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Thank God It’s International Friday 44: Narziss ohne Goldmund
Die Themen der Woche: Der Un-Diplomat | Putin provoziert die Nato | Jimmy Kimmel ist zurück | Can Dündar über die Pressefreiheit | 80 Jahre Tagesspiegel

Stand:
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Haben Sie sich diese Woche Trumps Rede bei den Vereinten Nationen angesehen? Falls nein: Tun Sie‘s nicht. In der heutigen Ausgabe habe ich mehrere Tipps, was Sie stattdessen schauen könnten.
Auf mich wirkte das Ganze wie ein Alptraum, den ich haben könnte: Stell Dir vor, Du bist eingeladen vor der UN-Generalversammlung zu sprechen und erzählst was von kaputten Rolltreppen.
Bei „USA Today“, wo ich mir den Stream ansah, erschien wenige Momente, nachdem der US-Präsident das Wort ergriffen hatte, der Hinweis: „THESE STATEMENTS HAVE NOT BEEN VERIFIED BY USA TODAY.“ Interessanterweise hatte die Redaktion bei Trumps Vorredner, dem brasilianischen Präsidenten Lula, wohl keinen Anlass für diese Einblendung gesehen.
Neben Trumps narzisstischem Charakter machte sein Auftritt in New York vor allem eines wieder deutlich: Der US-Präsident glaubt, die großen Krisen und Kriege der Welt unter Kumpels lösen zu können. „I only do business with people I like“, gab er unverhohlen zu. Und begründete damit auch seine Annahme, der Ukraine-Krieg sei „am einfachsten“ zu beenden: weil seine Beziehung zu Präsident Putin immer so gut gewesen sei.
Russische Provokationen
Um Putins Beziehung zu Europa könnte es indes kaum schlechter stehen. Nach einer Woche, in der Moskau mit Drohnen und Kampfjets wiederholt den Luftraum von Nato-Staaten verletzte, wetterte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Freitag vor der UN-Generalversammlung gegen die Nato und die EU. Ihre „neokolonialer Ambitionen“ seien es, die gegenwärtig „zu einer erhöhten globalen Instabilität“ führten und regionale Konflikte vervielfachten.
Über die Frage, ob sich Europa angesichts der russischen Provokationen auf Trump verlassen könne, habe ich diese Woche in der Phoenix-Runde bei Alexander Kähler mit Ralf Stegner, Knut Abraham und Gesine Dornblüth diskutiert. Hier können Sie sich die Sendung ansehen. 👇
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Kaum hatten wir im ARD-Hauptstadtstudio zu Ende diskutiert, verkündete Trump auf seiner Plattform „Truth Social“ einen radikalen Kurswechsel: Die Ukraine könne den Krieg gewinnen, zeigte er sich auf einmal überzeugt. Meine Kollegin Miriam Rathje hat aufgeschrieben, warum der Umschwung des US-Präsidenten nicht zwingend Anlass zu Hoffnung gibt. 👇
Der Westen befindet sich in einem Dilemma: einerseits muss er sich davor hüten, das Spiel des russischen Präsidenten etwa durch den Abschuss eines Kampfjets aufgehen zu lassen; andererseits muss er auf Putins Provokationen hin Stärke demonstrieren.
Auf nicht-militärischem Weg könnte dies zum Beispiel geschehen, in dem die EU die eingefrorenen russischen Vermögenswerte nutzt, um die Ukraine umfangreicher zu unterstützen. Über diesen Schritt wird in Brüssel seit Monaten gestritten. Dass Bundeskanzler Friedrich Merz dafür nun einen konkreten Vorschlag vorgelegt hat, könnte der Debatte einen entscheidenden Impuls geben. 👇
„Die Justiz bin ich!“
Zurück zu Trump und seinen Sympathien. Was mit Leuten geschieht, die der US-Präsident nicht mag, lässt sich derzeit nur zu gut beobachten. Getreu seines Wahlkampfversprechens, politische Gegner verfolgen zu lassen, hat Trump die Justizministerin Pam Bondi angewiesen, den früheren FBI-Direktor James Comey anzuklagen.
Der Fall ist in vielerlei Hinsicht präzedenzlos. Nicht nur ist Comey der erste FBI-Direktor, der vor Gericht gestellt wird. Trumps Vorgehen ist auch ein weiterer Beleg für die gravierende Erosion der amerikanischen Institutionen und Gewaltenteilung. Comey hat am Donnerstag ein Video auf Instagram veröffentlicht. „Meine Familie und ich wissen seit Jahren, dass es etwas kostet, gegen Donald Trump aufzustehen“, sagt er darin. Aber etwas anderes zu tun, sei für sie keine Option.
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Was geschieht, wenn die Justiz zur Machtsicherung eines Autokraten missbraucht wird, weiß der türkische Exiljournalist Can Dündar nur zu gut. Mit ihm habe ich diese Woche über sein neues Buch „Ich traf meinen Mörder“ gesprochen, das in Kürze erscheint. Das gesamte Interview können Sie in den kommenden Tagen im Tagesspiegel lesen. Als Vorgeschmack hier das wunderbare Video, das meine Kollegin Melanie Probandt mit ihm aufgenommen hat. 👇
Can Dündar zeigt sich darin hoffnungsvoll: „Wir sind stark genug, um so etwas zu stoppen.“ Bezug nimmt er damit auf die Absetzung der Late-Night-Show mit Jimmy Kimmel vergangene Woche. Aufgrund des massiven öffentlichen Protests hat der TV-Sender ABC am Dienstag die Show wieder ins Programm aufgenommen – und damit Rekordquoten erzielt.
Es lohnt sich, Kimmels Eingangsmonolog vom Dienstag anzuschauen. Nicht nur, weil er darin von einem Jobangebot aus Deutschland berichtet. Kimmel bedankt sich vor allem auch bei den Menschen, die seine Show nicht gut finden, sich aber dafür einsetzen, dass sie dennoch ausgestrahlt wird. „Einen Comedian zum Schweigen zu bringen, den der Präsident nicht mag, ist anti-amerikanisch“, befindet Kimmel. 👇
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🥂🎂 Happy birthday, Tagesspiegel!
Nicht nur die Vereinten Nationen sind gerade 80 geworden, sondern auch der Tagesspiegel. Heute vor 80 Jahren ist die erste Ausgabe erschienen. Der Tagesspiegel war damit die erste freie Zeitung in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Für unsere heutige Jubiläumsausgabe, die ich Ihnen ganz besonders ans Herz lege, hat Andreas Austilat die Geschichte unseres Medienhauses auf wundervolle Weise nachgezeichnet. Lesen Sie hier. 👇
Auch in unserer Talkreihe „High Noon“ haben wir zum Jubiläum eine Sonderfolge aufgenommen. Gestern haben sich Chefredakteur Christian Tretbar und sein Stellvertreter-Team den Fragen der Leserinnen und Leser gestellt. Falls Sie den Talk verpasst haben, können Sie ihn sich hier ansehen. 👇
Das war’s von mir für heute. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Herzlich
Ihre Anja Wehler-Schöck
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