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Ein ukrainischer Soldat mit einem Mörser.

© dpa/Oleg Petrasiuk

„Schwierigste Kriegsphase“: Die größten militärischen Probleme der Ukraine – laut einem ukrainischen Kommandeur

Russland rückt in der Ukraine immer schneller vor. Der ukrainische Soldat Andrii Biletskyj erklärt in einem Interview, wo er die größten Herausforderungen für Kiews Truppen sieht.

Stand:

Andrii Biletskyj kommandiert die dritte Angriffsbrigade, laut dem Nachrichtenportal „Ukrainska Pravda“, eine der besten Einheiten des ukrainischen Militärs.

Der „Pravda“ hat Biletskyj ein Interview zu seiner Sicht auf den Stand des Krieges gegeben und was seiner Meinung nach die aktuell größten Probleme an der Front sind. Das ganze Interview auf Englisch ist hier nachzulesen – das sind seine wichtigsten Aussagen: 

1. Der Krieg hat seine schwierigste Phase erreicht. Die Bedingung an der Front sind aktuell sogar herausfordernder als in den ersten Kriegstagen. Die Gründe: Personalmangel, unzureichende Ausbildung und Motivationsprobleme der Soldaten. Vor allem mangelnde Ausrüstung und Ausstattung würden sich negativ auf die Kampfmoral auswirken. 

2. Der Winter wird keinen wesentlichen Einfluss auf die Stärke der russischen Angriffe haben. Russlands Truppen werden weiter mit kleinen Infanterieeinheiten angreifen und nach und nach kleine Geländegewinne machen. Für die Ukrainer allerdings bedeutet der Winter schlechtere Einsatzbedingungen für ihre Drohnen.

3. Die Beteiligung Nordkoreas an dem Konflikt, sieht Biletskyi vor allem wegen der Waffen- und Munitionslieferungen problematisch, weniger wegen seiner Truppen. Ohne die Lieferungen aus Nordkorea würde Russland seiner Meinung nach derzeit an einem extremen Mangel an Munition leiden. 

4. Auch Biletskyi verweist auf ein seit Monaten in der Ukraine und im Westen diskutiertes Problem: Die schleppende Mobilisierung und die daraus resultierende Unterbesetzung der Einheiten an der Front. Als Ursache nennt er das Misstrauen in die Rekrutierungsprozesse, Angst vor unzureichender Ausbildung und unqualifizierte Nachwuchsoffiziere, die die Rekruten ausbilden. Da fast jeder Ukrainer jemanden kenne, der in der Armee dient, würde sich die schlechte Ausbildungssituation herumsprechen. 

5. Um die Motivation der Soldaten aufrechtzuerhalten, bedürfe es mehr als nur einer Rede - sie hängt von klaren Plänen, einer effektiven Führung, angemessenen Ressourcen und einer umfassenden Betreuung ab, erklärt er, einschließlich angemessener Versorgung und medizinischer Betreuung. Die sieht Biletskyj offensichtlich nicht; eine klare Kritik an der Regierung Selenskyj

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6. Um dem Personalmangel an der Front zu begegnen, brauche es eine bessere Ausbildung: zum Beispiel tausende qualifizierter Ausbilder, die in der Lage sein müssten, monatlich Zehntausende Soldaten auszubilden. Weiter erklärt er: „Die Lösung besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Menschen, die jeden Monat in die Armee eintreten, um ein Vielfaches besser ausgebildet werden, als dies jetzt der Fall ist. Das bedeutet, dass weniger Menschen ohne Urlaub abwesend sein werden, weniger getötet oder verletzt werden und die russischen Verluste steigen werden.“

7. Biletskyi kritisiert die Regierung auch an einer weiteren Stelle zumindest indirekt, wenn er die Bedeutung einer ehrlichen Kommunikation mit der Gesellschaft über den Krieg anspricht. Wenn man sich zu sehr auf positive Propaganda verlasse, bestehe die Gefahr, dass das Vertrauen der Öffentlichkeit untergraben werde, insbesondere wenn sie im Widerspruch zu Berichten aus erster Hand von der Front stehe.

Interessant ist aber auch seine Aussage, wonach die Russen vor denselben Problemen wie die Ukrainer stünden. Auch ihnen mangele es an Ausrüstung und Munition und so an Motivation. Ihre großen Vorteile: Die seit einigen Monaten eingesetzten Gleitbomben, die die „Situation an der Front drastisch verändert haben“. Und die schiere Zahl an Soldaten, die als Kanonenfutter für jeden eroberten Meter sterben. (Tsp)

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