sorgen, dass „die terroristischen Besatzer ihre feige Tat“ bereuten, teilt Peseschkian laut staatlichen Medien mit. Israel wird im Iran auch als Besatzer palästinensischen Gebiets bezeichnet, die Hamas wird vom Iran unterstützt.

Der Iran werde seine territoriale Integrität, Würde, Ehre und Stolz verteidigen, fügt Peseschkian in seiner Erklärung hinzu, die von iranischen Medien verbreitet wurde.

In Israel haben zwei der rechtsnationalen Minister mit Genugtuung auf die Todesnachricht reagiert. „Hanijas Tod macht die Welt ein bisschen besser“ schrieb Amichai Elijahu, Minister für das Kulturerbe, auf der Plattform X. Diasporaminister Amichai Chikli postete ein Bild Hanijas bei einer Versammlung, auf der der „Tod Israels“ gefordert worden war. „Sei vorsichtig, was du dir wünschst“, schrieb er als Kommentar.

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Offizielle Stellungnahmen der israelischen Regierung oder des Militärs auf die Tötung Hanijas bei einem Angriff auf sein Anwesen in Teheran gab es zunächst nicht. Die Hamas hat Israel für den Anschlag verantwortlich gemacht.

Irans Revolutionsgarden bestätigten den Tod von Hanija, der Auslandschef der Hamas war. Er wäre der ranghöchste Hamas-Anführer, der seit Beginn des Gaza-Krieges vor rund zehn Monaten getötet wurde. 

Seit dem Terrorüberfall der Hamas und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober greift die Hisbollah aus Solidarität mit der Hamas Ziele im Norden Israels an. Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt. Die Hisbollah ist mit der Hamas in Gaza verbündet, beide sind wiederum Verbündete des Irans. 

Nach Angaben der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), Irans Elitestreitmacht, kam außer Hanija auch einer seiner Leibwächter ums Leben. Hanija habe vor seinem Tod an der Zeremonie zur Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen, teilte die Hamas mit. 

Der als moderat geltende 69-jährige Peseschkian war im Parlament in Teheran vereidigt worden und nimmt somit offiziell die Amtsgeschäfte als neunter Präsident der Islamischen Republik auf.

An der Vereidigungszeremonie nahmen nach iranischen Angaben hochrangige Vertreter aus 86 Ländern teil. Die meisten westlichen Länder hatten Peseschkian weder zum Wahlsieg gratuliert noch standen ihre Vertreter auf der Gästeliste des Parlaments. 

Drei Tage nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen hatte Israels Armee kurz zuvor nach eigenen Angaben in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut einen der ranghöchsten Kommandeure der Schiitenmiliz Hisbollah getötet. Eine Bestätigung der Hisbollah für den Tod von Fuad Schukr gab es zunächst nicht. Der Schlag birgt die Gefahr einer weiteren Eskalation der Spannungen zwischen der Hisbollah und Israel. 

Man ziehe es zwar vor, „Feindseligkeiten ohne einen größeren Krieg zu lösen“, Israels Militär sei aber „auf jedes Szenario vorbereitet“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari.

Wir glauben nicht, dass ein breiter Krieg unvermeidlich ist

Eine Sprecherin des Weißen Hauses

„Wir glauben nicht, dass ein breiter Krieg unvermeidlich ist“, sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses. Kampfflugzeuge trafen Schukr nach Angaben der israelischen Armee in einer „gezielten, nachrichtendienstlich gestützten Eliminierung“. 

Hisbollah-Kommandeur soll für Angriff auf Golan verantwortlich sein 

Schukr habe als rechte Hand von Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah gedient und sei dessen Berater für Planung und Leitung von Kriegseinsätzen gewesen. Seit 2017 wird er von US-Behörden wegen Verstrickung in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht.

Der libanesische Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah spricht auf einem Bildschirm zu seinen Anhängern. (Archivbild)

© REUTERS/Aziz Taher

Für Informationen zu Schukr hatten die USA eine Belohnung von fünf Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro) ausgeschrieben. Schukr habe seit dem 7. Oktober auch die Angriffe der Hisbollah auf Israel koordiniert, teilte die israelische Armee weiter mit. 

5 Millionen
Dollar hatten die USA für Informationen zu dem ranghohen Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr ausgeschrieben.

Schukr sei außerdem verantwortlich für den Raketenangriff am Samstag auf die drusische Ortschaft Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen, bei dem zwölf Kinder und Jugendliche getötet worden waren. Unabhängig ließen sich die Angaben zunächst nicht überprüfen.

Die Hisbollah sagte mehrmals, sie habe mit dem Angriff auf dem Golan nichts zu tun. Auch der Iran wies die Vorwürfe einer Beteiligung der Schiitenmiliz zurück. Die israelische Regierung machte sie jedoch für den Angriff verantwortlich und kündigte einen Vergeltungsschlag an. 

Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant

Israels Schlag gegen Schukr in einem Vorort von Beirut erfolgte schließlich am Dienstag kurz vor Sonnenuntergang. Israels Verteidigungsminister Joav Galant schrieb danach auf der Online-Plattform X: „Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten.“

Ein Blick auf die Schäden nach einem Angriff auf einen südlichen Vorort von Beirut.

© REUTERS/Ahmed Al-Kerdi

Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums kamen bei dem Angriff drei Zivilisten ums Leben, zwei Minderjährige und eine Frau. 74 Menschen erlitten den Angaben zufolge Verletzungen, fünf von ihnen sollen in Lebensgefahr schweben. Augenzeugen berichteten, dass die Attacke auf ein achtstöckiges Gebäude zielte. Das Obergeschoss sei getroffen worden, hieß es. 

Libanon spricht von krimineller Tat 

Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati sprach laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA von einer „kriminellen Tat“. Sie sei Teil einer Reihe aggressiver Operationen, bei denen Zivilisten getötet würden. „Die israelische Tötungsmaschinerie“ habe noch nicht genug davon, die libanesischen Gebiete im Süden und in der Bekaa-Region anzugreifen, sagte er.

Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und der Hisbollah. Die Hamas verurteilte den israelischen Angriff. „Wir betrachten dies als eine gefährliche Eskalation“, für die Israel „die volle Verantwortung trägt“, teilte sie mit. 

Der stellvertretende Leiter des Politbüros der islamistischen Hamas, Saleh al-Aruri, ist bei einer Explosion in Beirut ums Leben gekommen. (Archivbild)

© dpa/Nariman El-Mofty

Erst Anfang Januar war der zweithöchste Anführer der Hamas im Ausland, Saleh al-Aruri, bei einer Explosion in Beirut ums Leben gekommen. Die Hisbollah hatte Israel die Schuld am Tod des Vize-Leiters des Politbüros der Hamas gegeben. Auch mehrere Hisbollah-Kommandeure waren gezielt getötet worden. 

Israels Regierung hat nach Informationen der „Times of Israel“ die USA als seinen wichtigsten Verbündeten vor dem Angriff auf Schukr vorab informiert. Anschließend sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses, die US-Regierung arbeite weiter an einer diplomatischen Lösung, damit es nicht zum nächsten Krieg kommt.

US-Präsident Joe Biden glaube an diplomatische Lösungen „vor allem in diesem Moment entlang der Blauen Linie“, sagte Karine Jean-Pierre. Dabei handelt es sich um eine von den Vereinten Nationen gezogene Demarkationslinie an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Mit Ende des zweiten Libanon-Krieges 2006 war eine Pufferzone im Süden Libanons eingerichtet worden. 

„Die Tötung von Schukr drängt die Hisbollah in die Enge: Ihre Anhänger erwarten, dass sie einen bedeutenden Vergeltungsschlag ausführen wird, aber ihr sind die Hände gebunden, weil Israel gezeigt hat, dass es militärisch die Oberhand hat“, sagte Lina Khatib von Chatham House, einem Institut für internationale Angelegenheiten in London, dem „Wall Street Journal“.

Der Angriff zeige, wie verwundbar die Hisbollah für den israelischen Geheimdienst sei. Diese Verwundbarkeit werde jeglichen Vergeltungsschlag der Hisbollah einschränken. Beide Seiten schienen zuletzt nicht daran interessiert, ihre seit fast zehn Monaten andauernden Gefechte erheblich auszuweiten. Ob sich die brisante Lage im Nahen Osten nach der Tötung des Auslandschefs der Hamas nun weiter zuspitzt, bleibt abzuwarten. (dpa/Reuters)

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