
© Gestaltung: Tagesspiegel; Foto: AFP/John MacDougall
Thank God It’s International Friday 5: „Wir dürfen Menschen mit extremen Ansichten nicht abtun“, sagt Arnold Schwarzenegger
Die Themen der Woche: der Mann, der Trump erschießen wollte; Pager-Explosionen im Libanon; die deutsche Obsession mit den US-Wahlen.

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Der journalistische Alltag ist zum Glück selten öde. Überraschungen gehören quasi zum Geschäft. Aber gelegentlich reißen sie einen dann doch vom Hocker.
So geschehen diesen Montag. Wir diskutieren in der morgendlichen Konferenz über interessante Ansätze zum Attentatsversuch auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump als es auf einmal heißt: Der Kollege Sebastian Leber hat den Mann, der Trump erschießen wollte, schon einmal getroffen! Wie es zu dieser Begegnung kam und worüber die beiden gesprochen haben, verrät Ihnen Sebastian hier. 👇
Pager-Explosionen im Libanon: Ein neues Zeitalter der Kriegsführung
Am Dienstag und Mittwoch dann die unglaublichen Berichte aus dem Libanon: Explodierende Pager und Walkie-Talkies töten dutzende und verletzen über 3000 Menschen. Diese orchestrierten Präzisionsangriffe auf die Hisbollah, hinter denen mutmaßlich der israelische Geheimdienst Mossad steckt, geben einen Vorgeschmack auf das, was in den kommenden Jahren bevorsteht: eine rasante Weiterentwicklung der Art und Weise, wie Krieg geführt wird. Ich bin mir sicher: Der technologische Fortschritt, gerade bei der Künstlichen Intelligenz, wird diesen Trend massiv beschleunigen. Meinen Kommentar zu diesem Thema finden Sie hier. 👇
In der Tagesspiegel-Redaktion haben wir die verschiedenen Facetten der Geschehnisse beleuchtet. Tilman Schröter hat analysiert, wie stark die Angriffe die Hisbollah schwächen. Lars von Törne hat einen Blick auf die spektakulärsten Operationen des Mossad geworfen. Andrea Nuesse hat mit der Expertin Elisabeth Hoffberger-Pippan das Vorgehen völkerrechtlich eingeordnet. Maxi Beigang hat mit Ärzte ohne Grenzen im Libanon darüber gesprochen, wie sich die Explosionen auf die Bevölkerung vor Ort auswirken.
Krieg in der Ukraine
Ganz verlassen haben wir das Zeitalter der konventionellen Kriegsführung noch nicht. Der Krieg in der Ukraine zeigt, wie dort Elemente konventioneller und hochmoderner Kriegsführung miteinander verwoben sind.
Meine Kollegin Hannah Wagner hat den Militärexperten Mick Ryan, AM gefragt, wie gefährlich die russischen Drohungen gegen die Nato sind. „Als würde Putin sagen, dass er zum Mond schwimmen wird“, lautete seine Antwort. Welche Risiken angesichts der russischen Angriffe von den Atomkraftwerken in der Ukraine ausgehen, erklärt Christoph Pistner. 👇
Der „Terminator“ wird Ehrendoktor
Zurück zum Thema Überraschungen: Auch die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Arnold Schwarzenegger durch die Berliner Hertie School diese Woche kam für mich etwas unerwartet. Ich hatte ihn nicht gerade auf meiner Shortlist. Zu Unrecht, wie sich herausstellte. Denn der ehemalige Gouverneur von Kalifornien ist bereits „Dr. h.c. mult.“.
Seine politischen Erfolge seien vor allem darauf zurückzuführen, dass er überparteilich gearbeitet habe, sagte Schwarzenegger bei der Verleihung. Mit Blick auf die wachsende Spaltung der Gesellschaft, forderte er: „Bloß, weil Menschen extreme Ansichten vertreten, dürfen wir sie nicht abtun.“
Schwarzenegger, der Republikaner ist, hat in der Vergangenheit wiederholt Donald Trump kritisiert. Er identifiziere sich aber nach wie vor mit der republikanischen Partei, betonte er am Dienstag auf meine Frage hin. Und zeigte sich kampflustig: „Ich werde alles dafür tun, dass die republikanische Partei auf ihren Weg zurückfindet.“
Besessen von der US-Wahl?
Eine Gruppe junger US-Journalisten, die ich diese Woche getroffen habe, schilderte mir ihren Eindruck, dass wir Deutschen besonders besessen seien von der US-Wahl. Ich glaube, da haben sie recht. Die Tagesspiegel-Berichte zur Wahl im November sind seit Monaten unter unseren Top-Performern.
Und auch Wolfgang Ischinger beginnt seinen aktuellen Gastbeitrag für den Tagesspiegel mit einer kleinen Spitze: „Das Kuriose an Europa und den US-Präsidentschaftswahlen ist die Überzeugung vieler Europäer, dass sie eigentlich alle vier Jahre im November wahlberechtigt sein sollten.“
Die Zukunft des Journalismus
Ein Highlight für mich diese Woche war mein Treffen mit Journalistinnen und Journalisten aus Ghana, Kenia, Nigeria und Südafrika. Trotz der teils natürlich sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen in Afrika und Europa, haben wir festgestellt, dass die Fragen, die uns als Medienhäuser derzeit umtreiben, oft dieselben sind.

© Rebecca Sibanda / KAS
Einig waren wir uns auch, dass die Rolle, die Qualitätsjournalismus für die Demokratie spielt, kaum zu überschätzen ist. Gerade in Zeiten des zunehmenden Einflusses von fake news und Propaganda spielen freie und kritische Medien nicht nur für die zuverlässige Information von Bürgerinnen und Bürgern eine entscheidende Rolle. Und sie sind natürlich auch eine unersetzliche Kritik- und Kontrollinstanz für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf allen Ebenen. Der Trend des Mediensterbens, der weltweit verzeichnet wird, muss daher unbedingt aufgehalten werden.
Das Beste zum Schluss
Ist Ihnen die Welt gerade zu düster? Der frühere Obama-Berater Nipun Mehta hat eine Lösung. Im Interview mit mir erklärt er, wie man mit kleinen Gesten die Welt verändern und mit einer Tasse Kaffee die gesellschaftliche Spaltung bekämpfen kann.
Das war’s von mir für heute. Was hat Sie diese Woche besonders beschäftigt? Schreiben Sie es mir gerne in den Kommentaren. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Bis nächsten Freitag!
Herzlich Ihre Anja Wehler-Schöck
P.S.: Vielen Dank wie immer an Johannes Altmeyer fürs Feedback und Anke Dessin für die Grafik.
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