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Joe Biden

© imago/UPI Photo/Samuel Corum via www.imago-images.de

Update

Obama und weitere Top-Demokraten zweifeln: Biden-Familie diskutiert intern wohl Ausstieg aus Präsidentschaftsrennen

Die Forderungen aus seiner Partei, aus dem Rennen um das Weiße Haus auszusteigen, perlen offenbar nicht mehr an Joe Biden ab. Insidern zufolge wird dies auch in seiner Familie offen diskutiert.

Stand:

Auch innerhalb der Familie von US-Präsident Joe Biden soll inzwischen diskutiert werden, wie ein Ausstieg aus seiner Kampagne aussehen könnte. Das berichtet „NBC News“ unter Berufung auf zwei anonyme Personen aus dem Familienumfeld. Öffentlich gibt sich Biden jedoch weiterhin siegesgewiss und kündigte an, den Wahlkampf nach seiner Corona-Erkrankung wieder aufzunehmen.

Der Tenor der innerfamiliären Gespräche sei jedoch, dass jeder Ausstiegsplan die demokratische Partei in die bestmögliche Position bringen müsse, um Donald Trump zu schlagen und gleichzeitig der Person Biden, und den mehr als fünf Jahrzehnten, die er dem Land gedient hat, würdig sein müsse.

Die Familienmitglieder sollen sich allerdings von manchen Bemühungen, Biden aus dem Amt zu drängen, angegriffen fühlen und diese als hinterhältig und respektlos empfinden. Die Familie sei verzweifelt und wütend darüber, wie manche Menschen, die sie als Freunde ansahen, Biden behandelt hätten. „Es hätte eine viel würdevollere Art und Weise gegeben, dies zu tun“, sagte eine der Quellen. „Das ist keine Art, einen Staatsdiener zu behandeln, der viel für dieses Land getan hat“.

Zu den engsten Familienmitgliedern Bidens zählen die First Lady Jill Biden, sein Sohn Hunter Biden und seine Schwester Valerie Owens. Der Sprecher des Weißen Hauses, Andrew Bates, dementierte, dass diese Ausstiegsgespräche in der Biden-Familie geführt würden.

Mehrere hochrangige Funktionäre der Demokraten gingen davon aus, dass ein Ausstieg nur eine Frage der Zeit sei. „Ich weiß mit Sicherheit, dass er tatsächlich in sich geht“, sagt einer der Insider, der anonym bleiben will. „Er denkt sehr ernsthaft darüber nach.“

Ein weiterer Insider bei den Demokraten sagt, Biden habe nach den Rücktrittsforderungen die Zeichen der Zeit erkannt. „Es fühlt sich so an, als wäre es eine Frage des (...) wann, nicht ob“, so der Insider.

Quentin Fulks, stellvertretender Wahlkampf-Leiter Bidens, sagte indes, der Präsident sei nicht unentschlossen und habe seine Entscheidung getroffen: „Joe Biden hat gesagt, dass er für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidiert. Unsere Kampagne schreitet voran.“

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Während die Republikaner zum vierten Tage ihres Parteitages in Milwaukee trommeln, muss sich Joe Biden angesichts seiner Coronaerkrankung in seinem Strandhaus in Delaware isolieren und erholen. Diese Atempause fällt für den US-Präsidenten in eine Zeit, in der sein Rückhalt zunehmend bröckelt, und zwar sowohl an der Spitze der demokratischen Partei als auch an der Basis.

Ex-US-Präsident Barack Obama, einer von Bidens bisher wichtigsten Unterstützern, steht einem Zeitungsbericht zufolge nicht mehr vorbehaltlos hinter einer erneuten Präsidentschaftskandidatur des Amtsinhabers.

Obama habe in den vergangenen Tagen gegenüber Verbündeten geäußert, dass Bidens Chancen auf einen Wahlsieg stark gesunken seien und er der Meinung sei, dass Biden sich ernsthaft fragen sollte, ob die Kandidatur noch aufrechterhalten werden sollte, berichtet die „Washington Post“ unter Berufung auf mehrere Personen, die mit Obamas Überlegungen vertraut seien.

Die frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi hat einem CNN-Bericht zufolge US-Präsident Joe Biden ebenfalls mitgeteilt, dass er laut Umfragen nicht gegen Donald Trump gewinnen könne. Biden könne die Chancen der Demokraten zerstören, die Kontrolle über das Repräsentantenhaus zurückzugewinnen. Das berichtet der Fernsehsender CNN unter Berufung auf vier Insider, die über das Telefonat informiert wurden. Keiner der Insider deutete CNN zufolge an, dass Pelosi Biden aufgefordert habe, seine Kandidatur zurückzuziehen. Pelosi hat noch immer viel Einfluss bei den Demokraten.

Die mächtige Demokratin hatte zuletzt in einem Interview gesagt: „Es liegt am Präsidenten zu entscheiden, ob er kandidiert.“ Sie fügte hinzu: „Wir alle ermutigen ihn, diese Entscheidung zu treffen. Die Zeit wird knapp.“

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Auch der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, soll einem Medienbericht zufolge Biden bei einem Treffen am Samstag geraten haben, seine Wiederwahlkampagne zu beenden. Schumer habe dem 81-Jährigen gesagt, sein Verzicht auf eine erneute Kandidatur sei besser für das Land und die Demokratische Partei, berichtet der US-Sender ABC News. Eine offizielle Bestätigung dieser Information liegt bislang nicht vor. Weder das US-Präsidialamt noch Schumers Büro äußerten sich zunächst zu dem Bericht. Der Präsident sieht sich zunehmend mit Bedenken auch aus den eigenen Reihen hinsichtlich seines Alters konfrontiert.

Während Biden auf Wahlkampftour in Nevada unterwegs war, forderte zudem der prominente demokratische Abgeordnete und Pelosi-Vertraute Adam Schiff den 81-Jährigen auf, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen. Schiff bewirbt sich um einen Posten im Senat und erklärte, er habe ernsthafte Bedenken, ob Biden den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump im November besiegen könne. Biden habe große Erfolge zu verbuchen, aber es sei an der Zeit, den Weg freizumachen für jemand anderen.

Sprecher schließt Rückzug aus

US-Präsident Joe Biden selbst zeigte sich derweil siegesgewiss. Der 81-Jährige kündigte am Freitag an, nach seiner Corona-Erkrankung in der kommenden Woche seine Wahlkampftermine wieder aufnehmen zu wollen. „Gemeinsam werden wir gewinnen“, erklärte Biden. Er kritisierte zugleich die „düstere“ Rede seines Rivalen Donald Trump auf dem Parteitag der Republikaner.

Doch offiziell schließt das Team von US-Präsident Joe Biden dessen Rückzug aus dem Wahlkampf aus. Biden bleibe „absolut“ im Rennen und sei „entschlossener denn je, Trump zu besiegen“, sagte Wahlkampfmanagerin Jen O'Malley Dillon dem Sender MSNBC am Freitag mit Blick auf Bidens Vorgänger, gegen den dieser bei der Präsidentschaftswahl im November erneut antreten möchte.

Biden sei „eindeutig die beste Person, um gegen Donald Trump anzutreten“, betonte O'Malley Dillon. „Sie haben es wieder und wieder vom Präsidenten selbst gehört: Er tritt an, um zu gewinnen, er ist unser Kandidat und er wird unser Präsident für eine zweite Amtszeit sein“, sagte die Wahlkampfmanagerin.

Gleichzeitig räumte O'Malley Dillon ein, dass die vergangenen Wochen für das Wahlkampfteam „schwierig“ gewesen seien. „Wir haben einen gewissen Rückgang der Unterstützung festgestellt“, aber das Ausmaß sei gering, erklärte sie weiter.

Adam Schiff ist ein Vertrauter der früheren Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi.

© dpa/Manuel Balce Ceneta

Biden wiegelte Forderungen bisher ab

Biden hatte bislang alle Rückzugsforderungen zurückgewiesen und klargemacht, dass er nicht vorhat, hinzuschmeißen. In einem am Mittwoch ausgestrahlten TV-Interview sagte Biden auf eine entsprechende Frage, dass ihn ein medizinisches Problem dazu bringen könne, über einen Rückzug nachzudenken. Laut „New York Times“ habe sich Biden in den vergangenen Tagen allerdings zumindest offen für Warnungen gezeigt und sich die Argumente anhören würde. Als Quelle nannte die Zeitungen Demokraten, die über die Gespräche informiert worden seien.

Der Demokrat steht wegen seines hohen Alters und Zweifeln an seiner geistigen Verfassung massiv unter Druck aus den eigenen Reihen. Seit einem desaströsen Auftritt bei einem Fernsehduell gegen seinen Kontrahenten Trump forderten ihn in den vergangenen Wochen diverse demokratische Abgeordnete auf, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen. Viele weitere äußerten sich öffentlich sehr besorgt über seine Wahl-Chancen.

Zwei Drittel der Parteibasis für Rückzug Bidens

Doch nicht nur an der Parteispitze ist man skeptisch, ob die Demokraten mit Biden auf dem Ticket erneut ins Weiße Haus einziehen können. Laut einer Umfrage des „AP-NORC Center for Public Affairs Research“ sind fast zwei Drittel der Demokraten der Meinung, Biden solle sich aus dem Präsidentschaftsrennen zurückziehen. Vor allem jüngere Demokraten wünschen sich seinen Rückzug: Drei Viertel der Demokraten unter 45 Jahren wollen, dass er aufhört.

Die Umfrage, über die „Associated Press“ berichtet, ergab ferner, dass nur etwa drei von zehn Demokraten sehr oder ziemlich sicher sind, dass der 81-Jährige die geistige Fähigkeit besitzt, erneut als Präsident zu dienen. Im Februar waren es noch vier von zehn gewesen.

Zudem denken auch nur 6 von 10 befragten Demokraten, dass ihre eigene Vize-Präsidentin Kamala Harris eine gute Präsidentin wäre. Gleichzeitig wollen auch 6 von 10 der befragten Amerikaner, dass Trump zurücktritt. Allerdings fordern dies nur sehr wenige Republikaner. Dort unterstützen ihn 72 Prozent als Kandidaten.

Insgesamt sind die Amerikaner der Umfrage zufolge inzwischen viel eher der Meinung, dass Trump die Wahl 2024 gewinnen kann als Biden: Davon gehen 42 Prozent aus, während es 18 Prozent eher Biden zutrauen und etwa ein Viertel den beiden dieselben Chancen zuspricht.

Die Ergebnisse dürften denjenigen Kritikern Aufwind geben, die den 81-jährigen Präsidenten zum Aufhören bewegen wollen. Bei mehreren öffentlichen Auftritten hatte Biden zuletzt den Eindruck hinterlassen, stark gealtert zu sein. Während sich erste prominente Demokraten für einen Wechsel des Kandidaten vor der Wahl im November aussprechen, hält die Parteiführung bisher zu Biden, der selbst öffentlich ein Ausscheiden ausgeschlossen hat. (mit dpa, Reuters)

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